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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ausgestellt, der Wind fing sich, und unser Schoner gewann an Geschwindigkeit. Die schiefergrauen Klippen Abanfüls schrumpften zusehends. Die Fahrt hart am Wind war etwas Neues für meinen Partner.
    Ohms Haut nahm die Farbe bleicher Asche an. Unvermittelt rannte er zur Reling und übergab sich würgend.
    »Seekrankheit ist höchst unangenehm«, kommentierte Tasamur, ohne auch nur eine Spur von Mitleid zu zeigen.
    Ohm wankte auf uns zu, noch immer todesbleich. »Ein Wunder, dass dieser Kahn noch nicht in alle Einzelteile zertrümmert worden ist. Jede Welle müsste die morschen Planken …« Er würgte, hielt die Hand vor den Mund und atmete schwer.
    »Es handelt sich um ein Schiff ganz nach alter Tradition«, versuchte ich ihn grinsend zu beruhigen. »Die SEEPERLE hat schon einige Stürme überstanden und ist stabiler, als sie aussieht. Ich habe mich selbst davon überzeugt, ehe wir aufgebrochen sind.« Ich zwinkerte Wilco zu, der einen tiefen Schluck aus der Pulle nahm, um nicht lauthals loszuprusten.
    Damals auf der präatomaren Erde war es noch ein Abenteuer gewesen, große Entfernungen auf dem Ozean zurückzulegen. Diese Nordmeer-Passage brachte mir etwas davon zurück – als Einsamer der Zeit weilte ich einst unter Wikingern. Ward Wilco, der trinkfreudige, korpulente Arkonide mit dem braungebrannten, wettergegerbten Gesicht, erinnerte mich ein wenig an den Wikingerkapitän Tore Skallagrimsson, genannt der »Walrossbulle«. Ich musste zugeben, dass ich Gefallen daran fand. Die frische Luft wirkte sehr belebend, sehr anregend.
    Mein Einsatzpartner presste die Hand nun gegen den Magen-Darm-Bereich. »Genauer gesagt macht dieses Schiffchen wohl Überfahrten seit den Zeiten der Gavivis, was?«
    Im Gegensatz zu ihm war Wilco ganz in seinem Element. Die Überfahrt machte ihm sichtlich Spaß. Er nahm eine bauchige Gitarre zur Hand und gab ein Shanty zum Besten. Schließlich verteilte er ein paar eisgekühlte Flaschen Lukas und sagte: »Gefährlich wird es erst, wenn wir das Felsenriff an der Südküste Snetcoms erreicht haben. Dort anzulegen wäre reiner Wahnsinn.«
    Doch genau das hatten wir vor, denn dort bestand die beste Aussicht, die Insel unbeobachtet zu erreichen.
    Am kleinen offiziellen Hafen würde unsere Ankunft beobachtet und dem Patriarchen sofort gemeldet werden. Auf Snetcom stand neben der kleinen Hafenbebauung, die Platz für ein paar Segelyachten bieten würde, und seinen Schuppen nur das Kelchgebäude des Khasurn. Man benötigte einen offiziellen Termin, um die Insel zu besuchen. Unangemeldete Besucher wurden abgewiesen, wofür die wenigen Söldner des Patriarchen notfalls mit Gewalt sorgten.
    Uns blieb also nur, im Geheimen anzulegen. Wie wir bis zum Patriarchen vordringen sollten, darüber würden wir uns dann Gedanken machen, wenn es so weit war. Die Umstände zwangen uns, auf eine genaue Planung zu verzichten. Wir mussten nach den Begebenheiten entscheiden, die wir vorfanden.
    Unsere Chance bestand vor allem darin, dass der Khasurn nur leicht bewacht war. Das ehemals glorreiche Geschlecht der da Onur war tief gefallen und verfügte nur über wenig Personal. Die geringen finanziellen Mittel verhinderten die Anstellung einer Söldnerarmee, wie sie bei anderen arkonidischen Adelshäusern üblich war. Unvorbereitet in den Khasurn einer einflussreichen Familie auf Arkon einzudringen, wäre völlig unmöglich gewesen.
    Ward Wilco hatte jedem von uns einen Kombistrahler ausgehändigt.
    Knarrend hob sich die Falltür, die in den Lagerraum des Schoners führte. Flakio Tasamur trat auf Deck. »Nun, was meinst du, Ward, sollten wir nicht langsam auf die Überholspur wechseln, Modus Fliegender Holländer , wir haben schließlich nicht ewig Zeit.«
    Wilco grinste. Sein langes weißes Haar war im Nacken zu einem Zopf gebunden. Die roten Augen in dem alten Gesicht blickten listig und vital.
    »Haltet euch fest, gleich wird es windig.«
    Er betätigte ein paar Schaltungen, die Segel wurden automatisch eingeholt, die SEEPERLE verwandelte sich in eine Art Luftkissenboot. Sie verzehnfachte ihre Geschwindigkeit mit einem Schlag.
    »Du hast es die ganze Zeit gewusst, stimmt’s, Atlan?«, schrie Ohm gegen das Getöse an.
     
     
    In der einsetzenden Dämmerung erreichten wir die ›unerlaubte Zone‹ – wieder in der Rolle harmloser Touristen auf einem nostalgischen Fischerboot.
    »Macht euch bereit, bald kommt die Zeit, dass ihr euch absetzt.«
    Ohm ballte die Hände. »Das ist der Moment, vor dem ich mich

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