Atevi 3 - Erbe
einstellte wie bei seinem Besuch vor Ort, als er einzelne Bauteile des Raumschiffs vor sich liegen und das Engagement in den ihm zugewandten Gesichtern gesehen hatte.
Da war soviel Wohlwollen, so viel Hoffnung auf der einen Seite – und Verwundbarkeit gegenüber den Wechselfällen des Glücks sowie eine Anzahl von Widersachern auf der anderen Seite.
Baji-Naji. Glück und Zufall, symbolisch dargestellt als ineinander verschlungene Muster im Teppich draußen vor dem Speisezimmer; der Dämon und die Kraft, denen Schlechtes entspringt.
»Hat Ihre Sorge einen konkreten Grund?« fragte Jago: Jago, die ihre Schutzbefohlenen, ohne mit der Wimper zu zucken, mit dem eigenen Körper schützen würde und dazu ausgebildet war, für die, denen ihr Man’chi galt, mörderische Dienste zu leisten.
»Noch einmal, Nadiin-ji: Ein einziger unentdeckter Sabotageakt wirft uns in unserem Programm so weit hinter Mospheira zurück, daß wir keinen Anschluß mehr finden werden. In etlichen Werken, die ich besichtigt habe, mußte ich sehen, daß Leute aus der Stadt und Mitglieder von Adelsfamilien Einlaß finden, ohne einer gründlichen Sicherheitskontrolle unterzogen zu werden. Ich will nicht unhöflich erscheinen und hoffe auch nicht, daß ich den Eindruck irrationaler Angst vermittle.«
»Ihre Bedenken sind durchaus vernünftig.« Banichi ließ entspannt Luft ab. »Uns sind die Gefahren sehr wohl bewußt, glauben Sie mir. Es handelt sich um ein enorm komplexes Projekt mit manchen Schwachstellen. Aber seien Sie versichert, nand’ Paidhi, daß wir alles im Blick haben.«
Banichi ließ die Gilde unerwähnt. Er war der Mann, der bis vor kurzem nicht wußte oder für unwichtig hielt, daß die Sonne ein Stern ist. Aber was er für wichtig hielt, war bestens bei ihm aufgehoben.
»Und Lord Geigi hat seine Numerologen im Griff«, meinte Jago mit einem spöttischen Zug um die Lippen. »Beziehungsweise beschäftigt.«
»Gut zu hören.«
Die Karaffe stand auf dem kleinen Tisch neben Banichi. Er schenkte sich und Jago nach, die ihm ihr Glas entgegenhielt. »Nadi, Sie auch?«
Bren überlegte. Er hatte schon mit Jason einen Drink zu sich genommen. Aber wenn Banichi ihm auf diesem Weg auch frische Informationen anzubieten gedachte, nahm er gern mehr. Er ließ sich einen Fingerbreit Shibei nachschenken.
»War es dumm von mir, Lord Geigis Einladung anzunehmen und in seinem Haus zu wohnen?« fragte er.
»Offenbar nein.«
»Ich wollte nicht wissen, ob ich Glück hatte. Ich fragte…«
Banichi grinste. »Unser Bren ist dieser Tage äußerst vorsichtig.«
»Lord Geigis philosophische Überzeugungen sind extrem rigoristisch«, sagte Jago. »Und damit steht er im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung, wonach es keine Gewißheit dafür gibt, daß die richtigen Antworten tatsächlich gefunden sind. Doch Geigi und seine Deterministen haben das Universum nun nach Zahlen aufgeschlüsselt, die mit den von mospheiranischen Wissenschaftlern ermittelten Zahlen übereinstimmen. Das hat die rationalen Absolutionisten auf den Plan gerufen; sie suchen jetzt fleißig nach Problemen, die sich mit diesen neuen Erkenntnissen nicht lösen lassen. Wie auch immer, die Spacewarp-Theorie hat an Glaubwürdigkeit gewonnen, Bren-ji. Allerdings nagen die Numerologen immer noch am Knochen der Schneller-als-Licht-Vorstellung, der ihnen von Deana-ji hingeworfen wurde…« Das -ji hinter diesem Namen war natürlich polemisch gemeint. »Doch es traut sich niemand an eine Kritik der Spacewarps heran, ehe sich die Zahlenjongleure und die Absolutionisten noch nicht auf der sicheren Seite wähnen können. Und überhaupt, diese… diese Raumfalten, um die es bei dieser Theorie geht, werden sich, wie ich höre, nur schwer widerlegen lassen.«
»Gut, daß sich meine Partnerin auf diese Dinge versteht. Ich muß da passen«, sagte Banichi und nippte an seinem Likör. »Wie dem auch sei, Geigis Wohlwollen ist gesichert. Damit addieren sich die Zahlen im Norden der Halbinsel zu einer günstigen Summe, und das sind die Zahlen, die mich interessieren. Was mir nur Sorgen bereitet, ist Geigis Ehrlichkeit – und seine Neigung, Gäste einzuladen, das heißt, diese an seiner Sicherheit vorbeizuführen. Tano sagt, daß sie Geigi geraten haben, strengere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.«
»Ich hielt das für angebracht. Oder war das übertrieben?«
Banichi lachte kurz auf. »Geigi muß annehmen, daß Sie von Ihrer Sicherheitsmannschaft spezielle Insider-Informationen erhalten haben, und er
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