Athyra
von einem jungen Mann höre. Was hast du denn getan, das sie nicht kümmert?«
Savn merkte, daß er auf dünnem Boden wandelte. Er wollte so viel sagen, daß Segner zum Handeln bewegt wurde, aber nicht so viel, daß er wußte, was er getan hatte.
»Na, ich habe nachts draußen gespielt, und die haben nichts dagegen gehabt. Sie haben es nicht mal bemerkt.«
»Aha. Und deshalb denkst du, sie sind verzaubert?«
»Nun, ja. Wenn Ihr gesehen hättet, wie sie sich benommen haben –«
»Ich habe sie vor zwei Tagen gesehen, und sie kamen mir ganz normal vor.«
»Da war es auch noch nicht passiert.«
»Junger Mann, ich glaube, du leidest an einer Krankheit, die man schlechtes Gewissen nennt. Anstatt überall mysteriöse Hexereien zu sehen, würde ich dir empfehlen, deine Aufgaben zu erfüllen, und dann wird bestimmt alles wieder gut.«
»Aber –«
»Aber im Augenblick habe ich größere Probleme. Vielleicht verhext der Ostländer ja nicht nur hier und da eine Mutter, aber er ist irgendwo da draußen, und ich muß mich darum kümmern, daß er gefunden wird, bevor er noch mehr Unheil anrichtet. Jetzt mach dich auf den Weg.«
Ohne Savns Antwort abzuwarten, bedeutete Segner Ori loszufahren. Savn ballte frustriert die Fäuste. Warum sah hier nur jeder, was er sehen wollte?
Savn schaute sich um, ob er irgendwelche Aufmerksamkeit erregt hatte, und zu seinem Ärger sah er Lan und Tuk auf der anderen Straßenseite vorbeilaufen und ihn anstarren. Als er zurückstarrte, wandten sie sich ab, was fast noch schlimmer war, als wenn sie ihn wieder verprügelt hätten.
Er drehte sich um und lief nach Hause. Vielleicht konnte Polyi ihn irgendwie aufmuntern.
Der Heimweg war lang, und als er endlich ankam, war es schon fast dunkel. Mä und Pä waren noch beschäftigt, und als sie ihm einen guten Abend wünschten, wirkten sie noch weiter weg als zuvor.
Savn fragte sich, ob er mit ihrem Zustand vielleicht übertrieb. Sicher konnte er zwar nicht sein, aber er glaubte es nicht.
Polyi war drinnen, und ihre ersten Worte waren: »Sind sie krank, Savn?«
Er überlegte, ob er ehrlich antworten sollte, aber das brachte er nicht über sich. »Ich weiß nicht, woran es liegt, Polyi. Ich weiß es einfach nicht.«
»Sollen wir jemanden fragen?«
»Wen?«
»Na, vielleicht Meister Wack?«
»Ich glaube nicht, daß sie krank sind.«
»Aber irgendwas stimmt doch nicht mit ihnen.«
Savn seufzte. »Ja, ich weiß. Laß mich darüber nachdenken.«
»Was nützt denn das ganze Denken? Wir müssen –«
»Ich weiß, wir müssen was tun. Aber ich weiß eben nicht – was in aller Welt war das?« Vom Dach her ertönte eine Art Schaben und Kratzen.
Polyi rannte nach draußen, Savn direkt hinter ihr. Sie drehten sich um und schauten nach oben. Polyi kreischte. Savn, der sich inzwischen fast an dergleichen gewöhnt hatte, war ganz ähnlich zumute.
Eine Stunde oder so, nachdem der große Weiche gegangen war, ging es dem Versorger noch gut, und selbst dann konnte sie nicht recht sagen, ob etwas nicht stimmte, aber ihr Geliebter regte sich auf, dann war er besorgt und schließlich fast panisch. Er begann herumzufliegen und verletzte sich fast an den Höhlenwänden.
Sie begriff allmählich, daß es dem Versorger nicht gut ging, und sie fragte sich, ob der große Weiche ihm etwas angetan hatte und sie ihn verfolgen und töten sollte. Nein, bekam sie zu hören, mit dem hatte es nichts zu tun, sondern damit, wie er davor verletzt wurde.
Das verwirrte sie, denn sie glaubte, entweder war man verletzt oder gesund; der Versorger war verletzt worden und wurde nun gesund, also wie konnte die gleiche Verletzung zwei Krankheiten hervorrufen? Aber ihr Geliebter war nicht in der Stimmung, solche Dinge zu erklären, deshalb fragte sie ihn nicht.
Als er aber immer panischer wurde, nahm sie seine Stimmung auf. Unbedingt wollte sie etwas tun, das sein Elend erleichterte, so daß sie schließlich vorschlug, ob er nicht wieder geheilt werden könne durch etwas, das jemand aus der Art des Versorgers tat, so wie es zuvor geschehen war.
Danach beruhigte ihr Geliebter sich, nur um erneut zornig zu werden, diesmal gegen sich selbst, weil er anscheinend fand, er hätte selbst darauf kommen müssen. Aber er schien nicht geneigt, Zeit mit solchen Gedanken zu verschwenden; fast sogleich drehte er sich um und flog aus der Höhle.
Sie hatte gerade nichts zu tun, also folgte sie ihm.
ICH HEIRATE KEINEN GUTSVERWALTER,
ICH HEIRATE KEINEN GUTSVERWALTER,
MIT MEINEM GELD
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