Athyra
–
Da bewegte sich etwas, klein und verstohlen, fast direkt unter ihr. Sie erzählte es ihrem Geliebten, jedoch ohne sich großartig zu bewegen. Sie stiegen auf und beschrieben einen langsamen, gemächlichen Bogen. Ihre angestrengten Augen erblickten etwas Braunes, das sich nicht recht in die umgebenden Gräser und Sträucher einfügen wollte. Sie flogen abermals daran vorüber, trennten sich oben und wählten die besten Winkel zum Angriff. Wenn man schon jagen mußte, dann war es gemeinsam besser.
Und manchmal ging es eben nicht anders.
ICH HEIRATE KEINEN FETTEN KOCH,
ICH HEIRATE KEINEN FETTEN KOCH,
DER MAG SEINEN BRATEN LIEBER NOCH.
HEISSA HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN …
In der Stille nach Vlads Erklärung sprach Polyi Savns eigene Gedanken aus: »Das kann er nicht ernst meinen.«
Savn starrte den schlafenden Ostländer an, aber die Sachen, die er im Fieberwahn gesagt hatte, wollten ihm nicht aus dem Kopf. »Das glaube ich auch nicht«, sagte er schließlich. »Aber …«
»Was, aber?« fragte Polyi, als er nicht weitersprach.
»Aber ich weiß es nicht. Laß uns das Feuer in Gang bringen.«
»In Ordnung.«
Sie fachten es an und entschieden nach einiger Diskussion, daß das Holz vorerst ausreichte, so daß sie die Höhle nicht wieder verlassen mußten, denn das wollte keiner von beiden so recht.
»Mä und Pä machen sich bestimmt ziemlich Sorgen um uns«, sagte Polyi.
»Ja«, stimmte Savn zu.
»Also, ich glaube, wir sollten ihnen sagen, wo wir sind«, fand Polyi.
Savn schüttelte den Kopf. »Die werden es Sprecher erzählen, das ist so sicher wie die Dürre im Sommer.«
Polyi starrte den schlafenden Ostländer an, und Savn konnte geradezu spüren, wie sie dachte: Na und ? Und das schlimmste war, daß er keine Antwort auf diesen Gedanken wußte.
Einige Minuten darauf ertönte Flügelschlagen. Polyi sprang auf und unterdrückte ein Kreischen, dann landeten die beiden Jheregs in der Höhle.
»Ist schon gut«, beruhigte Savn. »Die sind zahm.«
»Zahm?« fragte Polyi fast hysterisch.
»Na, ich meine, sie sind seine Freunde.«
Mit großen Augen starrte sie den Ostländer an, während der größere der Jheregs etwas ablegte, das wie ein toter Norska aussah. Die beiden hüpften triumphierend zu Vlad und kauerten sich neben seinen Kopf.
Polyi sah Savn fragend an, der erklärte: »Ich vermute, er wollte Fleisch haben.«
»Aber wie –?«
»Komm, wir suchen so was wie einen Spieß.«
Polyi sah ihn an, und Fragen tanzten durch ihr Gesicht, aber sie sprach keine davon aus. Sie durchwühlten das gesammelte Holz vom Vortag und fanden etwas Passendes, während die beiden Jheregs sich anscheinend darüber stritten, ob der Norska nicht sofort aufgefressen werden sollte. Savn klärte diese Frage, indem er ihn den beiden wegnahm und so gut er konnte häutete, was ihm ein böses Fauchen des größeren Jheregs eintrug.
»Manchmal«, sagte Savn, »sagen die Leute echt komische Sachen, wenn sie im Fieber liegen. Einmal hatte Nadel fast zwei Tage Trockenfieber, und sie –«
»Ist mir egal«, sagte Polyi. »Er kann es nicht ernst meinen.«
»Nein. Seine Lordschaft kann sowieso keiner töten, wegen der Kiste.«
»Genau.«
Savn legte das blutige Fell erst mal beiseite und fragte sich, was er damit machen sollte, damit es keine Schädlinge anlockte. Sie steckten den Norska auf den notdürftigen Spieß.
»Wo sollen wir das drauflegen?« fragte Polyi.
»Weiß ich nicht. Zwei Holzstücke?«
»Und was, wenn die auch anbrennen?«
»Na, große Steine oder so was haben wir nicht.«
»Wir können uns doch jeder auf eine Seite hocken und ihn festhalten.«
»Ja, können wir. Wie lange braucht das Fleisch wohl?«
»Weiß ich nicht.«
»Kannst du sehen, wenn es durch ist?«
»Du?«
»Vielleicht«, antwortete Savn und schickte Polyi auf die andere Seite des Feuers. »Am besten halten wir es so hoch wir können, damit es nicht verbrennt.«
Blut und Fett tropften in die Flammen, die davon emporzüngelten und die Höhle erschreckend hell machten, aber nach zwei Minuten sagte Polyi: »Mir wird der Arm lahm.«
»Mir auch«, gab Savn zu. »Ich glaube, so geht es nicht.«
»Und was machen wir jetzt?«
Sie entfernten sich vom Feuer und legten den leicht erwärmten Norska auf den Boden. Savn warf einen Blick auf Vlad und stellte fest, daß der Ostländer erwacht war und ihn eindringlich ansah.
»Warum siehst du nicht nach, ob du etwas finden kannst?« sagte Savn.
»Ich?« fragte Polyi.
»Du.«
Sie
Weitere Kostenlose Bücher