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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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nahekam. Etwas später fragte Savn: »Meister, sollten wir vielleicht diese hier versuchen?«
    »Ich weiß nicht mehr, wie man ans Wasser zurückkommt. Du?«
    Savn blinzelte erstaunt. »Ja, ich glaube schon.«
    »Also gut. Dann hier entlang. Halt; das ist weit genug. Ich muß eine Fackel anzünden, oder hast du gelernt, wie man im Dunkeln sehen kann?«
    »Wie können wir denn eine Fackel halten und gleichzeitig Vlad tragen?«
    »Ich bohre dir dafür ein Loch in den Kopf.«
    Savn begnügte sich mit dieser Antwort. Nachdem sie den Ostländer vorsichtig auf dem Höhlenboden abgesetzt hatten, zündete Meister Wack eine der Fackeln an. Er hielt sie in der Faust, so daß sie seitlich herausragte, dann bedeutete er Savn, Vlad wieder anzuheben.
    Sie drangen tiefer in die Höhle vor, Savn vorneweg, bis sie Wasser tropfen hörten. »Weiter können wir nicht gehen«, sagte Savn. »Um an den Fluß zu kommen, müssen wir über diesen Vorsprung, dann einen schmalen –«
    »Schon verstanden. Setz ihn ab, dann sehen wir mal nach, was sein Fieber macht.« Vlad stöhnte abermals auf und murmelte etwas wie: »Mach doch selbst.«
    Meister Wack faßte ihm an die Stirn und sagte: »Gieß ihm jetzt kühles Wasser über den Kopf und such etwas, womit du ihm Luft zufächeln kannst. Ich werde sehen, wo die Infektion steckt und ob wir sie beseitigen können. Hier, wisch ihm auch damit über das Gesicht. Ich muß mal sehen, wohin ich mit der Fackel – sieh nur!«
    Savn sah in die von Meister Wack angedeutete Richtung, erblickte dort aber nur die beiden Jheregs, die auf dem Höhlenboden hockten und mit gefalteten Flügeln die Vorgänge beobachteten. »Was ist denn?« fragte er.
    »Die sind uns gefolgt!«
    »Oh. Ja, das machen sie schon die ganze Zeit.«
    »Hmmmmm«, machte der Meister. »Na schön.«
    Er fand eine Stelle, wo er die Fackel zwischen zwei Felsen stecken konnte, entzündete eine weitere und steckte sie auf der anderen Höhlenseite ein. Seine beiden Schatten vollführten einen seltsamen Tanz, als er wieder zum reglosen Ostländer zurückging. Savn benetzte weiterhin Vlads Gesicht und fächelte ihm mit dessen Lederbeutel Luft zu.
    Meister Wack schob Vlad das Hemd hoch und nahm vorsichtig den Verband ab. »Nicht übel«, sagte er.
    »Meister?«
    »Das hättest du auch schlechter machen können. Aber es gibt keine Anzeichen von Infektionen, was mich überrascht. Das Fieber –«
    »Vielleicht sein Bein«, sagte Savn.
    Meister Wack besah sich die Bandagen um den Oberschenkel des Ostländers (der haarig war wie bei einem Tier, was Savn vorher nicht bemerkt hatte) und wickelte sie ab. »Weiter fächeln«, sagte er.
    Savn gehorchte, und da sagte der Meister: »Ja, tatsächlich.«
    Die Wunde hatte sich in den wenigen Stunden, seit Savn sie verbunden hatte, verändert. Jetzt war sie rot, angeschwollen und aufgequollen, und eine dicke weiße Flüssigkeit trat heraus. Eher fasziniert als angewidert starrte Savn hin.
    »Mach sein Gesicht noch einmal naß und fächle weiter.«
    »Was werdet Ihr tun?«
    Der Meister antwortete nicht, sondern holte Sachen aus seinem Beutel – einen Laithenzweig, ein Fläschchen mit der Aufschrift »Traumgrasessenz«, ein weiteres mit hellbraunem Pulver, einen Mörser und Stößel – und legte alles neben dem Knöterich und der Pusteblume, die sie auf dem Weg gesammelt hatten, vor sich aus. Die flüssige Zielstrebigkeit seiner Bewegungen erinnerte Savn abermals an Vlad.
    »Immer sein Gesicht benetzen«, wiederholte der Meister, und Savn machte sich schuldbewußt wieder ans Werk. Dabei berührte seine Hand Vlads Stirn; sie war sogar noch wärmer geworden, seit sie sich in die Höhlen begeben hatten.
    Savn fächelte wieder, doch der Meister sagte: »Warte, nimm seinen Kopf hoch, damit ich ihm das hier einflößen kann.«
    »Was ist das?«
    »Zerriebene Wurzeln des Weidenlieds, Knöterich und Wasser. Ein bißchen nach vorne – so. Jetzt wieder runter mit ihm, und fächle ihm Luft zu. Er muß vor allem gekühlt werden.«
    Meister Wack machte sich daran, die Wunde zu berühren und zu drücken und mit einem dünnen silbernen Gerät zu pieken, an das Savn sich nicht erinnern konnte, und beim Arbeiten sang der Meister leise vor sich hin. Savn wollte nach dem Gesang und dem Gerät fragen, auch nach der Prozedur, doch er traute sich nicht, die Beschwörung zu stören. Der Meister hielt so lange inne, daß er mit dem Kopf auf ein paar Kräuter deuten und sagen konnte: »Die mußt du gut zerreiben und mit etwas Wasser

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