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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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wirklich bewegt?«
    »Das hast du«, erwiderte Vlad.
    Savn schüttelte den Kopf, fand aber keine Worte.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Vlad.
    »Toll. Ein bißchen müde, nehme ich an.«
    »Das geht vorbei. Du wirst heute abend Schwierigkeiten beim Einschlafen haben. Ich schlage ordentlich körperliche Ertüchtigung vor.«
    »Na gut. Dann renne ich den ganzen Weg nach Hause.«
    »Gute Idee.«
    Sie standen auf. Vlad nahm seinen Anhänger und legte ihn sich wieder um den Hals. Langsam gingen sie zum Weg zurück und liefen weiter in Richtung Dorf. Savn fand keine Worte mehr, und er war zu sehr von Erstaunen und Verwirrung gefangen, als daß er sich unterhalten konnte. Er schüttelte den Kopf. Selbst jetzt schien er den Wind an seinem Hals deutlicher zu spüren, die scharfen Umrisse der Bäume vor dem Dämmerhimmel und die Gesänge der Vögel aus allen Richtungen. Sie waren immer schon dagewesen – warum hatte er sich entschieden, sie nicht zu hören, und weshalb hörte er sie jetzt?
    Solche Gedanken hatte er, bis ihm auffiel, daß sie das Dorf betraten und sogar schon vor Tems Haus standen. Sie hielten an, und er fragte: »Wann werde ich dich wiedersehen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, mein Freund. Vielleicht morgen.«
    »Also gut.«
    Er rannte tatsächlich die ganze Strecke nach Hause und genoß es, wie die Luft durch seine Lungen strömte, die Füße auf dem Weg stampften, den sich verdunkelnden Himmel und den Wind, der kälter wurde und in seinem Gesicht stach.
    Er schaffte es pünktlich zum Abendessen, was Mä und Pä davon abhielt, ihn auszufragen. Polyi plapperte wie üblich beim Essen, doch Savn, der nicht richtig hinhörte, schnappte einige spitze Bemerkungen gegen ihn auf. Mä und Pä zum Glück aber nicht.
    In jener Nacht schlief Savn sofort ein, und dann träumte er, daß er auf der Straße vor Tems Haus stand, während Lova inmitten einer gesichtslosen Menge ihn bewundernd anschaute, weil er den Boden auftat und schloß und Feuer aus dem Himmel stürzen ließ. Als er aufwachte, erinnerte er sich an den Traum und sagte zu sich: »Wie seltsam. Ich hatte ja keine Ahnung, daß ich sie mag.«
     
    Was nun?
    Sie flog zu dem kleinen Bau hinab, in dem der Versorger wohnte, und ihr Partner, das wußte sie, war schon dort. Und gerade, als sie die Luft einfing, um auf dem Dach zu landen, und mit den Krallen nach dem weichen Holz griff, stieg er einmal mehr auf, direkt an ihr vorüber.
    Sie fauchte und folgte ihm.
    Einen Weichen? Ihr Partner dachte an einen Weichen. Aber wie sollte man einen von den anderen unterscheiden?
    Sie versuchte zu verstehen, was ihr Partner von ihr wollte. Sie verstand so etwas wie Obst oder den Geruch von Obst, aber als sie herauszufinden versuchte, welches Obst, wurde ihr Partner hektisch.
    Schließlich begriff sie, was er wollte, und dachte, was sein muß, muß sein. Und dann endlich fliegen.
    Aufwärts jetzt, hinaus, auf den Strömungen, mit ihnen, durch die Wolkendecke, Vorsicht, bloß nicht einatmen. Dann höher hinaus, noch höher und aus reiner Freude herabstürzen, wie ein Stein an der Klippe vorüberfallen, die Luft auffangen und treiben und gleiten.
    Etwas wie Gelächter kam aus ihren Gedanken und hallte von ihrem Partner wider.
    Er fand den, den sie beobachten sollten, und sie folgte dem Pfad, den er zeigte. Ja, das war der richtige. So sei es. Eine lange, langweilige Zeit stand bevor, dachte sie.
    Sie hoffte, sie würde wach bleiben können.

 
     
ICH HEIRATE KEINEN ZORNIGEN ZAUBRER,
ICH HEIRATE KEINEN ZORNIGEN ZAUBRER,
GEFÄHRLICH WÄRE SEIN GEPLAUDER.
HEISSE HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN …
     
     
    Nachdem er gefrühstückt hatte, ging Savn nach draußen. Er schaute über die Stoppeln, die nun fast jedes Feld in Sichtweite bedeckten und nur hier und da von den Vorratslagern und Nebengebäuden unterbrochen wurden. Der Boden sah klumpig und fest aus und irgendwie brauner als im Frühling, obwohl man ihm sagte, das sei bloß Einbildung.
    Es schien erst so kurze Zeit vergangen, seit er hier herausgekommen war und überall kleine Blümchen gesehen hatte, die meisten blau, ein paar auch rosa oder weiß. Aber jetzt sah es beinahe wie eine Wüste aus, abgesehen von dem langen, schmalen Streifen gleich neben dem Weg, wo der dicht gedrängte Flachs ihm fast bis an die Hüfte reichte. Hier sollten er und seine Schwester heute arbeiten. Mä und Pä hatten ihre Pflicht bereits erfüllt und kamen von den Flachspflanzen im Westen her, und Polyi hielt die kleine Sichel und wartete auf

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