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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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errichtet.
    Chrekt-Chrym wendete die Blätter des Buches. Das Buch stammte aus einem terranischen Antiquariat. Es hieß »Die Regeln des heiligen Benedikt«.
    Der Topsider las weiter: »An dich also richte ich mein Wort, wer immer du bist.« Er rückte die Kutte seines Habits, die so schwarzbraun war wie seine Schuppenhaut, ein wenig zurecht und blickte die Schräge Ebene hinab.
    Eine kleine Gruppe Topsider näherte sich. Man sah ihre Körper schemenhaft in den Immertagnebeln. Sie würden noch eine Weile brauchen, bis sie bei ihm wären. Er las weiter.
    Es war nicht ganz selten, dass man ihn hier besuchte. Er war eine kleine, lokale Berühmtheit geworden: Chrekt-Chrym, der erste Mönch auf Topsid.
    Als die Gruppe schon nah heran war, schaute er wieder auf. Der alte Topsider, der dort an der Spitze der kleinen Delegation den Hügel hinan stieg, war der Despot selbst.
    Die letzten zehn, zwanzig Meter ging der Despot allein. Seine Begleitung blieb zurück. Der Despot legte Chrekt-Chrym zur Begrüßung die linke Pranke auf den Kopf. Chrekt-Chrym stand auf und ließ den Despoten sitzen.
    »Soll ich dir eine Schale Wasser holen?«
    Der Despot nahm an. Chrekt-Chrym ging ins Klostergebäude und brachte frisches Wasser in einer Schale. Der Despot trank in großen Schlucken und stellte die Schale dann ab. »Wie man hört, hast du dein Agentenleben aufgegeben. Dein Doppelagentenleben.«
    »Das habe ich«, bestätigte Chrekt-Chrym heiter. »Ich habe meinen Dienst bei der USO quittiert.«
    »Auch deinen Dienst für unseren Heimatnachrichtendienst?«
    »War der nicht immer inoffiziell? Oder muss ich auch hier eine formelle Kündigung einreichen?«
    Der Despot knarrte ablehnend. »Aber nein, Chrekt.«
    »Weißt du, Onkel Pchorr, der Staatsdienst – egal, für welchen Staat, ist sicher erhebend, aber …«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, sagte Despot Pchorr-Chrym, »es ist deine Entscheidung. Du bist immer schon ein merkwürdiger Gelegesohn gewesen.«
    »Das schwächste Männchen im Gelege. Aber deine Schwester hat mich am Leben gelassen, gegen den Zweiten Satz der sozialen Weisung.«
    »Stärke das Starke. Wer das Schwache stärkt, schwächt die Ganzheit«, murmelte der Despot und knarrte nachdenklich. Er schwieg einen Moment, dann fragte er fröhlich: »Du weißt, dass ich auch der Schwächste in meinem Gelege war?«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Jetzt weißt du’s.«
    »Tkohhr ist für mich gestorben. Mein Bruder.«
    »Der starke Tkohhr«, grollte der Despot.
    »Ich glaube, dass noch jemand für mich gestorben ist«, sagte Chrekt-Chrym und wies auf das kleine Klostergebäude hinter sich.
    »Oh ja, so eine terranische Gottheit. Ich habe davon und von deiner Bekehrung gehört. Eine terranische Gottheit ist vor ein paar Tausend Jahren für einen Topsider gestorben. Sehr vorausschauender Mann.«
    »Du stellst es etwas verkürzt da, Onkel«, tadelte Chrekt-Chrym mit leichter Ironie.
    »Das ist so meine Art«, knarrte der alte Topsider. »Vielleicht fände ich es insgesamt einfach heilsamer, wenn nicht dauernd alle möglichen Kreaturen füreinander sterben, sondern für einander leben würden.«
    »Diesen Satz der Sozialen Weisung kenne ich noch gar nicht«, sagte Chrekt.
    »Der ist neu«, gab der Despot zur Antwort, »und von mir.«
    Sie schwiegen und betrachteten die Schlieren der Immertagnebel.
    »Geht es deinen Konkubinen gut?« erkundigte sich Chrekt-Chrym.
    »Oh ja, sie legen mir Junge auf Junge. Aber ich habe so meinen Zweifel, ob in all diesen Gelegen meine Erbsubstanz so vorherrscht, wie es einem Herrscher zukommt, wenn du verstehst, was ich meine. Die jungen Damen …«
    »Überprüfst du es nicht?«
    Der Despot knarrte belustigt: »Wozu? Man muss nicht alles wissen.«
    »Interessante Haltung für einen Regierungschef, der in jüngeren Jahren Kommandant des Heimatnachrichtendienstes war.«
    »Nun ja.« Der Despot erhob sich. Er lehnte sich kurz auf seinen Stützschwanz. »Es geht dir also gut, wie ich sehe. Und was diese Tyarez-Angelegenheit betrifft … nun, so finde ich es nicht so schlimm, wenn wir diesbezüglich nicht ganz auf dem Laufenden sind. Irgendwann werden uns unsere terranischen Freunde unterrichten. Wie immer ein wenig zu spät, wenn alles erledigt ist. Wir sind ja auch nur eine kleine, unbedeutende Echsen-Enklave im großen Solaren Imperium. Und solange uns die Terraner nicht in ein Terrarium stecken …« Der Despot pfiff erheitert über diese Vorstellung.
    Sie verabschiedeten sich. Chrekt-Chrym

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