Atlan 010 - Planet der Vogelmenschen
Ronald Tekener etwas klarer.
Er tat, als gäbe er sich besondere Mühe, nüchtern zu wirken.
Lurlean Trask schüttelte den Kopf.
“Nein, danke, Tekener. Ich wollte lediglich ein wenig mit Ihnen plaudern:” “Fein”, sagte Tekener. “Erzählen Sie uns einen Witz.”
“Keinen Witz. Ich möchte Ihnen erzählen, worum es auf Kamuc geht.” “Muß das ausgerechnet heute sein?” fragte Tekener gelangweilt. Dann richtete
er sich mit einem Ruck auf. “Wie? Sie bringen Informationen, wenn ich richtig gehört
habe?” Er deutete auf einen freien Hocker. “Setzen Sie sich, Freund, und schießen Sie
los!”
Trask seufzte.
“Zuerst müssen wir Tradino wecken und dann nüchtern bekommen, Tekener.” Er
fischte in einer Tasche seiner Bordkombination herum und brachte eine bunte
Plastikschachtel zum Vorschein. “Ein gutes Mittel. Es macht den besoffensten Mann
nüchtern. Würden Sie Ihren Partner bitte wecken.”
Ronald Tekener stemmte sich hoch und stand vorsichtig auf. Er trat neben
Kennon und verabreichte ihm zwei leichte Ohrfeigen.
Kennon blinzelte, dann riß er die Augen weit auf und stieß eine Verwünschung
aus.
“Haben Sie mich geschlagen, Tekener?” fragte er zornig.
Tekener deutete auf Lurlean Trask.
“Unser Kamerad von Beseler möchte etwas über Kamuc aus der Schule
plaudern, Tradino.”
“Das ist fein”, murmelte Sinclair Marout Kennon und schloß die Augen erneut.
“Erzählen Sie ... “, er gähnte herzhaft, “ ... oder plaudern Sie, ganz wie es Ihnen gefällt.”
Abermals sank sein Kinn auf die Brust.
Tekener schlug ihn leicht auf die linke Wange und streckte gleichzeitig die Hand
aus. Trask gab ihm eine Tablette.
“Nehmen Sie das!” befahl er Kennon, der die Augen wieder geöffnet hatte. Gehorsam öffnete Kennon den Mund und zerbiß die Kapsel.
“Mir geben Sie am besten auch eine, Trask”, sagte Tekener. “Ich fürchte, ich bin
ein wenig benebelt.”
Nachdem er seine Kapsel ebenfalls zerbissen hatte, spürte er die Wirkung des
Alkohols innerhalb kurzer Zeit schwinden. Erst daran erkannte er, daß er doch leicht
angetrunken gewesen war.
Sinclair M. Kennon spielte den nüchtern werdenden Betrunkenen überzeugend.
Er ächzte und stöhnte zuerst ein wenig. Danach blickte er -verwundert um sich und
richtete sich auf.
“Was war los mit mir?” fragte er.
“Sie waren besoffen, Tradino”, erklärte ihm Tekener. “Regelrecht blau. Trask hat
Ihnen ein Neutralisierungsmittel verabreicht.”
Kennon massierte sich den Nacken.
“Zum Teufel!” Er hob die fast leere Whiskyflasche, als wollte er sein Glas füllen,
doch dann, schleuderte er sie gegen die Wand, “Für heute habe ich genug.” Er grinste.
“Nett, daß Sie uns einmal besuchen, Trask. Was haben Sie auf dem Herzen?” Lurlean Trask setzte sich auf den niedrigen Hocker, und Tekener kehrte zu
seinem Platz zurück.
“Es geht um das Projekt Lasis”, sagte der Plophoser bedächtig. “,Sie wissen
zwar einiges darüber; aber noch nicht alles.”
“Da haben Sie zweifellos recht”, warf Ronald Tekener ein. “Aber an uns liegt das
bestimmt nicht. Sie wollten ja nicht reden. Hat Teen-Arndt sein Mißtrauen endlich
abgelegt?”
Trask lächelte verlegen. Er ging nicht auf Tekeners Frage ein, also wußte er, daß
sich in der Kabine Mikrospione befanden—oder er nahm es mit Sicherheit an. “Sie kennen den Planeten Birthplace und waren dabei, als wir einem schäbigen
Trick zum Opfer fielen ...”
Kennon lachte spöttisch.
“Ich werde nie vergessen, wie Ihr Gesicht aussah, als Sie eines der erbeuteten
‘Eier’ aufschlugen und feststellten,, daß es nur eine hohle Kunststoffattrappe war.” Trasks Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Grimasse.
“Ich habe es wenigstens gemerkt. Lachen Sie nur, Tradino. Das Lachen wird
Ihnen noch vergehen.”
“Soll ich aufstehen und Ihnen die Visage einebnen?” fragte der USO-Spezialist
flüsternd. Dieses Vokabular gehörte zu seiner Rolle.
Lurlean Trask wurde bleich. Er leckte sich über die Lippen und sagte
beschwörend:
“Ich wollte Sie nicht kränken, Tradino, wirklich nicht. Entschuldigen Sie bitte.
Aber die Erinnerung an den damaligen Fehlschlag regt mich heute noch auf.” “Fahren Sie fort!” befahl Tekener schroff.
Trask nickte. Er war gewiß kein Feigling und konnte es mit den meisten Männern
aufnehmen, aber er war auch klug genug, Tekener und Kennon richtig einzuschätzen.
Ihnen war er nicht gewachsen.
“Sie wissen auch, meine Herren, daß ich psionisch begabt bin und als einziges
Lebewesen
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