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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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offen über unseren Köpfen.
    »Dahinein? Wir fliegen ohne Tipa?«, fragte ich.
    »Die Herrin weilt nicht mehr an Bord der DREADFUL«, murmelte Ruyten. »Ein Ausflug mit dem Flaggschiff macht die Meute immer neugierig. Die GHOST OF ANNE BONNY ist ein unauffälliges Schiff.«
    Ich trat neben ihm ins Antigravfeld und spürte den Hub. Wir schwebten nach oben. Wenig später verließen wir den Schacht. Kampt Ruyten führte mich in die Zentrale.
    Tipa fläzte sich auf einem großen, orientalischen Liegesofa. Sie war mit einem Chalat bekleidet, den sie nicht gegürtet und so weit offen trug, dass man ihre dürren Beine sah. Die hatte sie unzureichend, aber kokett in Netzstrümpfe verpackt. Die Greisin zog an ihrer Wasserpfeife. Ein Roboter in Gestalt eines menschlichen Skeletts stand hinter ihr und wedelte ihr mit einem Palmzweig Luft zu. Ein Schwall schwerer süßer Gerüche wehte mich an.
    Tipa warf einen ostentativen Blick auf eine Taschenuhr, die sie an einer protzigen, goldenen Kette trug. »Ihr kommt reichlich spät, Lordadmiral«, krächzte sie aus einer Dampfwolke hervor.
    »Du solltest weniger rauchen und dir die Augen korrigieren lassen. Ich bin pünktlich.«
    »Ach ja?«, gab sie zurück und steckte die Uhr weg.
    »Pünktlich zum Frühstück, wie befohlen«, ergänzte ich.
    »Ja, ja, du Schmarotzer«, antwortete sie und richtete sich jammernd und stöhnend auf. Sofort sprangen ihr einige Piraten bei, die bis dahin vor den Kontrollen gesessen oder vor dem Navigationsholo gestanden hatten.
    Während die Piraten in ihrem Bemühen, Tipa unter die Arme zu greifen, einander ins Gehege kamen und Tipa vor Lachen krähte und »Nicht kitzeln!« rief, sah ich mich in der Zentrale um.
    »Reichlich mondän für ein Piratenschiff«, sagte ich. »Ich erinnere mich an meine Zeit auf der Alten Erde. Da ging es an Bord anders zu. Authentischer. Das Deck war mit Sand bestreut, weil die Männer barfuß liefen und weil man verhindern wollte, dass sie ausrutschten, wenn erst einmal Blut geflossen und das Deck glitschig war.«
    »Wesir«, befahl Tipa, die herbeihumpelte, »einen Kübel Sand für das Quartier des Herrn Lordadmiral, und schütten Sie anschließend ein paar Blutkonserven darüber aus, damit sich der Herr wie zuhause fühlt. Dieser blutrünstige Knödelmatrose!«
    »Knödelmatrose?«, fragte ich verständnislos nach.
    Tipa winkte mich hinaus und rief hinterher: »Schnall dich an, wir starten gleich.«
    Der Erste Wesir brachte mich zu meinem Quartier. Es war eine gediegene Kabine, der Tisch war gedeckt und bot alles, was zu einem guten Frühstück in einem Nobelhotel auf Terra gehört hätte: vom gekochten Ei über den frisch gepressten Orangensaft und die halbe Grapefruit bis zu Croissant und duftendem Kaffee.
    Außerdem lag auf einem silbernen Tablett eine einzelne Scheibe Knäckebrot mit einem verschrumpelten Salatblatt, daneben ein kleiner Zettel von Tipa: »Falls dir dein Logiksektor zu einer gesünderen Lebensweise rät.«
    Aber mein Logiksektor schwieg zu diesem Stichwort.
    Der Kaffee in der Tasse warf sanfte Wellen, als die GHOST OF ANNE BONNY abhob. Die weitere Beschleunigung spürte ich nicht. Tipas Raumpiraten verstanden ihr Handwerk.
    Ich aß in aller Ruhe.
    Nach etwa einer Stunde meldete sich Tipa über Interkom. Sie bat mich in die Zentrale zurück.
    Als ich die Tür zum Gang öffnete, stand meine Eskorte schon da, Kampt Ruyten.
    Wir gingen los. »Verzeihen Sie mir meine Neugier«, sprach ich ihn an, »ich habe noch nie von Ihrer Welt gehört. Ist es indiskret, danach zu fragen?«
    »Ja«, antwortete der Erste Wesir.
    Wir näherten uns dem Antigravschacht. »Bompaim ist eine liebliche Welt«, hörte ich Ruyten wie zu sich selbst wispern, »wir verlassen sie ungern. Rund um Bompaim zieht sich der Ringkontinent, und in der Mitte des Kontinents verläuft der Große Kiez, eine Stadt mit einer einzigen Straße. Man kann sie endlos gehen. Auf der nördlichen Seite leben die weiblichen Kreaturen, auf der südlichen wir männlichen. Wenn der gläserne Mond seine andere Seite zeigt, wechseln wir die Straßenseiten. Wir sind sehr glücklich. Aber einmal im Leben müssen wir uns auswärts verdingen. Das Büro hat mich an die Herrin vermittelt.«
    Er errötete wieder.
    »Darf ich fragen, was Sie für Tante Tipa so wertvoll macht? Oder ist das zu intim?«
    »Ja«, antwortete er wieder. Wir stiegen in den Schacht. »Ich schnuppere«, erklärte er mir, während wir nach oben glitten. »Ich erschnuppere Gelegenheiten, ich

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