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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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der Ostländer habe seine Eltern irgendwie verhext. Weil er die Frage nicht so zwischen ihnen hängen lassen wollte, fragte er: »Wie sind deine Eltern so?«
    »Tot«, sagte Vlad.
    »Oh. Das tut mir leid.« Er überlegte einen Augenblick, wie es ohne Mä und Pä wäre, dann wollte er nicht mehr weiter daran denken. Er fragte: »Haben sie dir alles beigebracht?«
    »Nein, das war mein Großvater.«
    »Ist er –«
    »Nein, er ist noch unter uns. Oder zumindest war er das vor ein paar Jahren. Er ist ein alter Mann, aber Hexenmeister neigen wie Zauberer dazu, lange zu leben.«
    Sie kamen an die breite Stelle im Weg, die Karren zum Wenden benutzten, leicht westlich von dort, wo er sich allmählich ins Dorf hinabwindet. Der Wald ragte auch hier zu beiden Seiten hoch.
    Savn fragte: »Wolltest du mir heute noch mehr Hexenkunst zeigen?«
    Vlad schien die Achseln zu zucken, ohne sie dabei zu bewegen. »Was möchtest du wissen?«
    »Na, ich meine, ich weiß nicht. Ich würde gern wissen, wie man was Interessantes macht.«
    »Das ist eine Herangehensweise.«
    Sie liefen den Weg entlang und kamen an der Stelle vorbei, an der Savn Vlad das erstemal gesehen hatte, dann ging es den leichten Hang zum letzten Hügel vor dem Dorf hinauf.
    »Was meinst du damit?« wollte Savn wissen.
    »Dieser Kunst kann man sich von diversen Richtungen nähern. Eine ist das Erlernen interessanter Dinge, die man machen kann, eine weitere ist die Suche nach Wahrheit, eine dritte die Suche nach Verständnis oder Weisheit, wenn du so willst, wenn es auch nicht ganz das gleiche ist –«
    »Darüber hast du vorhin schon gesprochen, oder? Ich meine über die Hexenkunst und das Verstehen.«
    »Ja.«
    »Aber ist Wissen nicht dasselbe wie Verstehen?«
    »Nein.«
    Savn wartete, daß der Ostländer dies erklärte, doch das tat er nicht. Statt dessen fügte er hinzu: »Und ein weiterer Weg ist die Suche nach Macht.«
    »Welchen Weg hast du genommen?«
    »Wie du. Ich wollte lernen, wie man etwas Interessantes tut. Mußte ich irgendwie.«
    »Warum?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Oh. Und was ist mit mir?«
    »Du solltest dir überlegen, in welche Richtung du gehen möchtest.«
    »Das weiß ich schon.«
    »Ach ja? Laß hören.«
    »Wie ich schon sagte, ich will interessante Sachen machen.«
    »Hmmm.«
    »Wie du.«
    »Warum das?«
    »Um die Mädchen zu beeindrucken.«
    Vlad schaute ihn an, und Savn hatte das Gefühl, der Ostländer würde ihn in gewisser Weise zum erstenmal sehen. Nach einem Augenblick erschien ein Lächeln um Vlads Mund, und er sagte sanft: »Na, warum nicht? Laß uns ein bißchen vom Weg abweichen. Wälder und Dschungel fühlen sich immer gut für so etwas an.«
    »Was ist mit einem Ort der Kraft?«
    Vlad lachte kurz. »Unnötig – für diese Phase.«
    »Na schön. Ich nehme an, am Ende verstehe ich es.«
    »Ja, es sieht ganz danach aus, aber darum machen wir uns vorerst keine Sorgen.«
    »Hier?«
    »Noch ein Stück weiter, denke ich. Ich will nicht von Pferdegetrappel und Karren abgelenkt werden.«
    Savn folgte ihm um mächtige Bäume, über niedriges Gebüsch und unter hängende Äste, bis er anscheinend gefunden hatte, wonach er suchte, woraufhin er grunzte, sich gegen den breiten Stamm eines Zuckerahorns lehnte und sagte: »Mach es dir bequem.«
    »Habe ich«, sagte Savn im Hinsetzen. Dann, als ihm klar wurde, daß es nicht ganz stimmte, rückte er sich so gut es ging zurecht. Aufregung stieg in ihm hoch, doch er lockerte die Schultern und wartete, bis er sich wieder an die entspannte Haltung von gerade erinnerte. Vlad sah ihm aufmerksam zu und lächelte leicht unter den Haaren, die um seine Lippe wuchsen.
    »Was denn?« fragte Savn.
    »Nichts, nichts. Was weißt du über telepathische Kommunikation?«
    »Nun, ich kenne welche, die das ein bißchen können. Und ich weiß, daß Zauberer es können.«
    »Hast du es je selbst versucht?«
    »Ich? Nee.«
    »Warum nicht?«
    »Na, ich, ähm, ich wüßte nicht, warum ich es können sollte.«
    »Jeder kann es. Man muß dir nur zeigen, wie.«
    »Du meinst, Gedanken lesen?«
    »Nicht ganz. Eher ist es wie Sprechen ohne Geräusche zu machen. Gedanken lesen ist möglich, aber das ist wesentlich schwieriger, und selbst dann könnte man noch erwischt werden.« Vlad unterbrach sich und schien sich an etwas zu erinnern, wenn Savn den Blick in die Ferne und das halbe Lächeln richtig deutete. »Viele werden wütend, wenn man versucht, in ihre Gedanken zu dringen.«
    »Das glaube ich«, sagte

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