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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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an. Er nickte. Ich griff nach dem Artefakt und hob es hoch. Ich hatte irgendwie erwartet, dass es schwer wiegen müsste wie Gold, aber es hielt sich im Gegenteil sehr leicht, wie Balsa-Holz. Für einen Moment hatte ich sogar den Eindruck, der Tyarez-Gegenstand könnte sich aus meiner Hand lösen und in der Luft schweben.
    Ich spürte weder Wärme noch Kälte, gerade so, als hätte sich das Artefakt exakt der Temperatur meiner Haut angepasst. Ich tunkte meinen Finger in das Brauseglas eines der Epsaler und rieb meinen Finger leicht über den Eiswürfel darin. Dann legte ich den abgekühlten Finger wieder an das Artefakt, und wieder spürte ich keinen Unterschied: es war so kalt wie der abgekühlte Finger, und es war so warm wie der warme Finger daneben.
    »Was ist es?«, fragte ich den Hökerer.
    »Wenn Sie es herausfinden wollen, Prospektor, würde ich es Ihnen gegen eine kleine Gebühr leihen.«
    Ich nickte. Natürlich.
    »Er hat noch ein Bedingung«, ergänzte Tipa. »Er weiß, dass du hier auf Lepso wenige Möglichkeiten hast, das Ding zu untersuchen. Er möchte aber nicht, dass du es nach Quinto-Center schaffst. Deine USO scheint ihm nicht so wirklich ganz neutral, wenn du verstehst. Aber wir könnten einen kleinen Ausflug unternehmen, nach Newton, zum System der Wissenschaftler. Sie sind auf unseren Besuch übrigens schon vorbereitet.«
    »So gerne ich mit dir auf Reisen gehe, Tante Tipa, meine Zeit ist begrenzt. Und ein Flug ins Newton-System wäre sicher reizvoll, zumal, wenn du mir gelegentlich die Koordinaten mitteilen könntest, aber ….«
    Tipa wischte meine Bedenken zur Seite und grinste: »Ich kenne da eine Abkürzung. Sei morgen auf dem Raumflughafen Troptorr. Mein Erster Wesir wird dich zu einer prachtvollen Neuerwerbung führen, einem Prunkstück meiner wachsenden Flotte: der GHOST OF ANNE BONNY. Komm zum Frühstück. Und sei bitte pünktlich. Man lässt Herzensangelegenheiten nicht unnötig warten.«
    Tipas Wesir hatte einen altertümlichen Koffer aus echtem, leicht rissigem Leder aus der Sänfte geholt, stellte ihn auf den Tisch und öffnete ihn. Ein Lichtschein fiel aus dem Koffer ins Dämmerlicht der Grube. Ich legte das Artefakt behutsam in den Koffer und spürte, dass dort schwache Prallfelder geschaltet waren, die das Artefakt aufnahmen. Es hing dort in der Schwebe, ohne Kontakt zu den Wänden des Koffers. »Kampt nimmt das Artefakt an sich«, beschloss Tipa. »Es ist bei ihm in guten Händen.«
    »Es ist bei ihm vor allem in großen Händen«, kommentierte ich, als ich sah, wie der kleine Koffer fast in seinen Pranken verschwand.
    »Nun zum Geschäft«, erinnerte mich der Hökerer.
    »Ach ja«, seufzte ich. »Was soll es denn kosten?«
    »Oh, wir werden uns einigen«, grinste der Hökerer.
     
     
    Tief unter der Ausgangsgrube, tief unter den Pferchen der Hohrugk-Kälber, tief sogar unter der Geheimen Stadt, dort, wo die Gesteine schon zähflüssig werden und den Pionieren kaum noch Widerstand entgegen setzen, lauschten die Hohrugk auf die Flüsterpost von der Kruste.
    »Habt ihr gehört? Der Hökerer ist wieder im Land«, sagten die einen.
    »Habt ihr gehört? Die ungeselligen Trox versammeln sich,« sagten die anderen.
    »Habt ihr gehört? Ein Bompaimer trägt ein Ding fort, das in sich selbst versteckt ist. Böse Zeichen überall.«
    »Lasst uns tiefer graben. Viel tiefer. Vielleicht wird die Zeit schon knapp.«
     
     
    Tipa hatte sich in ihrer Sänfte aus der Grube tragen lassen. Der Streit am Tisch des Trox-Konvents wurde immer ungestümer. Der Hökerer winkte einen Hohrugk-Bullen herbei und verhandelte leise mit ihm. Kurz darauf senkte sich eine der Käfige klirrend von der Grubendecke herab. Der Hökerer winkte mir, und ich folgte. Die Käfigtür schloss sich hinter uns. Wir saßen auf dem Baronit-Glas. Ich schaute durch das samtene, transparente Material auf den Grubenboden, als der Käfig nach oben gezogen wurde. Wenige Meter unter der Decke hielt er an, leicht pendelnd.
    Der Hökerer legte die Kiepe, dann einige andere Utensilien und Kleidungsstücke ab. Mit jedem abgelegten Teil verwandelte sich seine Gestalt immer mehr. Die Runzeln und Falten in seinem wassergrünen Gesicht glätteten sich, das Gesicht hellte sich auf. Ich sah, wie sich die Schatten, die sich unter der Haut bewegten, veränderten, zu kleinen und farbenfrohen, fischähnlichen Gestalten wurden, die aus der Tiefe des Schädels herauf tauchten, nach außen lugten, wieder abtauchten.
    Sein Kopf ist ein Aquarium ,

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