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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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komme morgen wieder. Ihr solltet auch schlafen.«
    Savn nickte. Die drei machten gemeinsam Feuer, nachdem sie geprüft hatten, ob der Luftzug stark genug war, den Qualm nach draußen zu tragen.
    »Morgen«, wiederholte der Meister.
    »Ich werde hier sein«, sagte Savn.
    »Wirst du?« fragte Polyi.
    »Ja.«
    Meister Wack ging ohne ein weiteres Wort und nahm eine der Fackeln für den Weg mit. Savn machte aus Vlads Beutel ein Kissen, aus den Decken ein zweites und streckte sich auf dem harten Höhlenboden aus. »Ich bin müde«, sagte er. »Wir reden weiter, wenn ich geschlafen habe.« Eigentlich bezweifelte er, daß er einschlafen konnte, aber er wußte nicht, was er seiner Schwester erklären sollte.
    Wie sich herausstellte, irrte er sich: er schlief beinahe sofort ein.
     
    Savn erwachte von einer nicht unangenehmen warmen Feuchtigkeit im Ohr, begleitet von einem Knabbern, das fast liebevoll war und kitzelte. Er rollte davon weg, doch der harte Höhlenboden machte ihn vollends wach, und als er erkannte, wer ihn am Ohr gebissen hatte, schreckte er mit einem halb unterdrückten Schrei hoch. Der kleinere der Jheregs hüpfte davon, dann drehte er sich um und sah ihn an, die Flügel eng angelegt und mit schlangengleich auf und ab zuckendem Kopf. Savn fühlte sich, als würde er ausgelacht.
    »Was ist passiert?« fragte Polyi.
    »Nichts«, erwiderte Savn, der merkte, wie er rot wurde, und hoffte, daß Polyi sein Gesicht im Halbdunkel nicht sehen konnte. Das Feuer war erloschen, ebenso wie eine der Fackeln. Die letzte brannte weiter kräftig.
    Savn warf einen Blick auf Vlad, der aufgewacht war und an die Decke starrte, anscheinend ohne die Komödie, die vor ihm aufgeführt wurde, zu beachten.
    »Wie geht es dir?« fragte Savn.
    »Wasser.« Seine Stimme klang fester als zuvor. Savn fragte sich, wieviel Zeit vergangen war, und mußte zu seiner Überraschung feststellen, daß es vier Stunden waren.
    »Augenblick«, sagte er. Er zündete eine neue Fackel an und ersetzte die, die erloschen war, dann ging er in eine Seitenhöhle und erleichterte sich. Als er wiederkam, fand er den Beutel und sah nach, ob noch Wasser darin war, dann half er Vlad beim Trinken. Vlad hatte anscheinend Schluckbeschwerden. Als er fertig war, sagte er: »Schwach.«
    »Etwas zu essen?«
    »Später.«
    »Wenn du dich erleichtern mußt, es gibt da eine Stelle um die Ecke, aber dafür mußt du aufstehen und –«
    »Im Moment geht es noch«, sagte Vlad.
    »Da drüben?« fragte Polyi. »Bin gleich wieder da.«
    Der Jhereg, der sich an Savn gerieben hatte, tat dasselbe bei Vlad, der ein Lächeln versuchte. Savn sah mit gemischten Gefühlen zu. Etwas später verkündete Vlad, daß er essen wollte, und Savn und Polyi halfen ihm dabei. Das Brot wurde allmählich alt, aber man konnte es essen. Vlad nahm noch einen Schluck Wasser. Dann zog er sich mit Savns Hilfe an der nächsten Wand hoch und setzte sich daran gelehnt auf.
    Ohne Vorwarnung oder Erklärung drehten beide Jheregs sich plötzlich um und flogen aus der Höhle. Vlad schien es nicht zu überraschen. Ob sie im Dunkeln sehen konnten wie Fledermäuse und Dzurs, fragte sich Savn.
    »Was machen wir nun?« fragte Polyi.
    »Keine Ahnung«, erwiderte ihr Bruder. »Kommt auf Vlad an.«
    »Machen?« fragte der Ostländer matt. »Wogegen?«
    »Na, die sind bestimmt noch hinter dir her.«
    »Ja.«
    »Kannst du dich hier herausteleportieren?«
    »Jetzt nicht.«
    »Warum nicht?«
    Vlad forschte in Savns Gesicht. »Zu schwach«, sagte er endlich.
    »Oh.«
    »Muß mich erst erholen«, sagte Vlad.
    »Und dann?«
    Vlad machte ein leicht verwirrtes Gesicht, als habe Savn ihn gefragt, ob die Ernte vor oder nach der Aussaat komme. »Dann muß ich Lord Kleineklippe töten, ist doch klar«, sagte er, und als habe ein solch langer Satz ihn erschöpft, schlief er sofort ein.
     
    Sie spürte seine Trauer wie einen Strick, der sie verband, obwohl sie es sich nicht so erklärte. Doch da war ein Gefühl schmerzlichen Unwohlseins, das sich in ihr Bewußtsein drängte, und es stand im Zusammenhang mit dem Versorger, mit seinen Verletzungen.
    Sie kreisten vor den Höhlen aufwärts, hielten unter den Wolken inne, und begannen dann ihre Suche oben über den kahlen Feldern zwischen Dorf und Wäldern.
    Sie haßte es zu jagen.
    Fliegen mochte sie, und den Boden nach Nahrung absuchen auch, aber die Verfolgungsjagden nicht, und schon gar nicht die Kämpfe. Einerseits wurde sie bestimmt müde; andererseits könnte sie sich verletzen. Und

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