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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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antwortete, das wie ein Zwilling von Vlads gelegentlichem Grinsen aussah. Seine Lordschaft sagte: »Dann ist er halt gewarnt. Ich setze Vertrauen in Eure …«, und dann war die Stimme Seiner Lordschaft von einem Geräusch übertönt, das, wie Savn klar wurde, von seinen eigenen Stiefeln stammte, die mit ihm über den Boden gezogen wurden.
    Die Räume, durch die er kam, bemerkte er überhaupt nicht, nicht einmal, wer ihn zog, obwohl er eine Männer- und eine Frauenstimme hörte, wie aus weiter Ferne, die ihm sagten, er solle gefälligst selber laufen, wenn er keine Prügel riskieren wolle. Die Stimmen schienen von den Händen losgelöst, die ihn weiterzerrten, und es kam ihm eher vor wie eine Naturgewalt als wie die Kraft von Menschen.
    Sie erreichten einen Treppenabsatz, und die Frau schlug vor, sie sollten ihn hinunterschmeißen. Er dachte: Hoffentlich nicht, aber er hätte es ohnehin nicht verhindern können.
    Sie schleiften ihn jedoch weiter hinab, dann durch einen kaum erleuchteten Korridor, bis sie schließlich an eine große Holztür mit Eisenbeschlägen gelangten, die mit einem dicken Riegel sowie einem Schloß versehen war. Sie lehnten Savn gegen die Wand, wo er augenblicklich zusammensackte. Er hörte ein Schluchzen und merkte, daß es von ihm selbst kam. Da schaute er zum erstenmal auf und sah, wer ihn hergebracht hatte – zwei Gestalten in Athyra-Uniform, beide mit langen Schwertern bewaffnet. Die Frau hielt einen schwer aussehenden Eisenschlüssel. Sie öffnete die Tür damit und schob den Riegel beiseite. Dann schnappten sie sich Savn und stießen ihn hinein, so daß er mit dem Gesicht auf der Erde landete.
    Hinter ihm wurde die Tür verschlossen, und er konnte hören, wie das Schloß zuschnappte und der Riegel vorgeschoben wurde. Zuerst schien es drinnen dunkel zu sein, denn es gab keine Laternen wie auf dem Korridor, doch dann sah er etwas Licht von einem schwach glimmenden Lichtstein kommen – etwas, von dem Savn einmal gehört, das er jedoch nie gesehen hatte. Er hing oben von der Decke, die gute vier Meter hoch war. Unter anderen Umständen hätte Savn der Anblick erfreut, und er hätte sich alles genau angesehen, aber jetzt war er zu betäubt.
    Da sah er, daß das, was er zunächst für ein Bündel Lumpen gehalten hatte, in Wirklichkeit ein Mensch war, und er erinnerte sich, wie Seine Lordschaft gemeint hatte: Steck ihn zu dem anderen. Er schaute genauer hin, und als seine Augen sich ans Dämmerlicht in der Kammer gewöhnt hatten, erkannte er Meister Wack. Er näherte sich und stellte fest, daß etwas nicht stimmte, so wie der Arm des Meisters ihm über dem Kopf lag. Zögernd starrte er ihn an, und allmählich erkannte er besser, was man ihm angetan hatte.
    Der Raum drehte sich, das Licht ging an und aus. An die nächsten Minuten konnte Savn sich nie wieder genau erinnern; er sprach den Meister an, und er schrie etwas durch die geschlossene Tür und sah sich in der Kammer nach irgendwas um und setzte sich nach einer Weile auf den Boden und zitterte.
     
    Sie flog niedrig, ein gutes Stück unter der Wolkendecke, anfänglich neben ihrem Geliebten, dann allmählich weiter weg, während ihre Suche sie auseinanderbrachte.
    Der Versorger hatte sie ermahnt, vorsichtig zu sein, gut aufzupassen, also spähten sie über jeden Zentimeter Boden unter ihnen, angefangen mit einem kleinen Ring um die Höhlenöffnung, der sich nur ganz langsam vergrößerte.
    Sie hatte keine Eile. Ihr Geliebter hatte sich beruhigt, nun, da der Versorger außer Gefahr zu sein schien, und der Tag war schön und kalt. Sie vergaß nie, was sie zu tun hatte – Augen und Aufmerksamkeit waren jederzeit auf den Boden gerichtet –, aber das hielt sie nicht davon ab, die Annehmlichkeiten des Fliegens zu genießen. Außerdem hatten ihr schon die Krallen weh getan.
    Sie erkannte den großen Felsen, das Haus daneben und die sich windende, kurvige Straße als etwas wieder, das sie schon einmal gesehen hatte, aber es bedeutete ihr kaum etwas. Zum einen gab es dort kein Fleisch, lebendig oder tot. Gleichzeitig spürte sie in ihren Schwingen und ihrem Atem den Unterschied im Gefühl der Luft, wenn sie über Felder oder Wälder flog, über Wasser oder Flachland, wo nur noch Stoppeln übriggeblieben waren. Das alles erhöhte ihr Vergnügen am Fliegen.
    Sie konnte immer spüren, wo ihr Geliebter sich befand, und sie sprachen, Geist mit Geist, im Flug, bis sie schließlich nach unten sah und den einen Weichen dort erkannte. Das schien ihr

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