Atlan 010 - Planet der Vogelmenschen
ich.”
“Nennen Sie ihn nicht so, Captain”, flüsterte Treat. “Ich hätte nicht zulassen sollen, daß der Körper eines Toten auf eine solche Weise mißbraucht wird.”
“Wie Sie sagten, ist es nur der Körper, Sir, eine Ansammlung von Organen. Ich nenne ihn deshalb Zombie, weil ich dann nicht in Gefahr gerate, ihn für einen Menschen zu halten. Das Plasma in seinem ...”
“Schluß damit!” befahl der General. “Im Grunde genommen suchen wir alle nur nach Entschuldigungen, wo überhaupt keine notwendig sind. In einer halben Stunde marschiere ich schwerbewaffnet zum Raumhafen. Es wird so aussehen, als wollte ich Seeays Leute erledigen, wenn sie das Hafengelände verlassen. Statt dessen werde ich den Start der LLALONG TRAA sehen, ungeheure Erleichterungen zur Schau stellen und ein Lokal aufsuchen, um mich sinnlos zu betrinken. Daraus wird allerdings nichts werden. Ich habe nämlich keine Lust, mehr als einen Whisky zu trinken. Da das Ding mich so auffällig verfolgt, werde ich es ungeschickt abzuhängen versuchen. Sie sorgen bitte dafür, daß Spezialist-Major Waaken gegen sieben Uhr abends im “Daviah Lennis” ist und Streit mit mir beginnt. Er soll den Kampf unentschieden ausgehen lassen. Danach werden wir uns versöhnen und zur Feier einen Lokalbummel durch Orbana City unternehmen. Ist das klar, Captain?”
“Klar, Sir!” Der grünhäutige Siganese grinste. “Darf ich jetzt abschwirren, Sir?”
Baaling Treat lachte über den Ausdruck, der in diesem Fall sogar zutraf.
“Jawohl, Captain! Schwirren Sie!”
Spezialist Captain Calmu Threek salutierte lässig, zog sich in seine Vogelmaske zurück, und mit klatschenden Schlägen erhob sich das Tier in die Luft. Es drehte eine Runde im Zimmer und schoß dann zum Fenster hinaus.
Baaling blickte ihm lächelnd nach.
Er hatte seine Zuversicht wiedergewonnen. Nachträglich begriff er nicht mehr, weshalb er überhaupt mutlos geworden war. Schließlich war er es gewesen, der die Sektion Ermittlung und Information organisiert und die Einsatzpläne aufgestellt hatte. Bisher hatte sich das immer bewährt, warum also auch nicht dann, wenn er persönlich den Einsatz leitete!
4.
Oberstleutnant Ronald Tekener blickte geistesabwesend auf den Monitorbildschirm der Kabine, auf dem zu sehen war, wie die Gletscherlandschaft des Planeten Baaled unter der startenden SARN-Esos zurückfiel.
“Ich möchte wissen”, murmelte er—immer der Tatsache bewußt, daß sich in der Kabine Mikrospione aufhielten—, “was wir auf einem Planeten mit dem Namen Kamuc sollen, dessen Sonne ebenfalls Kamuc genannt wird!”
Er wandte den Kopf.
“Haben Sie vielleicht eine Erklärung, Tradino?” schrie er unbeherrscht. Rabal Tradino alias Spezialist Major Sinclair Marout Kennon spuckte verächtlich
auf den Boden.
“Benehmen Sie sich nicht wie ein Narr, Tekener. Diese Halbaffen von der
Condos Vasac wissen vermutlich selber nicht, was sie auf Kamuc wollen.” Er wählte
den beleidigenden Ton absichtlich—in der stillen Hoffnung, den Akonen Teen-Arndt zu
einer Erklärung provozieren zu können.
Beide Männer saßen in bequemen Kontursesseln, die Beine hochgelegt und
Whiskygläser in den Händen, die sie immer wieder aus den neben ihnen, stehenden
Flaschen nachfüllten.
Ihre lässige Haltung war gespielt, ihre Gereiztheit nicht. Im Grunde genommen
waren sie nicht nur gereizt, sondern hochgradig besorgt und nervös. Seit ihrer Flucht
vom terranischen Strafplaneten Beseler hatten sie keine Möglichkeit mehr gehabt, sich mit Kontaktpersonen der USO in Verbindung zu setzen. Sie fühlten sich vollkommen isoliert. Dazu kam noch, daß die maßgeblichen Leute der Condos Vasac und ihr
“Freund” Lurlean Trask ihnen bisher verschwiegen hatten, worum es überhaupt ging. Sie wußten offiziell nur, daß ihre und Trasks Befreiung von Beseler und ihre
Anwesenheit auf der SARN-Esos mit einem “Projekt Lasis” zu tun hatte. Der akonische Projektleiter TeenArndt hatte bisher umfassende Informationen
verweigert. Arndt brachte den beiden Terranern ein beinahe krankhaftes Mißtrauen
entgegen und beobachtete sie argwöhnisch, wo immer er konnte. Dagegen war der
ursprünglich ebenso argwöhnische Anti Ert Wynsch etwas zugänglicher geworden.
Aber auch Wynsch verweigerte ihnen jede nähere Information.
Tekener füllte sein Glas und stellte dabei fest, daß die Flasche zur Hälfte geleert
war. Er grinste verstohlen, nahm einen kräftigen Schluck ‘und stellte das Glas in die
entsprechende Vertiefung der
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