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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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welcher Verfassung er sich befindet und wie es um seine Verteidigung bestellt ist, ist es etwas anderes; dann höre ich dich an und werde dich reich belohnen.«
    Savn drehte sich der Kopf, als er diese merkwürdige Ansammlung von Alternativen zu begreifen versuchte.
    Wegen deines Meisters.
    Meister Wack?
    Bin ich noch nicht fertig.
    Es gelang Savn, seine Stimme zu finden, und er krächzte: »Ich verstehe nicht, Euer Lordschaft.«
    »Na, weshalb bist du hier? Raus damit!«
    »Euer Lordschaft, ich –« Savn suchte nach Worten, teils dadurch behindert, daß er nicht länger sicher war, was er herausfinden wollte oder ob er sich traute, danach zu fragen. Er blickte auf und bemerkte jemanden, der anscheinend die ganze Zeit über schon dabeigewesen war, obwohl Savn niemand aufgefallen war. Der Mann, den Savn, da war er sich sicher, noch nie zuvor gesehen hatte, stand vollkommen reglos hinter Seiner Lordschaft, und nicht der leiseste Anflug eines Gefühls oder Ausdrucks zeigte sich auf seinem Gesicht, und er war von Kopf bis Fuß in Grau gekleidet, abgesehen von einer schwarzen Litze an den Hemdrüschen und hohen schwarzen Stiefeln. Auf eine unbestimmte, aber eindeutige Weise erinnerte er Savn an Vlad.
    Unter dem Kragen seines Umhangs sah Savn die Insignien des Hauses der Jhereg, als hätte er abgesehen von den Farben noch einen Beweis dafür gebraucht, daß dies bestimmt der Attentäter war, von dem Vlad sprach.
    Er konnte den Blick nicht von ihm abwenden, und auch der Fremde starrte ihn mit einer Neugierde an, die man vielleicht einem interessanten Unkraut widmete, das, obgleich es im Garten nichts zu suchen hatte, doch einige ungewöhnliche Merkmale aufwies, die einen Augenblick der Untersuchung rechtfertigten, bevor man es ausriß und fortwarf.
    »Nun rede endlich, Bursche«, blaffte Seine Lordschaft, doch Savn konnte nur starren. Sprache lag ihm so fern, daß er sich nicht vorstellen konnte, je wieder etwas zu sagen – die Aufforderung Seiner Lordschaft gehörte, so zwingend sie auch war, in eine völlig andere Welt; Seine Lordschaft konnte doch unmöglich erwarten, daß er, Savn, Wörter bilden, geschweige denn Sätze formen konnte.
    »Was hast du mir zu sagen?« fragte Seine Lordschaft. »Noch mal frage ich nicht.«
    Das letzte vernahm Savn mit Erleichterung; in jenem Moment verlangte er vom Leben nur, daß Seine Lordschaft ihn nicht mehr mit Fragen löcherte. Er überlegte, ob er aufstehen und sich unter Verbeugungen aus dem Raum zurückziehen sollte, aber er wußte nicht recht, ob seine Beine ihn trugen, und falls es nicht angemessen war, würde er hier nie lebendig herauskommen. Die unglaubliche Torheit, hier herzukommen, traf ihn mächtig, und Taten oder Worte wurden dadurch noch weniger wahrscheinlich.
    Seine Lordschaft machte ein Geräusch, das Verachtung oder Ungeduld bedeutete, und sagte: »Schaff ihn hier raus. Steck ihn zu dem anderen. Wir haben jetzt eh keine Zeit.«
    Ein andere Stimme ertönte, sehr sanft, mit etwas bissigen Konsonanten, die Savn mit Bestimmtheit dem Jhereg zuweisen konnte. »Ihr seid ein Idiot, Loraan. Wir könnten doch herausfinden –«
    »Schnauze«, sagte Seine Lordschaft. »Jetzt brauche ich Euren Rat noch weniger als –«
    »In der Tat«, unterbrach der andere. »Weniger als wann? Weniger als letztes Mal, da Ihr mich ignoriert habt, und –«
    »Schnauze habe ich gesagt«, wiederholte Seine Lordschaft. »Wir haben für so etwas keine Zeit: Wir müssen einen Ostländer töten, und die Truppen sollten inzwischen in Position stehen.«
    »Und wenn sie ihn vor dem Morgen finden, fress ich meinen Lohn.«
    »Ich hole das Salz«, sagte Seine Lordschaft. »Wir wissen, wo wir suchen müssen, und wir haben ausreichend Leute, daß es nicht länger als zwei oder drei Stunden dauert.«
    In dem Moment griffen kräftige Hände nach Savns Schultern. Der Jhereg und der Athyra schienen es nicht zu bemerken.
    »Er wird verschwunden sein, bevor Ihr ihn findet«, sagte der Jhereg.
    Savn wurde auf die Beine gerissen, aber die Knie wollten ihn nicht tragen, und er sank wieder zu Boden.
    »Unwahrscheinlich, ich habe eine Sperre errichtet.«
    »Um drei Quadratmeilen Höhlengelände?«
    »Ja.«
    Savn wurde erneut gepackt, diesmal von sehr starken Händen unter den Achseln.
    »Dann ist er bereits gewarnt«, sagte der Jhereg.
    Savn wurde fortgeschleift. Er erhaschte einen letzten Blick auf Seine Lordschaft, der den Jhereg mit geballten Fäusten anstarrte, welcher wiederum mit einem höhnischen Lächeln

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