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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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dachte ich belustigt. Nach und nach verlor das Gesicht des Hökerers alles Schroffe, wurde runder, schmaler; die Oberlippe wurde voller, der Hökerer nahm das Gesicht einer jungen, sonderbar schönen Frau an. Die silbernen Augen blitzten auf.
    »Gefalle ich Ihnen so besser?«, fragte sie .
    Ich hob die Hände zu einer vagen Geste. Die Hökerin lächelte wieder und rückte etwas näher. »Kommen wir zum Thema Leihgebühr. Ich bitte mir eine Information von Ihnen aus, Prospektor. Erbinformation.« Sie drückte ihren Rücken durch und präsentierte so ihre Brüste. »Oder schläfst du nicht gern mit alten Männern?«
    Ich schlief mit ihr, hoch über der Hohrugk-Grube. Ihre Haut war weich, viel weicher als Menschenhaut, und raschelte an der Grenze der Hörbarkeit wie Seide, und manchmal war mir, als ob ihre Haut mit mir spräche, ein leises, alles wissendes Flüstern aus einer unendlichen Ferne.
    »Wenn das meine letzte Nacht wäre«, murmelte ich. »war es eine schöne Nacht.«
    »Es ist nicht deine letzte Nacht. Du wirst nicht auf Lepso sterben.«
    »Bist du auch noch Hellseherin?«
    »Was so hell ist, kann jeder sehen.«
    Ich erwachte vom Rasseln der Kette, an der der Käfig herab gelassen wurde. Die Hökerin war fort. Ich stieg aus.
    Die Grube hatte sich geleert. Nur in einigen Käfigen war noch Bewegung, sie pendelten an der Decke. Scheinwerfer leuchteten den Boden aus, Reinigungsroboter machten sich geräuschvoll an die Arbeit. Bald würde der neue Morgen auf Lepso beginnen.
    Ein Forit, der dem hohrugkschen Kunstfraß entkommen war, huschte auf seinen acht Spinnenbeinen und schnaufte laut vor Anstrengung.
    Mir fiel ein, dass ich zu einem Frühstück eingeladen war. Ich sah auf die Uhr. Es war Zeit.

 
     
     
     
Zweites Buch
     
    Intermezzo
     
     
     
     
    Reisen mit Tante Tipa
     

 
Piraten!
     
    In der Empfangshalle des Raumflughafens Troptorr erwartete mich der Erste Wesir der Piratin. Er begrüßte mich, indem er meine Hand zwischen seine beiden Riesenpranken nahm und langsam und feierlich schüttelte. Wie ein Bestattungsunternehmer auf Kundenfang , dachte ich.
    »Es ist mir eine Ehre, Prospektor Pattri. Haben Sie das erfreuliche Howalgonium dabei?«
    Ich nickte und klopfte mit der linken Hand vielsagend auf eine der zahllosen Taschen des Overalls. Für den Fall einer sich umhörenden Mikrofondrohne spielte ich meine Rolle in der Öffentlichkeit weiter: ein Prospektor, der mit Piraten ins Geschäft kommt.
    »Gut, gut«, sagte Ruyten und ließ endlich meine Hand frei.
    »Täusche ich mich, oder gab es nicht früher die Sitte bei Ihnen, sich zur Begrüßung dreimal mit der Faust ans Kinn zu schlagen?«
    »Es ist dies eine Ehre, die nur Piraten untereinander zuteil wird«, belehrte er mich umständlich.
    Mit einem Gleiter rasten wir kurz darauf über das Landefeld des Raumhafens. Ruyten hielt auf eine Sektion zu, die schon von fern auffiel: Eine Gruppe von fünf oder sechs Kugelraumschiffen stand in einem Areal beieinander, das von bunten Girlanden umzäunt war, die in Fesselfeldern flatterten. Zwischen den bunten Fetzen hingen in unregelmäßigen Abständen Piratenflaggen: Knochenmänner mit Würfelbechern in der Hand; rote Herzen, von einem blutigen Dolch durchbohrt; ein Mann, der auf zwei Totenköpfen stand; Totenköpfe, unter denen sich blanke Knochen kreuzten, flirrende Vibratorflorette oder Blaster.
    Alles ganz nach Tipas kitschigem Geschmack.
    Tipas Flaggschiff, die DREADFUL, überragte mit ihren 800 Metern die anderen Schiffe ihrer Halsabschneiderflotte. Ruyten kurvte zwischen den Landestützen der Raumschiffe herum und hielt endlich unter einem zerbeult wirkenden 120-Meter-Schiff akonischer Bauart, dessen Kugelzelle die typische Abplattung an den Polen aufwies. Die alten Aufschriften waren abgekratzt und mit großen, roten Lettern übermalt worden. Was auch immer das Akonenschiff in seinem früheren Leben gewesen war: Nun war es die GHOST OF ANNE BONNY, ein Piratenschiff.
    Ich grinste, als ich mir Tipas Kaufverhandlung mit der akonischen Besatzung vorstellte. Tipas gute Argumente waren der Schiffshülle bis heute eingeschrieben: ein Rammstoß mit einem weit größeren Schiff, als es der Akonenraumer war. Und dessen Werkstoff um einiges härter war als das hier verwendete Akonit. Eine scheinheilige Entschuldigung. Ob sie ihre berüchtigten Schockkanonen vor oder nach dem Rammmanöver eingesetzt hatte?
    Wir stiegen aus. Die Lamellen des zentralen Antigravschachtes, der von Pol zu Pol lief, standen

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