Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
richtigen Bestecks einübte, die korrekte Haltung einnahm und den Bediensteten gegenüber den richtigen Ton fand. Bren hatte diesbezüglich Anweisungen gegeben, und daran hielt sich das Personal, sogar heute, da er wünschte, dergleichen niemals verlangt zu haben.
    Jason machte einen entsprechend kindlichen Eindruck, was natürlich auch Saidin aufgefallen war, die sich damit Jasons Launen erklärte wie auch seine jüngst geäußerte Bemerkung, daß die Bediensteten alle Regenwolken seien – ghidari’sai uchi’sama – wo er doch Saidin hatte mitteilen wollen, daß er womöglich einige Mitglieder des Personals gekränkt habe – jidari’sai uchi’sa-ma.
    Seit dem Vortag von Brens Abreise waren die Regenwolken immer wieder Anlaß zur Erheiterung, und das Personal ging davon aus, daß Jason nicht ahnte, worüber gelacht wurde.
    Und bevor Bren abgereist war, hatte er Saidin vorsichtig erklären müssen, ja, Jasi-ji verstehe den Scherz; und ja, Jasi-ji sei verlegen, und, nein, Jasi-ji werde niemandem, der über ihn lachte, böse sein; es wäre allerdings jetzt wohl an der Zeit, mit der Frotzelei aufzuhören.
    Vielleicht war es während seiner Abwesenheit deswegen noch einmal zu Unstimmigkeiten gekommen. In Bezug auf seine Größe mußte Jason einem Ateva tatsächlich wie ein Kind vorkommen, und sprachlich schien er ebenfalls auf einem kindlichen Stand zu sein, aber er war kein Kind, sondern ein junger Mann, dem äußerst viel zugemutet wurde.
    Im dritten Gang wurde Wildbret der Saison aufgetischt.
    »Ich habe unregelmäßige Verben gebüffelt«, sagte Jason im Unterhaltungston. »Das Personal war mir dabei sehr behilflich. Es sollen keine Regenwolken mehr aufziehen. Zur Zeit arbeite ich an den Formen von get. Unteilbaren Pluralformen.«
    »Geläufige Verben. Defektive Verben?«
    »Defektive Verben?«
    »Alte Zeitwörter, die mit der Zeit den Bach runtergehen.«
    Jason blickte verwirrt auf.
    »Ja, Verben, die durch häufigen Gebrauch ständig umgemodelt werden, verkürzt, abgeschliffen, ergänzt, verfälscht… Wie eben auch get.« Das war nicht nur scherzhaft gemeint, und da er nun Jasons Interesse geweckt hatte, schob er die Erklärung nach. »Verben, die ausschließlich von Professoren gebraucht würden, blieben ewig unverändert. Es wären Fossilien. Im Unterschied dazu ist get ein sehr lebendiges Wort.«
    »Und ein schwieriges dazu.«
    »Allerdings. Aber deine Aussprache ist deutlich besser geworden. Schon sehr gut. Paß auf: Wenn du die Formen von get beherrschst, hast du auch die unregelmäßigen Unteilbaren shikira, makkium und shis’urna im Griff. Drei Viertel aller Verben der irei -Deklination enden in der Vergangenheit und im Plural auf -ra.«
    »Bist du sicher? Ist darauf Verlaß?«
    »Das formelle Ragi – auch darauf kannst du dich verlassen – hat dreihundertsechsundvierzig Schlüssel-Wörter. Fast alle jeweiligen Reimwörter werden ähnlich flektiert.«
    »Aber früher hast du von nur hundertzwölf Wörtern gesprochen.«
    »Das bezog sich auf die Umgangssprache. Jetzt rede ich von der Sprache bei Hof. Du bist über die Kinderformen hinaus.«
    »Nein, noch nicht. Nicht so schnell.«
    »Von jetzt an geht’s zügiger voran. Verlaß dich drauf.«
    »Das hast du auch gesagt, als ich hier gelandet bin.«
    Die Stimmung war aufgelockert. »Was hätte ich sonst sagen sollen?«
    Und plötzlich verdüsterte sich Jasons Miene wieder. Er senkte den Kopf, gabelte ein Stück Fisch auf und schien die Lust am Gespräch verloren zu haben.
    Bren blickte über den Tisch und die aufgetragenen Speisen, wovon manches selbst ihm unbekannt war, und ihm war klar, daß er sich nicht vorstellen konnte, wie es im Kopf des jungen Mannes vis-á-vis zuging, der bis zu seiner Landung auf diesem Planeten nie einen gewölbten Horizont gesehen hatte, nie einen blauen Himmel, nie jene irrtümlich aufgerufenen Regenwolken. Er hatte nie einen Fremden getroffen, ehe er vom Himmel gefallen und auf eine Welt voller Fremdwesen und fremder Sitten gestoßen war. Jasons Welt war bis dahin ausschließlich von der Mannschaft seines Schiffes bewohnt gewesen – seines Schiffes, nicht des Schiffes.
    Jason war irgendwie neugierig geworden auf die Dinge jenseits seiner stählernen Welt. Er hatte laut Auskunft des Kapitäns einen Abenteuergeist entwickelt, der ausschlaggebend dafür gewesen war, daß man ihn geschickt hatte, Jason, der zwei planetarische Jahre jünger war als Bren mit seinen sieben-, fast achtundzwanzig Jahren (was die beiden auf dem

Weitere Kostenlose Bücher