Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
bevor er seinen Platz erreichte, in der Umkehr befand und zur Tür ging.
    Und bevor er sie erreicht hatte, rannte er.
     
    Wie lange er rannte oder wohin, wußte er nicht, aber am Ende fand er sich auf dem weichen Gras eines Hügels wieder, wie er in den toten Nachthimmel starrte und den Duft von Herbstblättern einatmete.
    Er versuchte, sich das Verhalten seiner Freunde zu erklären, doch er konnte nicht. Er wollte seine eigene Reaktion verstehen, seine panische Flucht, doch seine Gedanken scheuten sich vor diesem Thema.
    Er überlegte, ob er wieder bei Tem einkehren und seine Freunde fragen sollte, wo ihr Problem lag. Aber was, wenn sie es taten? Was, wenn sie ihn, und das würden sie fast sicher tun, ausschimpften, weil er sich mit dem Ostländer abgab? Was würde er erwidern?
    Und, wo er schon dabei war, warum verbrachte er eigentlich so viel Zeit mit dem Ostländer?
    Er stand auf und schaute sich um. Er befand sich westlich vom Dorf, nicht weit weg war Meister Wacks Haus und in der Nähe die Straße. Der Heimweg würde ihn an Tems Haus vorbeiführen. Er überlegte, ob er den Umweg gehen sollte, tadelte sich aber dann für diese Feigheit.
    Er ging zur Straße hoch und wandte sich dem Dorf zu. Es war spät; Mä und Pä würden sich bald schon Sorgen um ihn machen. Er verfiel in Trab. Vorbei an Tems Haus. Es war still, und er überlegte, hineinzugehen, verwarf diese Idee jedoch rasch wieder. Er hatte heute abend nicht die Absicht, sich seinen Freunden zu stellen – nicht, ehe er wußte, was er ihnen sagen sollte.
    Sein länger werdender Schatten, den die Lampe vor Tems Haus warf, lief ihm voran durch die Ansammlung von Häusern, die er als »Dorf« bezeichnete. Als er verschwand, rannte er beinahe in eine Gestalt, die vor ihm auftauchte. Er blieb stehen, und aus der einen Gestalt wurden mehrere, drei oder vier, dachte er, einzelne dunkle Umrisse, die dunkler als die Nacht um sie herum waren. Zwei Atemzüge lang dauerte es, dann wußte Savn, es waren Menschen.
    Die Panik, die ihn vorhin ergriffen hatte, kam plötzlich zurück, doch er beschloß, sich nicht davon überwältigen zu lassen. Wenn hier nur seine Einbildung verrückt spielte, wäre es albern, wenn er weglief. Und wenn nicht, würde Weglaufen vermutlich auch nicht helfen.
    »Hallo«, sagte er. »Ich kann euch nicht erkennen.«
    Darauf ertönte ein leises Lachen, und er wußte mit einer Gewißheit, die ihm den Magen umdrehte, daß seine Furcht nicht unangemessen war.
    »Wer seid ihr?« fragte er und suchte nach Worten, die ihn aus dieser Lage befreien konnten.
    »Wir sind deine Freunde«, sagte eine Stimme, die er als die von Korall erkannte. »Wir sind deine Freunde, und wir möchten gern wissen, warum du uns nicht deinem neuen Kumpel vorstellst.«
    Savn merkte, daß das Schlucken ihm schwerfiel. »Ihr wollt ihn kennenlernen? Klar. Ich meine, er ist ja nur ein Mann. Ihr werdet ihn mögen. Warum gehen wir nicht –«
    »Halt’s Maul«, schnappte Korall, und im gleichen Augenblick stieß jemand Savn an.
    Er sagte: »Korall? Hör mal –«
    »Halt’s Maul«, wiederholte der.
    Wieder wurde er gestoßen, diesmal so heftig, daß er umfiel. Der Sturz rief nur noch mehr Gelächter hervor. Er fragte sich, wer noch dabei war. Mit mulmigem Gefühl dachte er daran, wie groß Lan war.
    Er überlegte, ob er loslaufen sollte, aber dann würde einer der drei ihn einholen, und ein Fluchtversuch würde alles eher noch schlimmer machen. Langsam rappelte er sich auf, versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, aber vergebens.
    Korall beleidigte ihn und wartete. Savn tat gar nichts. Erneut wurde er umgestoßen, und erneut erhob er sich. Er überlegte, sie zu attackieren, konnte sich aber dann nicht dazu bringen; ein Teil von ihm hoffte einfach weiter, daß sie mit dem Geschubse zufrieden wären, auch wenn er eigentlich wußte, daß diese Hoffnung trog.
    Dann beleidigte ihn der Junge neben Korall, und Savn erkannte Lans Stimme. Als dritten vermutete er Lans Bruder Tuk, und auch dies bestätigte sich kurz darauf.
    Wartend stand Savn da und hatte das Gefühl, das alles könne gar nicht wahr sein. Wieder schubste ihn jemand; dann stieß ihn ein anderer, und so ging es schwindelerregend weiter, bis er abermals zu Boden fiel. Er fragte sich, was geschehen würde, wenn er einfach liegenblieb, und entschied, daß sie ihn dann wohl treten würden. Langsam kam er auf die Beine, und im Hinterkopf dachte er, ob sie ihn wohl gut genug sehen konnten, ihm eine zu verpassen.
    Dann boxte ihm

Weitere Kostenlose Bücher