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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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KOMMT ER DURCHS ALTER.
HEISSA HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN …
     
     
    Polyi klammerte sich an Savn und starrte mit großen Augen hoch. Das Tageslicht war fast erloschen, doch man konnte noch genug sehen, um ohne Irrtum zu erkennen, was da auf dem Dach hockte. Selbst für Savn wirkte es grausam eindringlich, wie die Jheregs auf seinem Heim kauerten; egal, was sie waren und wie gutmütig sie sein mochten, hier gehörten sie nicht hin.
    Erst viel später kam es Savn merkwürdig vor, daß weder er noch Polyi nach Mä und Pä gerufen hatten, was nur drei Tage vorher automatisch ihre erste Reaktion gewesen wäre.
    Schließlich flüsterte Polyi: »Was machen die?«
    »Uns beobachten.«
    »Das sehe ich, Kohlkopf. Ich meine, wieso beobachten sie uns?«
    »Keine Ahnung.«
    Savn starrte zurück, er wollte sich nicht einschüchtern lassen. Daß hinter diesen flinken, kleinen Augen sogar Intelligenz stecken konnte, machte es noch schlimmer. Und, wollte er sagen, was wollt ihr von mir ?
    Konnte Vlad sie geschickt haben?
    Vielleicht. Aber, wenn ja, warum gab er ihnen keine Nachricht mit wie Fird?
    Vielleicht weil er es nicht konnte.
    Aber wenn er es nicht konnte, wie konnte er dann die Jheregs geschickt haben?
    Savn guckte böse. Er wußte einfach nicht genug über Vlads Beziehung zu diesen Viechern. Es war ein bißchen Hexenkunst, und –
    Hexenkunst.
    Genau wie die Beschwörung, die er auf Mä und Pä gelegt hatte.
    Er machte sich von Polyi los, wandte sich um und entfernte sich vom Haus. Hinter ihm fragte Polyi etwas, doch er hörte sie nicht richtig.
    Vlad steckte in Schwierigkeiten, vielleicht lag er im Sterben; das war die einzig mögliche Erklärung.
    Vlad hatte, aus welchen Gründen auch immer, Mä und Pä verhext.
    Vlad brauchte Hilfe.
    Vlad verdiente aber keine Hilfe.
    Savn rauschte wieder nach drinnen und holte einen kleinen Kochtopf, zwei Holzschalen, etwas Gerste (dafür konnte Vlad wenigstens bezahlen, das sollte er besser!) und etwas Dreijahreszeiten-Gewürz, das Meister Wack ebenfalls gegen Fieber empfohlen hatte.
    Polyi kam herein. »Wohin gehst du?«
    »Vlad ist krank geworden«, grummelte er.
    »Woher weißt du das?«
    »Weiß ich eben.«
    Er rollte und knotete seine Schlafpelze zu einem Bündel.
    »Kommst du nicht zurück?« fragte Polyi.
    »Doch, komme ich, ich weiß nur noch nicht, wann.«
    Weidenlied wuchs neben der Straße, den konnte er auf dem Weg mitnehmen. Was brauchte er sonst?
    »Was soll das heißen, du weißt nicht, wann?«
    »Ich bleibe bei Vlad, bis es ihm besser geht oder bis er stirbt oder sie uns finden. Und wenn es ihm gut geht, dann soll er – dann will ich mit ihm über ein paar Dinge reden.«
    Sorgfältig wickelte er Päs bestes Küchenmesser in ein Handtuch und verstaute es in den Pelzen.
    »Aber«, wandte Polyi ein, »das kann lange –«
    »Ich weiß.«
    »Mä und Pä –«
    »Werden es nicht mal bemerken.«
    Polyi verstummte. Savn packte so schnell wie möglich zu Ende, bis er schließlich eine große Rolle über der Schulter und einen leichten Beutel zum Tragen hatte.
    »Ich komme mit«, verkündete Polyi.
    Savn schaute sie im Licht von der Feuerstelle an. Ihre Haare, über die sie sich immer ärgerte, waren total zerzaust, die schmalen Augenbrauen eine dünne Linie, und ihr Mund sah so aus, wie er ihn schon häufig gesehen hatte, nämlich stur, nur diesmal wirkte es entschlossen. Er wußte nicht recht, wo der Unterschied lag, aber es gab einen.
    »Natürlich«, sagte er. »Beeil dich, los. Wir müssen den Umweg nehmen, und ich will keine Zeit mehr vergeuden.«
     
    Die beiden Jheregs beschatteten sie auf dem Weg. Im Dunkeln waren sie nicht zu sehen, aber hin und wieder hörten Savn und Polyi das flatt flatt ihrer Schwingen, das Savn nervös machte, ohne daß er es erwähnte. Polyi ebenfalls nicht. Eigentlich sagte sie überhaupt nichts, obwohl Savn einige Male halbherzig eine Unterhaltung anfangen wollte. Nur einmal fragte sie: »Wie sollen wir in den Höhlen etwas sehen? Hier draußen geht es schon kaum.«
    »Ich habe am Eingang eine Fackel gelassen; vielleicht finden wir die.«
    Sie kamen nur langsam durch den Wald voran. Abgesehen vom diffusen Glimmen am Himmel und den fernen Strahlen aus dem Herrschaftshaus Seiner Lordschaft, die, je weiter sie sich von der Straße Richtung Großeklippe entfernten, immer schwächer wurden, gab es keinerlei Licht. Savn fürchtete schon, sie würden den Pfad verpassen und von der Klippe stürzen. Er ließ Polyi sich an seinem Arm festhalten und

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