Atlan 018 - Der Doppelagent
Boden und begann plötzlich wie ein Baby zu schreien.
Sekunden später warf es seinen Begleiter um, riß sich los und raste davon, als wären sämtliche Teufel der Hölle hinter ihm her. Der Akone erhob sich und hinkte seinem Schützling nach.
Von einem Baum schallte es klar und fast naturgetreu:
“Tsi-tsi-tsi-tilltilltill-tiwizio!” Der charakteristische Gesang eines terranischen Buchfinken.
Kennon grinste und sagte:
“Vielen Dank für Ihr Eingreifen, Kamla.”
Die Antwort war ein leises “Jüp, jüp”, das von irgendwo aus der Luft neben Kennon kam. Dann schallte vom Stahlgitter her ein hartes “pink, pink” herüber. Der Lockruf terranischer Buchfinken.
“Verstanden”, sagte Kennon, schaltete sein Flugaggregat ein und schwebte über das Gitter, senkte sich und flog in die Unterführung hinein, die vor dem breiten Schott des Bunkers endete.
Als der Major aufsetzte, glitt neben dem Hauptschott schnarrend ein schmales Wartungsschott nach oben. In der Öffnung zeigte sich Kamla Romo, mit Hilfe seiner Mikroaggregate in der Luft schwebend.
Sinclair trat durch das Schott und schloß es hinter sich. Dann schaltete er sein Deflektorfeld ebenfalls aus.
“Ich stelle mit Bewunderung fest’, sagte er lächelnd, “daß Sie zum bedauernswert kleinen Kreis der naturverbundenen Menschen gehören, Kamla. Aber nun verraten Sie mir bitte, wie Sie den Säbelzahnpuma in die Flucht geschlagen haben.”
“Ganz einfach”, erklärte der Siganese und ließ sich auf dem glatten Schädel eines desaktivierten Wartungsroboters nieder. “Ich habe ihm gesagt, er solle als Meldehund abgerichtet werden.”
Sinclair Marout Kennon lehnte sich gegen die Wand und lachte. Es war echte Heiterkeit, die von dem Gehirn Besitz ergriffen hatte.
Nach einer Weile sagte Kennon:
“Die Sache ist erledigt. Zurück zur Arbeit. Berichten Sie bitte zuerst, Kamla!”
Der Siganese gab einen genauen Überblick über seine Ermittlungstätigkeit der verflossenen zehn Stunden. Er hatte, da er relativ gefahrlos sein Flugaggregat benutzen konnte, natürlich mehr herausbekommen als Major Kennon. Vor allem konnte er berichten, daß er schlüssige Beweise dafür gefunden hatte, daß in Tresor City tatsächlich an der technischen Vervollkommnung der Transmit-Weiche gearbeitet wurde.
“Übrigens heißt Tresor City in der Amtssprache der Condas Vasac UKLA-TI”, erklärte Kamla Romo.
“Natürlich konnten sie sie nicht Tresor City nennen”, erwiderte der Halbroboter.”Dieser Name ist auf unsere Situation bezogen.”
“Selbstverständlich, Sir”, sagte Kamla. “Ich habe noch mehr herausbekommen. Zum Beispiel den Namen des Direktors dieser Stadt. Er heißt Muskalon, ist ein BaalolPriester und soll sehr alt sein. Dennoch wird er respektiert und gefürchtet.”
“Was kein Wunder ist, wenn man die Arbeitsweise eines Condos-VasacDirektors kennt. Noch etwas, Kamla?”
“Chefwissenschaftler von Tresor City ist ein Akone. Er heißt Biza von Aurogit. Ich habe ihn beobachtet. Der Mann ist ein hervorragender Wissenschaftler und hat einen angenehmen Umgangston. Wahrscheinlich arbeitet er nur für die Condos Vasac, weil sie ihm die besten Möglichkeiten zur Forschung bietet.”
“Nun, es ist seine Sache, wenn er sich in Gefahr begibt’, erwiderte Kennon ironisch. “Haben Sie erfahren können, wie groß die Bevölkerung von Tresor City ist?’*
Der Siganese nickte.
“Insgesamt siebentausend Personen leben und arbeiten hier. Fast ausschließlich Spezialwissenschaftler, Techniker zur Kontrolle der Arbeitsroboter und einige Abwehrleute des Condos Vasac.”
“Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet, Kamla”, lobte Kennon. Er berichtete, was er erfahren hatte, und sagte abschließend: “Alles, was es noch zu erfahren gibt, werden wir erfahren, sofern wir uns nur genügend Zeit dafür nehmen. Leider trifft das auf eines nicht zu: auf das halbkugelige Bauwerk in der Aussparung des Parkgürtels.”
“Das übrigens in keinem Gespräch auch nur erwähnt wurde”, ergänzte der Siganese. “Jedenfalls in keinem, das ich belauschen konnte.”
Sinclair Marout Kennon nickte.
“Vielleicht enthält es eine Positronik, deren Speicher mit dem geheimsten Wissen der Condos Vasac gefüllt sind.”
“Ich zweifle daran, Sir”, entgegnete Kamla Romo. “Und zwar deshalb, weil ich die zentrale Rechenanlage der Stadt gefunden habe. Sie liegt unter einem Verwaltungsgebäude am Westrand der Stadt und ist ebenfalls durch Schutzschirme abgesichert. Selbstverständlich war das für mich
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