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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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durchzog die Anlage.
    Der kleine Fluss schlängelte sich in Form eines S. Dort, wo der obere Bogen des S das Land von drei Seiten umschloss, lag der Steingarten. Den Bauch des Drachens nennen die Japaner dieses von Wasser umflossene Areal, einen günstigen Ort. Der Fluss strömte so langsam, dass sich die grünen Hügel an seinem Ufer darin spiegelten. Die Lotosblüten standen weit offen.
    Aus einer entfernten Kiefer hörte ich einen Vogel rufen. Allerdings saß dort kein Vogel, es war nur eine akustische Projektion der Positronik, die für den Garten zuständig war. Wieder rief der Vogel. Es hörte sich an wie ein lautes, einsilbiges »Krohk, Krohk«. Ich stutzte.
    Der Stimmfühlungsruf eines Felsenpinguins , erkannte mein Extrasinn.
    »Irrtum, Positronik«, sagte ich halblaut, »in Japanischen Gärten nisten keine Pinguine.«
    »Nicht?«, erklang eine freundliche Stimme mit weiblichem Timbre von irgendwo her. »Schade. Man lernt nie aus. Aber im Ernst: Ich wollte mal etwas kreativ sein. Welche Tierstimmen darf ich Ihnen einspielen, Lordadmiral? Eine Nachtigall? Eine Lerche? Ein bellendes Krokodil?«
    Ich winkte ab und sagte: »Lass gut sein. Gar keine Geräusche, bitte. Die Stille hat einen wunderbaren Klang.«
    »Interessante Theorie«, hauchte die positronische Stimme.
    Ich setzte mich an den Rand des Steingartens und versuchte, mich in das Wellenmuster zu versenken, das in den Sand geharkt war.
    Aber an diesem Morgen gelang es mir nicht. Ich räusperte mich, versuchte es noch einmal.
    Nur der Narr sucht Unerzwingbares zu erzwingen , kommentierte mein Extrasinn.
    Welchen alten Zen-Meister zitierst du?
    Zen-Meister Extrasinn , gab der Logiksektor zurück.
    Ich war unruhig, wenn auch aus keinem ersichtlichen Grund. Es gab solche Tage. Ich hatte im Laufe meines Jahrtausende langen Lebens viele erlebt.
    Ich erhob mich, verließ den Garten und begab mich in Richtung Zentralkugel. In der Mitte des ausgehöhlten, 62 Kilometer durchmessenden Asteroiden, dessen Innenraum von einem Skelett aus bläulich schimmernden Terkonit-Verstrebungen stabilisiert wurde, befand sich eine fast ein Kilometer große Kugel, das eigentliche Schaltzentrum der USO, der United Stars Organisation. Die Schale der Kugel bestand ebenfalls aus Terkonit, das hier sogar fünf Meter dick war. Inmitten der Kugel befand sich der Zentralbunker, und dort, im Allerheiligsten der USO, hatte ich meinen Arbeitsbereich, ebenso wie Decaree.
    Decaree Farou war mir über die Jahre mehr geworden als eine persönliche Assistentin und gelegentliche Stellvertreterin. Viel mehr sogar. Sie war einer der wenigen Menschen, auf deren Anblick ich mich wirklich freute. Und zwar mit jener melancholischen Freude, die wir Unsterbliche empfinden, wenn wir mit Menschen umgehen, die unsere Zuneigung haben und von denen wir wissen, dass wir sie möglicherweise um Jahrtausende überleben werden, dass sie eine Tages nicht mehr sein werden als eine vage Erinnerung.
    Ich passierte die letzte Identifizierungsschleuse mit ihren Anlagen zur paramechanischen IV-Schwingungs- und Bewusstseinssondierung. Der Vorgang kostete mich ein paar Sekunden; die Schleusenpositronik unternahm einen Versuch, die kurze Zeit mit Small Talk zu füllen, registrierte aber meinen Unwillen und wünschte mir nur einen schönen und erfolgreichen Tag.
    Ich unterdrückte den Wunsch, die Maschine nach ihrer Definition für »einen schönen und erfolgreichen Tag« zu fragen; wer sich auf Diskussionen mit diesen künstlichen Wächter-Intelligenzen einließ, brauchte einen besonderen Humor.
    Es war noch früher Morgen nach Terra-Standardzeit, als ich in meinem Büro saß und Decaree sich mittels Holovid aus dem Nachbarzimmer meldete.
    »Da bist du endlich. Ich dachte, Aktivatorträger brauchen wenig Schlaf?«
    »Aktivatorträger, die in der Nacht – ach, denk dir selbst eine spitze Bemerkung aus …«
    Sie schüttelte tadelnd den Kopf, die kurzen schwarzen Haare glänzten bläulich im Licht. »Übrigens will dir noch jemand guten Morgen sagen, Lordadmiral, und der hängt schon ein Weilchen in der Leitung. In der langen Leitung von Terra«, sagte sie lächelnd. »Auch auf Terra scheint man früh an die Arbeit zu gehen. Ein gewisser Herr Rhodan will dich sprechen.«
    Ich musste innerlich grinsen. Decaree ließ den immer noch mächtigsten Mann der Galaxis einige Minuten im Hyperkanal hängen, um mit mir zu plaudern. Aber wenn es allzu dringend wäre, hätte sie entsprechend reagiert.
    Ich seufzte. »Dann stell den

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