Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
Ich frage ihn doch eh nicht wegen Mä und Pä. Warum bin ich hier? Falls er einen Rückfall erleidet? Aber werde ich ihn noch heilen, nach dem, was er getan hat? Ja, natürlich; ich kann ihn ja nicht sterben lassen.«
    Er starrte den Jhereg an, den seine Probleme nicht im geringsten zu kümmern schienen. Grimmig sagte er: »Was ich machen sollte, ist Vlad verlassen und sehen, was ich für Mä und Pä tun kann. Klar. Tolle Idee. Aber was kann ich denn für sie tun? Sie sind verhext; ich kenne mich mit Hexereien nicht aus.«
    Er verstummte und merkte, wie seine Augen groß wurden. »Aber Segner. Segner weiß genau über die Flüche der Götter Bescheid, und egal, was der Ostländer getan hat, so schlimm kann es nicht gewesen sein. Das ist es! Vlad kommt schon alleine klar; ich muß zu Segner.«
    Und ohne weiteres Nachdenken oder Fragen stand er auf und rannte Richtung Dorf.
    Im Zwielicht wirkte der Stall verschwommen, als Savn über die Hügelkuppe kam. Er blieb stehen und schaute auf das Dorf. Am Rand standen ein paar Leute und unterhielten sich, wie immer; an der Statur erkannte er Tif, Breiter an seinen Haaren, und dann waren da noch welche, die er nicht genau sehen konnte. Am anderen Ende liefen ein paar herum, doch die waren zu weit weg, um sie identifizieren zu können. Wie dem auch sei, er war sich sicher, daß er in der Nähe von Sprechers Haus einen Zweispänner stehen sah, und Segner war einer der wenigen (zu denen auch Savns Familie gehörte), die mit zwei Pferden fuhren.
    Er lief den Hügel hinab, und es entging ihm nicht, daß die beiden Tratschtanten vor Futters Geschäft verstummten und ihm hinterherstarrten. Gruselig war das. Aber gesagt haben sie nichts, und von seinen Freunden sah er keinen.
    Segner und Ori traten eben aus Sprechers Haus und stiegen auf den Karren. Savn rannte winkend auf sie zu. Segner sah ihn, hielt die Pferde und wartete. Ori starrte ihn mit leiser Neugier an. Sein Meister hatte ein rundes Gesicht mit weit auseinanderliegenden Augen, und sein Ausdruck war mißtrauisch, als fürchtete er, Savn könnte unvermutet etwas anderes tun.
    »Ich wünsche Euch guten Abendregen, Herr.«
    »Dir das gleiche, junger Mann. Wo bist du den Tag über gewesen?«
    »Wo ich gewesen bin, Herr?«
    »Ja, die gesamte Stadt hat sich versammelt, um nach diesem Ostländer zu suchen, und deine Abwesenheit ist aufgefallen.«
    »Das habe ich nicht gewußt. Warum habt ihr nach ihm gesucht, Herr?«
    »Das soll deine Sorge nicht sein, junger Mann. Du solltest froh sein, daß ich dich frage, nicht Sprecher, sonst könntest du sicher sein, daß die Fragen härter und die Antworten schneller erfolgten.«
    »Ja, Herr.« Savn sah Ori nicht an, spürte aber, wie der ihn beobachtete, und das machte ihn wütend und unbehaglich.
    »Also, wo warst du?« fragte Segner.
    Savn hörte sich antworten: »Ich habe auch nach ihm gesucht.«
    »Hast du?«
    »Ja, Herr. Ich habe gesehen, was geschehen ist, und er wurde verletzt, und ich dachte, er brauche vielleicht einen Medikus, und –«
    »Einen Medikus!« donnerte Segner. »Da soll mich doch! Dieser Ostländer hat drei Soldaten Seiner Lordschaft getötet – ja, getötet, sage ich, und du willst ihm Behandlung gewähren?«
    »Tut mir leid, Herr.«
    »Das will ich doch hoffen! Er hat hier schon mehr Böses getan, als du dir vorstellen kannst.«
    »Ich weiß, Herr. Deswegen wollte ich Euch auch etwas fragen.«
    Das schien Segner nicht erwartet zu haben. »Hä? Gibt es da etwas, das ich nicht weiß?«
    »Ja, Herr. Wegen Mä und Pä.«
    »Nun? Was ist mit ihnen?«
    »Ich frage mich, ob Ihr … das heißt, ich glaube, sie wurden verhext.«
    Segner stieß ein eigentümliches Geräusch aus Mund und Nase aus. »Verhext?« fragte er. »Und von wem?«
    »Von Vlad, dem Ostländer.«
    »Oh, er ist ein Zauberer, ja?«
    »Nein, Herr, ein Hexer.«
    »Papperlapapp«, sagte Segner. »Ein Hexer kann dir nichts antun, solange du nicht daran glaubst. Hast du mit Meister Wack darüber gesprochen? Was sagt er über Hexer?«
    »Das gleiche wie Ihr, Herr, nur –«
    »Na, da hast du es ja.«
    »Aber –«
    Segner seufzte. »Also gut. Warum glaubst du, dieser Hexer habe ihnen etwas angetan?«
    »Die benehmen sich so komisch, ich meine, richtig komisch.«
    Segner schniefte. »Vielleicht sorgen sie sich um dich.«
    »Das ist es eben. Tun sie nicht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Na, sie kümmern sich anscheinend gar nicht darum, was ich mache.«
    »Hä? Das ist das erste Mal, daß ich eine solche Beschwerde

Weitere Kostenlose Bücher