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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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hinunter und fragte: »Was sind das für Ausnahmen?«
    »Was? Oh. Ruhe und Frieden, beispielsweise«, sagte Vlad. »Man hat keine Ahnung, wie angenehm das ist, wenn man den größten Teil seines Lebens ohne zugebracht hat. Weißt du, als ich die Stadt verließ, konnte ich eine ganze Weile nicht einschlafen, einfach, weil ich die Stille nicht gewohnt war.«
    »Wie eigenartig.«
    »Ja, das finde ich auch.«
    »Wann bist du fortgegangen?«
    »Kurz nach dem Aufstand.«
    »Welcher Aufstand?«
    Vlad bedachte ihn erneut mit einem unlesbaren Blick, diesmal mit kurzem Stirnrunzeln. Er sagte: »Es gab mit den Ostländern und den Teckla einigen Ärger in der Stadt.«
    »Oh«, machte Savn, »ja. Davon habe ich gehört. Haben da nicht ein paar Verräter die Leibwachen Ihrer Majestät getötet und versucht, sie selbst zu entführen?«
    »Nicht ganz«, sagte Vlad.
    »Moment mal«, sagte Savn. »Hattest du damit zu tun? Mußtest du deshalb die –«
    »Nein«, unterbrach Vlad. »Ich war wohl daran beteiligt, aber nur indem ich versuchte, mich da rauszuhalten.«
    »Aber was ist denn dann passiert?«
    Vlad schüttelte den Kopf. »Den größten Teil weiß ich selbst nicht. Es hätte beinahe einen Krieg gegeben, und es gab Zwangsverpflichtungen, und Blut floß, und dann war es vorbei.«
    »Was ist eine Zwangsverpflichtung?«
    »Wenn sie dich in die Armee oder die Marine stecken und in den Kampf schicken.«
    »Oh. Das würde mir gefallen, glaube ich.«
    Vlad blickte ihn wieder kurz an, dann lächelte er fast und sagte: »Ich wäre mir da nicht so sicher. Ich bin nie in der Armee gewesen.«
    »Nein, aber du hast Leute getötet. Ist doch dasselbe, oder nicht?«
    Vlad lachte kurz. »Gute Frage. Manche Soldaten sind da anderer Ansicht. Aber ich würde meinen, du hast recht. Wer soll das entscheiden?«
    »Ich habe früher geträumt, daß ich Soldat bin«, sagte Savn.
    »Wirklich? Das ist aber komisch. Einerseits ein Soldat, andererseits ein Medikus.«
    »Tja, nun … ich verstehe, was du meinst. Aber als ich Soldat sein wollte, war es, ich weiß nicht, anders.«
    »Ich weiß«, sagte Vlad. »Wenn man träumt, ein Soldat zu sein, stellt man sich vor, man bringt den Feind um, sieht ihn aber nicht bluten. Und man sieht auch keine Freunde bluten.«
    Savn nickte langsam. »Ich war noch klein, und –« Er zuckte die Achseln und lächelte leicht. »Ich fand die Uniformen so schön.«
    »Und die Vorstellung«, fragte Vlad, »von hier fortzukommen?«
    »Kann sein, auch wenn ich nie so darüber nachgedacht habe. Hast du mal einen Soldaten kennengelernt?«
    »Ich habe Krieger kennengelernt«, erwiderte Vlad.
    »Was ist der Unterschied?«
    »Wieder eine gute Frage. Ich weiß es nicht so recht, aber so haben sie sich genannt.«
    »Und wie waren sie?«
    »Arrogant, aber nicht auf unangenehme Weise.«
    »Haben sie dir angst gemacht?«
    Vlad lachte. »Dann und wann hat fast jeder, den ich kennengelernt habe, mir einmal angst gemacht.«
    »Selbst deine Freunde?«
    »Vor allem meine Freunde. Andererseits, ich hatte auch sehr ungewöhnliche Freunde.«
    »Ja, und eine davon ist sogar Vampirin.«
    »So ist es.«
    »Das würde mir angst machen«, sagte Savn nachdenklich. »Irgendwas an der Vorstellung, daß jemand, der tot sein sollte – behauptest du immer noch, daß Seine Lordschaft untot ist?«
    »Ja.«
    »Du meinst es wirklich?«
    »Ja.«
    Savn schüttelte den Kopf. »Ich glaube es einfach nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Wie spricht man denn mit einem Untoten? Ich meine, ist das nicht gruselig?«
    Vlad zuckte die Achseln. »Man gewöhnt sich –« Er brach ab und schaute zur Tür. »Ah. Du mußt ein Seher sein. Eine Sängerin, nehme ich an.«
    Savn drehte sich um, und tatsächlich trat in dem Moment eine Dame ein und traf auf die lächelnden Gesichter von Tem und den wenigen Gästen des Hauses. Sie trug eine von der Reise abgewetzte weiße Bluse und Hose, dazu eine grüne Weste und einen hellgrünen Umhang. Um die Hüfte hatte sie ein Päckchen gebunden, und auf dem Rücken hing eine Kordu mit langem Hals und ein glänzend schwarzes Instrument wie eine Pfeife oder ein Horn, das Savn nicht erkannte. Er fand sie ziemlich hübsch.
    »Eine Issola«, bemerkte Vlad.
    »Grün und weiß«, stimmte Savn zu. Er war immer aufgeregt, wenn Spielleute kamen, besonders aber, wenn es ein Edelmann oder eine Edelfrau war, denn die hatten immer eine größere Auswahl an Instrumenten und Liedern dabei und konnten Geschichten erzählen, was an den Höfen der Hochwohlgeborenen

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