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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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trockneten nur langsam.
    »Eine Wohltat, festen Boden unter den Füßen zu spüren.« Ohms Gesichtshaut nahm inzwischen wieder Farbe an. Man könnte es auch als Zornesröte bezeichnen.
    »Tut mir leid, dass wir dich nicht eingeweiht haben, ich weiß auch nicht mehr, wie es dazu kam. Ich fand deine Angst vor dem bisschen Seegang so lächerlich im Vergleich, was wir bisher erlebt haben und was noch auf uns zukommt … Plötzlich saß mir der Schalk im Nacken.«
    Ohm Santarin war noch nicht überzeugt.
    Tasamur blieb stehen. »Ist dir überhaupt klar, dass du die Überfahrt nur dank meiner Hilfe überstanden hast?«
    »Wie kommst du darauf? Ich wüsste nicht, dass du irgendetwas …«
    »So?«, unterbrach der Mutant. »Weißt du das nicht? Du vergisst meine Gabe.«
    »Wie könntest du …« Diesmal brach Ohm selbst ab. Er kaute auf seiner Unterlippe.
    »Du hast es erfasst. Empathie. Ich vermittelte dir ein besseres Gefühl. Ohne mich wäre es dir noch schlechter ergangen.«
    Ohm rang sich ein mühevolles »Danke« ab.
    »Es war nicht einfach, während der Überfahrt dafür die notwendige Konzentration aufzubringen. Aber es erschien mir notwendig. Wir benötigten dich, und ohne meinen Beistand wärst du ausgefallen, so dass …«
    »Schon gut, ich habe verstanden.« Ohm klang aggressiv wie eine angreifende Schlange. »Und wenn du möchtest, danke ich dir noch einmal.«
    »Nicht nötig«, antwortete Tasamur gönnerhaft. Er trat auf einen Ast, der krachend zerbrach.
    Das Geräusch drang wie eine Explosion durch die Stille. Aus einem Baum in der Nähe drang keckernder Protest. Vögel flogen zwitschernd auf.
    »Still!« Ohm deutete seitlich ins Unterholz, wo sich etwas raschelnd bewegte. Wir warteten angespannt. Doch nach Sekunden kehrte Ruhe ein, ohne dass ein Tier uns angriff.
    Wir setzten unseren Weg fort, erreichten bald den Rand des Waldes und blickten auf einen Hügel, wo der Khasurn der da Onur thronte.
    Verglichen mit den prächtigen Bauwerken einflussreicher Adelsfamilien auf Arkon gab es für das Kelchgebäude der da Onur nur eine Bezeichnung: schäbig. Dieser Eindruck wurde durch den von gelben Kletterpflanzen überwucherten oberen Teil noch verstärkt.
    Der sechzig Meter hohe Khasurn verfügte über keine der üblichen Spielereien wie künstliche Wasserfälle, filigrane Kristalltürme oder einen Hangar für Raumyachten. Während die prächtigsten Khasurne eigene Städte mit Tausenden von Angestellten bildeten, sahen wir vor uns ein bloßes Gebäude, das nicht den Charme einer besonderen Kreation besaß.
    Der nur schwach beleuchtete Turm stand auf der uns zugewandten abschüssigen Ebene und musste von zwei breiten Stahlstreben abgestützt werden. Eine wenig elegante Lösung, die auf das finanzielle Niveau der da Onur schließen ließ. Keine raffinierte Prallfeldtechnik und künstliche Schwerkraftvektoren kamen zum Einsatz.
    Es war nicht das erste Mal, dass ich diesen Kelchbau sah. Während meines letzten Aufenthalts auf Lepso war ich unter wesentlich bequemeren Umständen hier gewesen – in einem Gleiter; der positronische Pförtner hatte mir allerdings die Landeerlaubnis verweigert. Nach einigen nervtötenden Minuten stellte dieser Robotportier endlich die Holoverbindung zu Penzar da Onur her, doch der Patriarch hatte mich mit wenigen Informationen abgewimmelt. Damals hatte ich mich trotz meiner Elias-Pattri-Maske als Atlan Mascaren da Gonozal zu erkennen gegeben in der Hoffnung, den Patriarchen dadurch mitteilsamer zu stimmen.
    Diese Hoffnung hatte sich leider nicht erfüllt; ich hatte lediglich in Erfahrung gebracht, dass die acht Namenlosen aus dem Geschlecht der da Onur im Jahr 2003 terranischer Zeitrechnung verschwunden waren – vor fast 1100 Jahren. Und einer dieser acht, ein gewisser Zewayn da Onur, war nun wieder aufgetaucht, von einer Tyarez-Haut besetzt und in mein Ebenbild verwandelt.
    Ein Namenloser namens Zewayn da Onur , spottete der Extrasinn.
    Ich werde schon bald herausfinden, warum man sie so bezeichnet.
    Flakio Tasamur riss mich aus den Gedanken. »Wir sollten hier keine Wurzeln schlagen.«
    Ich breitete die Arme aus. »Da wir nicht gerade als gut ausgerüstete Söldnerarmee gelten können, sollten wir uns einen taktischen Vorteil erarbeiten, indem wir erst einmal beobachten. Wären wir drei Dutzend Kämpfer mit einem Arsenal an Hightechwaffen, würde ich das Gebäude erstürmen und jeden Widerstand hinwegfegen. So aber sollten wir …«
    »Schon gut.« Tasamur wand sich unbehaglich. »Die

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