Atlan 016 - Siganesen sieht man nicht
Romo richtete sich auf.
“Das kommt davon, wenn man so ein Riese ist.” Er deutete anklagend auf den Ertruser. “Eine Person wie ich könnte nie in solch eine gefährliche Lage kommen.”
Stuep blickte sich ungläubig um.
“Hören Sie sich diesen Schwätzer an! Wenn jemand so klein ist, daß er auf einem Fußballplatz auch in der vordersten Reihe nichts sehen kann, sollte er besser seinen Mund halten.”
“Auf siganesischen Fußballfeldern sehe ich auf allen Plätzen!” erwiderte Romo würdevoll. “Wir Siganesen sind nämlich nicht gezwungen, einen Fesselballon zum Fußballspielen zu benutzen.”
Der Ertruser stemmte beide Arme in die Hüften.
“Dieser häßliche Zwerg will mir etwas von Fußball erzählen! Warum hat wohl die siganesische Planetenmannschaft bisher abgelehnt, ein Freundschaftsspiel gegen uns auszutragen?”
“Das kann ich Ihnen genau sagen!” kreischte Kamla Romo mit hochrotem Kopf. “Wir wollen nicht, daß ihr uns die Tribünen niedertrampelt, um einen Einwurf auszuführen.”
“Wir könnten auf einem ertrusischen Platz antreten”, schlug Monty Stuep vor.
Der Siganese schüttelte sich angewidert.
“Wir spielen nicht auf Kraterlandschaften.”
“Sobald sich eine Gelegenheit ergibt, werde ich ein Elfmeterschießen gegen Sie austragen”, verkündete Stuep. “Dann werden wir feststellen, wer von uns beiden besser ist.”
Romo deutete auf Stuep.
“Dieser Trottel kann keinen Ball stoppen und will ein Elfmeterschießen gegen mich veranstalten.”
“Warum geben Sie nicht zu, daß es auf Siga überhaupt keinen Elfmeter im Fußball gibt?” fauchte Stuep. “Auf Ihrer verrückten Welt bezeichnet man einen Strafstoß als Zwölfmillimeter, weil keiner von euren Knülchen in der Lage ist, einen normalen Fußball auch nur elf Zentimeter weit zu bewegen.”
Romo blieb die Luft weg. Er hielt sich an Tekeners Ohr fest.
Tekener, der die ganze Zeit über interessiert zugehört hatte, bemerkte: “Ich wußte nicht, daß Sie beide Fußballnarren sind. Trotzdem schlage ich vor, daß wir uns jetzt naheliegenderen Problemen zuwenden.”
“Warten Sie!” schrillte Romo. “Ich möchte, daß Sie Zeuge sind! Er hat mich zu einem Elfmeterschießen herausgefordert. Ich werde diese Herausforderung annehmen.”
“Ha!” machte der Ertruser. “Da kann ich nur immer wieder sagen: “Ha! Ha! Ha!”
“Ruhe!” befahl Tekener streng. “Sonst werde ich mich an diesem Elfmeterschießen beteiligen.”
“Sie!” Romos Kinn sank herab. “Ausgerechnet ein Mann, der ein Dribbling für einen neuen Cocktail hält.”
Tekener griff blitzschnell zu und packte den zappelnden Siganesen zwischen Daumen und Zeigefinger.
Romo lief blaurot an.
“Lassen Sie das, Tek!” krächzte er.
“Versprechen Sie, daß Sie jetzt nicht mehr über Fußball sprechen werden?”
“Ja, verdammt! Setzen Sie mich wieder auf Ihre Heldenschulter.”
Tekener tat ihm den Gefallen.
“Montys Leben ist in Gefahr”, sagte der galaktische Spieler. “Wenn sein Willensblock durchbrochen wird, sind auch wir verloren.”
“Ich nicht’, versetzte Romo. “Von meiner Anwesenheit auf dieser Welt wissen kein Akone und kein Anti.”
“Ich glaube, man kann kein vernünftiges Wort mit ihm reden”, mischte Kennon sich ein. “Ich werde ihm deshalb jetzt seinen Kampfanzug ausziehen und ihn aus dem Fenster werfen.”
Er bewegte sich auf Tekener zu.
“Halt!” schrie Romo. “Sie verdammter Roboter würden das wirklich tun!”
Tekener war bei diesen Worten zusammengezuckt. Roboter genannt zu werden, war für Kennon eine tödliche Beleidigung.
Zu Tekeners Überraschung zeigte Kennon keine Reaktion.
“Wir unterhalten uns jetzt über Möglichkeiten, wie wir Stuep und damit uns helfen können”, sagte der Kriminalist.
“Einverstanden”, erwiderte Romo.
Tekener hatte geglaubt, seinen Freund zu kennen. Offenbar war es für Kennon entscheidend, wie eine Beschimpfung gemeint war. Wenn ihn jemand einen Roboter nannte, ohne damit eine moralische oder menschliche Wertung zu verbinden, ließ Kennon das völlig kalt.
Man konnte das Gehirn einen verdammten Roboter nennen, wie man einen Freund einen Halunken nannte. Eine verächtliche Bemerkung dieser Art dagegen hätte Kennon zu einer unbeherrschten Kampfmaschine werden lassen.
Tekener bewunderte im stillen das psychologische Einfühlungsvermögen des kleinen Siganesen. Kamla Romo hatte gefühlt, was er sich erlauben durfte.
“Wir wollen uns über die zu erwartenden Verhöre unterhalten”, schlug Kennon vor. “Wir
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