Atlan 015 - Die Transmitter-Falle
sich bereits mit weit vorausliegenden Orten und zukünftigen Zeitpunkten. Langsam und wohlüberlegt sagte er:
“Sollten wir jetzt auf Lepso auftauchen, so fällt das zu sehr auf. Wir müssen uns Zeit lassen. Stuep wird ohne Zweifel einige Tage überleben können; er ist geschickt genug, die Männer der Condos Vasac eine Weile hinzuhalten.”
“Trotzdem”, sagte Atlan und schlug mit der Faust hart in die offene Hand, “trotzdem ist er in Lebensgefahr. Und der Siganese natürlich auch!
Tekener warf ein:
“Wenn wir in drei Tagen in Lepso sind, oder vielleicht in zwei Tagen, dann können wir unseren Aufenthalt dort sehr genau motivieren. Wir rechnen fest damit, daß die Gedankenkonstruktion Monty Stuep—Tschen Bahark—Kennon und Tekener richtig ist. Monty wird ohne jeden Zweifel meinen Namen erwähnen, und somit sind wir im Gespräch. Einverstanden, Lordadmiral?”
Das narbige Gesicht des schlanken Mannes blieb ernst. Auch er beschäftigte sich bereits mit der Psychologie der Gegner.
“Einverstanden. Ich brauche mich nicht mehr zu kümmern—übermorgen sind Sie beide in oder auf Lepso?”
Kennon stand auf.
“Wir sind dort und setzen den Hebel dort an.”
Sie verabschiedeten sich voneinander, und auch ohne den Blick von Atlan wußten sie, daß sie nicht den geringsten Fehler machen durften. Es ging um Menschenleben und um große außenpolitische Markierungen, die dazu angetan waren, die Machtverhältnisse in der Galaxis umzuwerfen.
Als die beiden Spezialisten den Raum verließen, hörten sie noch den Anfang eines neuen Gespräches mit. Die Vorbereitungen, eine neue Anlage nach KL-36 zu schicken, waren in vollem Gang.
4.
Kamla Romo war nahe daran, seinen Verstand zu verlieren. Zum erstenmal seit Beginn dieser Geschehnisse hatte er Gelegenheit gehabt, nachzusehen, was dieses Ding eigentlich war. Es bewegte sich nicht ununterbrochen, aber von Zeit zu Zeit. Und völlig selbständig; obwohl es sich zweifellos an seinem Körper befand. Romo lag auf dem Bauch.
Irgendwo im Gewirr der Verstrebungen, die um den titanischen Transmitter errichtet waren. Niemand sah ihn. Unter ihm dröhnten die Schritte der Robots, die den Gleiter entluden. Einige Zentimeter entfernt lagen die kleinen, handlichen Teile der Ausrüstung des Siganesen; er hatte sie in den Staub des Trägers abgestellt. Hier war er gegen Sicht von unten und von allen Seiten geschützt, aber nicht gegen eine Ortung von oben.
In der Höhe seines letzten Rückenwirbels befand sich, festgehalten vom Stoff des Kampfanzuges, ein etwa vier Zentimeter durchmessender, lebendiger Gegenstand.
Als Romo endlich die Seitennaht des Anzugs geöffnet hatte, erschrak er. Seine grüne Haut färbte sich intensiver.
Er sah einen Fingernagel, sah die Nagelhaut, die leicht angerissen war. Die
Kante des Nagels war voller handgroßer Scharten und Risse. Die Haut war von Runzeln und Falten unterbrochen, und dicht hinter der Stelle, an der dieser Finger aus dem Rücken des Siganesen herauswuchs, befand sich das letzte Gelenk. Daher die Bewegungen.
Monty Stueps Finger!
Siedendheiß überlief es den Siganesen. Er begriff, was mit ihm und Stuep geschehen war. Die Versuche der Akonen oder der Condos Vasac mit der Transmitterweiche hatten Monstren entstehen lassen, also Wesen, die sich irgendwo im energetischen Gefüge des Transmittervorganges getroffen und biologisch vermischt hatten. Stuep und Romo hatten sich ebenfalls vermischt, als sie von Siga aus in diesem Transmitter rematerialisierten.
Stueps Fingerglied war an Romos Rücken angewachsen.
Aber—stets dann, wenn Stuep seine Hand bewegte oder seine Finger, entstanden auch hier Bewegungen. Also war dieses Zerren und Schaukeln, das Hochschnellen und Zusammenklappen ‘,seines” Fingers hier die Folge von Montys Bewegungen. Wenn er in seinen Finger biß oder sich schnitt, würde auch Romo Schmerzen empfinden.
Im gleichen Augenblick bewegte sich das Glied, und Romo wurde hart auf den Bauch gedrückt und in die Höhe gerissen. Dann schlug er wieder hart auf. Staub erhob sich, und der Siganese hustete würgend.
Trotzdem hatten sie Glück gehabt!
Es hätten sich auch ihre Körper auf andere Art und Weise vermischen können. Was dann geschehen wäre, konnte und wollte er sich nicht einmal vorstellen. Jedenfalls waren die Bewegungen des Fingers ein Zeichen, daß Stuep noch lebte. Ein toter Mann bewegte seine Hände nicht mehr.
“Dieses Ding muß weg!” murmelte Romo.
Fünfzig Millimeter lang; fünfunddreißig Millimeter durchmessend.
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