Atlan 014 - Der Tempel des furchtbaren Gottes
entfernt, über dem Dschungeldach.
“Auf geht’s!” sagte Ronald Tekener, entsicherte sein Senkamp-Gewehr und marschierte den anderen voran.
Die Vegetation stellte kein nennenswertes Hindernis dar. Die seltsamen Bäume verästelten sich erst in ungefähr zwanzig Metern Höhe, und so wirkte die Bodenregion wie ein düsterer Dom mit schwarzen glatten Säulen. Die Humusschicht dämpfte das Geräusch der Schritte; sie wirkte wie ein dicker, federnder Teppich.
Die in regelmäßigen Abständen aus—, gestoßenen Schreie von Maylikas Flugsauriermaske wiesen Tekener die Richtung. Von hier konnte er den Siganesen nicht sehen.
Aber der scheinbare Frieden des Urwalddomes täuschte.
Plötzlich ertönte vom Ende der kleinen Kolonne ein Schrei. Tekener wirbelte herum und sah einen riesigen Tausendfüßler, der sich mit seinen Kopfzangen in Crouses Kampfanzug verbissen hatte.
Er hob sein Senkamp-Gewehr, aber Kennon war schneller. Er stürzte sich auf den Tausendfüßler, riß die armlangen Zangen auseinander und schleuderte das Tier mit einem Fußtritt gegen den nächsten Baumstamm. Reglos blieb es liegen.
“Sind Sie verletzt?” fragte Tekener den Waeglianer.
Zaeggli Crouse schüttelte den Kopf.
“Nur ein paar blaue Fleckli, Sir. Glücklicherweise hat das Material des Kampfanzugs gehalten. Bei diesem Schreck hätte man ja ins Hösli machen können, Sir.”
Ronald Tekener verbiß sich mühsam ein Grinsen.
“Seien Sie froh, daß das Tierli nicht Ihr Körperli durchgebissen hat, Crouse.”
Er drehte sich um und marschierte weiter, geleitet von den Rufen Maylikas und begleitet von den seltsamsten Geräuschen.
“Nach einer Dreiviertelstunde schoß ein Flugsaurier durch das dichte Blätterdach, landete auf den Schultern von Kennons Einsatzmaske und sagte über Tonverstärker:
“Noch fünfzig Meter, Sir. Das. Wesen hockt mitten auf einer kleinen Lichtung und scheint ein Sonnenbad zu nehmen. Folgen Sie mir bitte.”
Er flatterte zwischen den Stämmen hindurch.
Tekener und seine Begleiter schlichen lautlos hinterher. Nach kurzer Zeit erreichten sie einen umgestürzten Baumstamm, dessen Zweige vollständig von einer Art blauweißem Schimmelpilz überzogen waren. Auch der Stamm wies bereits blauweiße Flecken auf. Maylika ließ sich auf dem Stamm nieder und flüsterte:
“Da vorn, Sir! Nur zehn Meter von hier!”
Oberstleutnant Tekener bedeutete seinen Begleitern durch Handzeichen, zurückzubleiben. Er selber schlich geduckt weiter und blieb vor dem Stamm stehen.
Durch die eigenartig überkrusteten Zweige hindurch spähte er auf eine etwa achtzig Meter durchmessende Lichtung. Unwillkürlich hielt er den Atem an, als er das Krötenwesen erblickte.
Es lag auf einem geröllbedeckten Fleck, die Hinterbeine unter dem massigen
Gottes
Körper und auf die eingeknickten Arme gestützt.
Der Körperform nach war es zweifellos ein Baraton. Aber im Unterschied zu den
von Tschen Bahark beschriebenen Krötenwesen besaß es eine grünschuppige,
grobporige Panzerhaut. Die Schuppen bewegten sich kaum merklich. Tekener
erkannte, daß sie mit runden schwarzen Öffnungen versehen waren, die anscheinend
gierig die Wärmestrahlung der Sonne Gaktschem aufsaugten.
4.
Jemand nieste schallend.
Ronald Tekener wandte sich um und sah Zaeggli Crouse, der sich die Hand vor Mund und Nase preßte.
Ein Instinkt, bei zahllosen Jagdexpeditionen auf zahlreichen Urwelten der Galaxis erworben, warnte den Oberstleutnant. In einer einzigen fließenden Bewegung drehte er sich erneut um, hob sein Senkamp-Gewehr und zog durch.
Das Krötenwesen wurde im entscheidenden Sprung von den Projektilen getroffen. Sein Schädel barst förmlich, wurde zu einem blutigen Brei. Einen Meter vor dem Baumstamm, hinter dem Tekener stand, stürzte das Monstrum zu Boden und rührte -sich nicht mehr.
“Das war knapp, Sie”, sagte Captain Maylika.
Tekener sah sich wütend nach Crouse um und schrie:
“Können Sie sich nicht beherrschen, Mann? So etwas lernt man doch im ersten
Jahr der Spezialisten-Ausbildung!”
Im nächsten Augenblick wurde er selber von einem unwiderstehlichen Niesreiz gepackt. Er wehrte sich verzweifelt dagegen, platzte aber schon nach wenigen Sekunden mit einem schallen Niesen heraus.
Zaeggli Crouse grinste breit.
Plötzlich nieste auch Hog Maylika. Die Erschütterung ließ ihn vom Stamm stürzen. Er flatterte heftig und kam schließlich wieder hoch.
“Ich begreife das nicht’, murmelte Pousha Gamelock, öffnete den Mund, schloß ihn wieder und nieste gleich
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