Atlan 014 - Der Tempel des furchtbaren Gottes
nur noch eines”, erklärte der Anti, als die USO-Spezialisten sich zum Gehen anschickten. “Eine glaubwürdige Begründung für Ihren Besuch. Eventuelle Beobachter ...”, er lächelte, wie um anzudeuten, daß die Bezeichnung “eventuell” nur eine Farce war, “... müssen davon überzeugt werden, daß unsere Besprechung im Interesse der Condos Vasac stattgefunden hat.”
Oberstleutnant Tekener grinste.
“Schon einkalkuliert, mein lieber Tschen Bahark. Das Thema Mordanschlag war nur ein konstruierter Vorwand; um eventuelle Spione der USO zu täuschen. Ihre Leute werden inzwischen ein Gespräch unseres gemeinsamen Bekannten Haahl-A1 mitgehört haben, wonach unser Verbindungsmann im Solsystem technische Geheiminformationen an uns verkaufen möchte. Es handelt sich dabei um Unterlagen über einen Energie-Wandeltaster der Solaren Flotte. Wir bringen sie beim nächsten Besuch mit.”
“Es handelt sich natürlich um veraltete Unterlagen”, erwiderte Bahark mit saurem Lächeln.
Tekener grinste stärker.
“Durchaus nicht. Die betreffende Ausführung wird erst im kommenden Jahr in die Kampfschiffe der Flotte eingebaut. Die Unterlagen sind sozusagen eine technische Entwicklungshilfe für die Condos Vasac, nur fürchte ich, daß Ihre Organisation weder die Ausgangsnoch Empfangsaggregate dazu besitzt.”
Tschen Bahark lachte lauthals los. Die beiden USO-Spezialisten stimmten ein. Man verabschiedete sich entspannt, ja, beinahe freundschaftlich. Männer mit den geistigen Qualitäten eines Ronald Tekener und Sinclair Marout Kennon hättensogar dem Teufel persönlich die Hand geschüttelt, wenn es zwischen ihm und ihnen menschliche Übereinstimmungen gegeben hätte.
Und Tschen Bahark war gewiß kein Teufel, sondern ein kluger und tapferer Gegner, dessen gefühlsmäßige Bindungen an die Menschheit wahrscheinlich stärker waren, als er es selber dachte.
*
Archimedes Ballard rieb sich zufrieden die Hände. Er saß, wie man zu sagen pflegte, auf gepackten Koffern, und das war das, was er seit dreieinhalb Wochen herbeigesehnt hatte.
Es war kein außergewöhnlicher Auftrag gewesen, der Spezialist-Captain Ballard nach Sergschema geführt hatte. Sergschema, dritter Planet der gelbenSonne Mylorat, hatte vor erst vierundsechzig Jahren die erste terranische Besiedlungswelle erlebt. Durch Schwerpunktverschiebungen im Wirtschaftsgefüge der Galaxis war das MyloratSystemdamals an einen Knotenpunkt der interstellaren Handelswege gerückt worden. Homer G. Adams’ staatliches Finanz- und Wirtschaftsimperium hatte die Entwicklung vorausberechnet, und so waren die Terraner wieder einmal die ersten gewesen, die eine galaktische Schaltstelle besetzten.
Unterdessen gab es auf Sergschema drei Großstädte mit Raumhäfen für die schwersten Transportschiffe sowie Neubau- und Instandsetzungswerften. Nur neuneinhalb Millionen Kolonisten fertigten im Jahr zweihundertvierunddreißigtausend Raumschiffe aller galaktischen Völker ab, kontrollierten die vollrobotisierten Versorgungsarbeiten, die Produktion von Hochkatalyse-Plasma, die Werften und die Großauktionen aller nur denkbaren Handelsgüter. Gigant-Transmitter verschickten Millionen Tonnen hochwertiger Güter an Planeten, die zu weit außerhalb der großen Schiffsrouten lagen, um eine direkte Versorgung per Raumschiff rentabel zu gestalten. Terraner und Springer, Aras und Akonen, Neu-Arkoniden und Topsider profitierten fast gleichermaßen von Sergschema. Den größten finanziellen Gewinn kassierte natürlich der Initiator und damit die solare Menschheit.
Captain Archimedes Ballard hatte mit der wirtschaftlichen Seite absolut nichts zu schaffen. Er war nach SergSchema geschickt worden, um einige neue USOSpezialisten in ihre Arbeit einzuweisen. Noch hatte die USO keine Aktivität der Condos Vasac auf diesem galaktischen Umschlagplatz festgestellt, aber früher oder später würde es dazu kommen. Ein engmaschiges Netz von uneingeweihten Informanten, Schaltstellen und “schlafenden” Einsatzagenten wartete auf diesen Zeitpunkt.
Ballard genehmigte sich einen Whisky sauer und genoß das köstliche Bukett dieses Getränks. Er lächelte still vor sich hin. Nach diesem Auftrag war ein Urlaub auf seinem Heimatplaneten Gauß fällig. Der erste seit zwei Jahren. Es wurde Zeit, daß er seine Familie und seine Freunde einmal wiedersah.
Er stellte sich vor den Feldspiegel und musterte sich zufrieden. Die Dienstzeit bei der United Stars Organization hatte ihm in jeder Hinsicht gutgetan. Er war
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