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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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wie machst du das?«
    Vlad schüttelte den Kopf. »Das habe ich selbst in den letzten paar Jahren herauszufinden versucht, und es ist mir nicht gelungen. Aber ich kann dir sagen, es klappt am besten, wenn du verstehst, warum du dies oder jenes fühlst, und dafür mußt du manchmal die Dinge nehmen, die du einfach weißt, und sie in Frage stellen. Das ist eines der guten Dinge, die Athyra und Philosophen tun.«
    »Ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte Savn langsam.
    Vlad sah ihn abermals an. »Ja? Und?«
    »Manche Dinge weiß man einfach.«
    Vlad schien etwas erwidern zu wollen, beschloß aber offenbar, die Sache fallenzulassen. Sie verstummten, und Vlad machte sich wieder daran, die Gegend unten zu beobachten.
    Nach einer Weile fragte der Ostländer: »Wer ist die Dame dort mit dem grünen Hut, die jeden um sich herum anspricht?«
    »Ich kenne ihren Namen nicht, aber sie ist ihre Priesterin.«
    »Von?«
    »Was meinst du, ›von‹? Ach so, verstehe. Von Trutta.«
    »Hmmm. Also keine Hilfe.«
    »Keine Hilfe für was?«
    »Ist schon gut. Verehrt ihr auch Trutta?«
    »Verehren?«
    »Ich meine, zu wem betet ihr?«
    »Beten?«
    »Wer ist euer Gott?«
    »Segner scheint ganz gut mit Naro zu stehen, der Dame Die Schläft, also bittet er gewöhnlich sie um Dinge.«
    Vlad nickte und zeigte wieder auf jemanden. »Wer ist der Kerl, der zum Wasser hinabläuft?«
    »Ich weiß seinen Namen nicht mehr. Er macht Seife und verkauft sie.«
    »Wo verkauft er sie?«
    »Gleich da, am Fluß. Die meisten machen ihre, glaube ich, selbst, genau wie wir, deshalb hat er nicht viel Kundschaft, außer in denjenigen, die ihre Wäsche mitgebracht haben, aber nicht genug eigene Seife.«
    »Woanders verkauft er nicht?«
    »Nein, nicht, daß ich wüßte. Warum?«
    »Ist nicht so wichtig.«
    »Wir waschen nicht im Fluß; wir haben Brunnen.«
    »Ihr wascht in euren Brunnen?«
    »Nein, nein, wir –«
    »War nur ein Spaß.«
    »Ach so. Wir gehen manchmal zum Schwimmen an den Fluß, aber nur flußaufwärts von denen. Im Oberlauf des Braunlehm kann man nicht schwimmen; da ist er zu kalt und zu schnell.«
    »Wer ist das, der gerade hinter dem Streubusch herläuft?«
    »Da? Das ist Fird. Er ist einmal zu Meister Wack gekommen, da hatte er irgendeinen üblen Ausschlag an den Händen, und Meister Wack hat ihn mit Rosenblättern abgerieben, und davon ist er weggegangen.«
    »Was macht er?«
    »Obst verkaufen.«
    »Obst? Ihr habt Obst hier?«
    »Fird holt es vom Oberlauf. Wir haben hier nicht viel. Es ist teuer. Aber Mangos wachsen hier, und Ti’iks und Orangen, und –«
    »Verkauft Tem die nicht?«
    »Kann er sich nicht leisten. Fird ist der einzige.«
    »Den muß ich kennenlernen.«
    »Er ist fast jeden Tag am Fluß. Wir können runtergehen, wenn du willst.«
    »Nicht im Moment. Wo verkauft er sein Obst sonst noch?«
    »Nur hier. Und im Schloß, glaube ich.«
    »Wirklich? Er dient Kleineklippe?«
    »Nein, nur denen, die Seiner Lordschaft dienen.«
    »Das ist interessant.«
    »Ja? Zuerst hat er nur das gemacht – Obst und Gemüse hergebracht, damit die Diener Seiner Lordschaft zu essen hatten, aber dann hat er gesehen, daß, wenn er zum Fluß geht, jeder etwas kaufen will, deshalb hat er jetzt, glaube ich, mehr Kunden am Strand als unter den Dienern, obwohl ich nicht weiß, ob es von Bedeutung ist –«
    »Sein Name, sagst du, ist Fird?«
    »Ja.«
    »Gut, gut.«
    Vlad sah noch eine Weile zu, dann wandte er sich grunzend von der Klippe ab.
    »Gehen wir wieder zu den Höhlen?«
    »Nein, ich hatte gedacht, wir kehren zu Tem zurück, auf ein Glas Wein.«
    »Oh.«
    Als sie über den Hang zurückgingen, kam es Savn so vor, als sei das Gefühl vorbei – jenes Etwas, das in diesem merkwürdigen Mann offengestanden hatte, der neben ihm ging, war wieder verschlossen. Tja, dachte er. Jetzt, wo es zu spät ist, möchte ich wissen, was ich ihn hätte fragen sollen.
    Als sie die Hügelkuppe erreichten und wieder auf dem Weg waren, sagte er: »Ähm, Vlad?«
    »Ja?«
    »Hast du was mit Mä und Pä, ähm, gemacht, gestern abend?«
    Vlad runzelte die Stirn. »Etwas gemacht? Du meinst, eine Beschwörung gesprochen oder so? Warum denkst du das? Benehmen sie sich seltsam?«
    »Nein, ich verstehe nur nicht, wieso sie nicht wütend auf mich waren, weil ich so lange draußen gewesen bin.«
    »Oh. Ich habe dafür die Verantwortung übernommen, mehr nicht.«
    »Verstehe«, sagte Savn. Überzeugt war er nicht, aber andererseits hatte er doch Schwierigkeiten gehabt zu glauben,

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