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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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hat?«
    Savn merkte, daß er dem Meister einerseits nichts vorheucheln konnte, wenn der ihn so anstarrte, er aber andererseits den Grund gar nicht wußte. Schließlich sagte er: »Ich habe nachgedacht. Manche Leute sagen dies, andere sagen das –«
    »Wer hat was über was gesagt?«
    »Na, meine Freunde denken, der Ostländer hat etwas mit Zaums Tod zu tun, und er sagt –«
    »Blödsinn«, unterbrach Meister Wack, doch sein Ton war nicht unfreundlich. »Deine Freunde haben keine Ahnung, und dem Ostländer darf man nicht glauben.
    Andererseits«, fuhr Wack fort, »beantwortet dies deine Frage nicht. Die Wahrheit erkennt man einfach dann, wenn man Augen und Ohren offenhält und seinen Kopf benutzt. Mehr braucht es dazu nicht.«
    Savn nickte, auch wenn er seine Frage nicht recht für beantwortet hielt. Aber war denn Meister Wack wirklich derjenige, der es konnte? Er kannte sich damit aus, wie man kranken Menschen half, aber was hätte er für ein Bedürfnis, nach dem Wesen der Wahrheit zu fragen? Er könnte es bei Segner versuchen, doch der würde ihm nur sagen, er solle auf die Götter vertrauen, und Sprecher würde sagen, er solle dem vertrauen, was er, Sprecher, selbst gesagt hat.
    Dann wiederum fragte er sich, was er selbst für ein Bedürfnis hatte, über solcherlei nachzudenken. Darauf gab es keine Antwort, aber das half auch nicht. Er stellte fest, daß er unbedingt wieder mit Vlad reden wollte, obwohl er sich fragte, ob es ein Fehler sei, dem Ostländer zu sehr zu vertrauen.
    Er sagte: »Danke, Meister. Gibt es sonst noch was?«
    »Nein, nein. Lauf ruhig nach Hause. Und mach dir nicht so viele Gedanken.«
    »Nein, Meister.«
    Er trat in die warme Herbstluft hinaus und rannte augenblicklich zum Dorf zurück. Wenn er sich doch nur teleportieren könnte. Das wäre am besten, dachte er. Wie lange es immer dauert, von hier nach da zu kommen, dabei könnte ich einfach irgendwo auftauchen. Er fragte sich, ob er Vlad überreden konnte, es ihm zu zeigen. Wahrscheinlich nicht, überlegte er. Bestimmt war es sowieso zu schwierig.
    Bald darauf war er dort, und er fand Vlad zu seiner Überraschung fast sofort, denn der saß bei Tem, trank Wein und behielt die Tür im Auge, als warte er seinerseits auf Savn, was das Lächeln zur Begrüßung zu bestätigen schien. Drei oder vier bekannte Gesichter waren außerdem zugegen, doch Savn hatte keine Lust, mit einem von ihnen zu sprechen.
    Er setzte sich zum Ostländer und entbot ihm einen guten Tag, Vlad antwortete entsprechend und lud ihn auf ein Glas Malzbier ein. Savn nahm an. Vlad machte Tem ein Zeichen, und Savn kam nicht umhin, den Blick zu bemerken, den der Hauswirt ihm zuwarf, als er das Glas vor ihm absetzte. Er überlegte, ob es ihn ärgern sollte, beschloß dann jedoch, daß es ihn nicht weiter kümmere.
    Als Tem wieder hinter dem Tresen stand, sagte Savn: »Ich habe den ganzen Tag an unseren Unterricht gedacht. Kannst du mir noch mehr zeigen?«
    »Gewiß doch«, antwortete Vlad. »Aber bist du denn sicher, daß du so viel mit mir gesehen werden willst?«
    »Wieso nicht?«
    »Hast du die Blicke nicht bemerkt?«
    »Ich glaube schon«, sagte Savn. »Heute morgen auch, als ich mit meiner Schwester hier war. Aber warum?«
    »Weil du bei mir sitzt.«
    »Was kümmert es sie?«
    »Entweder weil ich ein Ostländer bin oder weil sie immer noch denken, daß ich in Zaums Tod verwickelt war.«
    »Oh. Aber warst du doch nicht, oder?«
    »Das habe ich mich auch gefragt«, sagte Vlad.
    Savn glotzte ihn an. »Was meinst du damit?«
    »Na, getötet habe ich ihn nicht«, sagte Vlad. »Aber das heißt nicht, daß ich nicht in seinen Tod verwickelt war.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Wie ich bereits sagte, ich bezweifle, daß es Zufall ist.«
    »Ich wünschte«, sagte Savn langsam, »Meister Wack hätte herausgefunden, was ihn getötet hat.«
    »Dein Meister ist gescheitert?«
    Savn dachte an die Worte des Meisters, daß er noch nicht aufgegeben hatte, und er sagte: »Ja. Er weiß es nicht.«
    »Dann weiß ich es.«
    Savn merkte, wie seine Augen größer wurden. »Was?«
    »Ich weiß, was ihn getötet hat.«
    »Woher denn?«
    »Weil Meister Wack gescheitert ist. Mehr Informationen brauche ich nicht.«
    »Aber, äh, was war es denn?«
    »Zauberei.«
    Savn schüttelte den Kopf. »Meister Wack hat gesagt, Zauberei hinterläßt Spuren.«
    »Gewiß, wenn sie auf einfache Art geradewegs verwendet wird, etwa, wenn man den Herzschlag aufhören läßt oder einen Blutsturz bewirkt oder eine äußere

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