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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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ging ganz langsam, tastete mit der freien Hand nach Ästen und mit den Füßen nach freiliegenden Wurzeln.
    »Ich bin froh, daß du mitgekommen bist«, sagte er. »Alleine wäre das noch gruseliger.«
    Polyi antwortete nicht.
    Bald war das Licht vom Herrschaftshaus völlig verschwunden, und Savn befürchtete, er verliere die Orientierung und müßte die ganze Nacht durch die Wälder streifen, doch kurz darauf hatten sie die Bäume hinter sich, und er merkte, daß das leichte Glimmen am Himmel ausreichte, vorsichtig den Weg zu den Höhlen hinabzusteigen.
    Die Fackel zu finden war in der Tat schwierig, und es wäre ihm vielleicht nicht gelungen, wenn er nicht in den Baum gelaufen wäre, an dem er tagsüber gelehnt hatte. Er kratzte sich die Wange auf, tat sich sonst aber nichts, und indem er den Boden um den Baum abtastete, entdeckte er die Fackel aus der Höhle.
    Erst da, als er die ausgegangene Fackel in der Hand hielt, merkte er, wie kalt es war. »Frierst du?« fragte er Polyi.
    »Ja«, erwiderte sie, »aber es geht schon. Beeil dich mit der Fackel, damit wir loskönnen.«
    Während Polyi am Höhleneingang wartete, schob Savn einen kleinen Blätterhaufen zusammen, der nicht allzu feucht war, und es gelang ihm, sie anzuzünden. Die Funken stachen ihm so in den Augen, daß er sich beim Entzünden der Fackel abwenden mußte, und als sie brannte, mußte er das Feuer mit geschlossenen Augen austreten. Danach zögerte er und wollte warten, bis seine Augen sich ans Licht gewöhnt hatten, aber wiederum nicht vor der Höhle stehen, wo man den Schein der Fackel bemerken konnte.
    Während er unentschlossen dastand, sagte Polyi: »Nun komm, Savn«, also blinzelte er so gut es ging und lief los. Die Jheregs, die nun im Fackelschein zu sehen waren, blieben bei ihnen, als wollten sie sicherstellen, daß die Reise beendet wurde.
    Schließlich erreichten sie die Kammer, in der Vlad lag. Savn steckte die Fackel in die Wand, zündete eine weitere aus dem Haufen am Boden an, trug sie zum Ostländer hinüber und keuchte.
    »Savn, was ist –«
    »Gib mir den Sack, Polyi. Danke. Jetzt such den Mörser und den Stößel. Schnell.«
    »Wo? Oh, hier sind sie.«
    Savn schüttete den Sack auf dem Boden aus und fand das Weidenlied. »Zerreibe das hier mit etwas Wasser«, sagte er.
    »Wo ist das Wasser?«
    »Ich weiß nicht, such halt. Warte, in dem Weinbeutel an der Wand da, unter der Fackel. Nein, der braune Weinbeutel; in dem da ist bloß Wein. Ja.«
    »Wieviel Wasser?«
    »Wenn du das Weidenlied zerrieben hast, mach die Schale voll. Warte, gib mir erst das Wasser.«
    Savn untersuchte Vlads Wunden sorgfältig, machte dann ein Stück Stoff naß und legte es ihm auf den Kopf. Dann fing er zu fächeln an.
    »Was ist passiert?« fragte Polyi.
    »Die Fieberkobolde sind in seinen Körper gedrungen, aber ich weiß nicht, wie. Die Wunde ist nicht infiziert.«
    »Was machen wir nun?«
    »Hast du das Weidenlied schon vermischt?«
    »Ja.«
    »Dann flößen wir es ihm ein.«
    »Und dann?«
    »Dann machen wir das Feuer wieder an. Ist da noch Holz?«
    »Nicht viel.«
    »Wenn er das Weidenlied intus hat, nimm dir eine Fackel und hol welches. Bleib aber nicht länger als nötig draußen. Und laß dich bloß nicht sehen.«
    »Ist gut. Was machen wir, wenn das Feuer wieder brennt?«
    »Wir werden hier bei ihm sitzen, ihn kühlen, die Gesänge gegen Fieber singen und ihm Wasser mit Weidenlied einflößen, bis das Fieber gebrochen ist.«
    »Was, wenn das nichts wird?«
    »Es wird schon«, sagte Savn.
    »Aber was, wenn nicht?«
    »Es wird. Hier. Ich halte ihm die Hand, du machst ihm den Mund auf und gießt. Langsam, wir wollen nichts verschütten.«
    Sie halfen dem Ostländer beim Trinken. Er war nur halb bei Bewußtsein, konnte aber normal schlucken. Die Haut war immer noch sehr heiß. Savn wischte Vlad die Stirn ab, während Polyi das Feuerholz holte. Er ging die Gesänge gegen Fieber durch, dabei mahlte er mehr Weidenlied, das er beiseite stellte, um Vlad wieder Luft zuzufächeln. Ich muß Polyi mehr Wasser holen schicken, dachte er, aber das kann warten, bis das Feuer brennt.
    Unbeholfen begann er den Gesang. Es war schwierig, den angemessenen Rhythmus dafür zu finden und gleichzeitig Luft zu fächeln, bis er schließlich die Handbewegungen an den Singsang anpaßte. Dann wurde es einfacher.
    Polyi kehrte mit dem Feuerholz zurück und brachte es in Gang, holte Wasser und setzte sich neben Savn. »Wie geht es ihm?«
    »Er glüht«, sagte Savn mit rauher

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