Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Holo gezeigt hatte, stand sperrangelweit offen. Hier und da explodierten ein paar Suchroboter; die Verluste der Schwarzen Gardisten beschränkten sich im Schnitt auf einen Soldaten pro Fläche. Dies waren Marginalien, die angesichts der wartenden Belohnung noch winziger erschienen, als sie es ohnehin schon waren.
»Worauf wartest du?«, geiferte Opryn da Onur. Seine Hände öffneten und schlossen sich immer wieder, als versuchte er den Erfolg zu greifen und festzuhalten. »Es ist so weit! In der übernächsten Falte liegt die Steuerzentrale eingebettet. Nichts und niemand kann uns nun aufhalten.«
Sie marschierten nebeneinanderher. Der eine in seinem Kampfanzug, der andere durch die Tyarez-Haut gegen Corus' Attacken geschützt.
Artemio Hoffins teilte den Optimismus seines Partners nicht unbedingt. Er hatte ausgiebigen Taktikunterricht genossen und seine Lektionen gelernt. Momente des unbändigen Verlangens waren gefährlich und konnten den Erfolg einer Mission infrage stellen. Beherrschung und Zurückhaltung waren nun mehr gefragt als alles andere.
Zischen ertönte aus den Lautsprechern seiner mobilen Befehlszentrale. Zwei Gardisten verbrannten in einer benachbarten Falte in dunkelgrünen Feuerlohen. Sofort beschossen nachrückende Einheiten den Boden der Fläche, bis auch er nichts anderes als ein übel stinkender Schlackehaufen war.
»Kommandant«, rief ihm ein Offizier über Funk zu, »wir bekommen beunruhigende Nachrichten aus den äußeren Falten.«
»Ja?« War es das, wovor er sich insgeheim gefürchtet hatte? Ein Hinterhalt, eine Falle? Dabrifas Häscher?
»Camouflage lässt eine kleine Flotte herein«, sagte der Offizier gepresst. »Es handelt sich um Einheiten, die die Kennung der USO ausstrahlen.«
Artemio blieb abrupt stehen. Sein Atem beschleunigte, sein Herz begann lautstark zu pochen.
USO? War ihm Atlan wider Erwarten doch auf die Schliche gekommen? Unmöglich!
Oder?
Das Wort »unmöglich« existierte wohl im Wortschatz eines Unsterblichen nicht. Schließlich stand ihm alle Zeit aller Welten zur Verfügung.
Es galt, eine taktische Neuorientierung vorzunehmen. Ein erfolgreicher Feldherr musste sich so rasch wie möglich auch auf die unerwartetste Situation einstellen.
»Ich brauche Informationen über die feindlichen Einheiten«, schnarrte er. »Anzahl der Schiffe. Stärke der Offensivbewaffnung. Truppenstärke. Die Wahl der eingesetzten Waffen. Alles, was Sie in den nächsten Minuten in Erfahrung bringen können.«
An Opryn da Onur gerichtet, fuhr er fort: »Wir werden unsere Bemühungen maximieren. Die Steuerzentrale muss schnellstens erobert werden. Auch wenn wir ein paar hundert Gardisten zusätzlich verlieren.« Der Zeitfaktor, der im Kampf um die Vorherrschaft in Camouflage bislang keine Rolle gespielt hatte, wurde nun zum bestimmenden Element. Dem musste er Rechnung tragen. »Sobald wir Corus überwältigt haben, besorgst du Häute für mich und einige meiner Offiziere. Wenn ein einziger Tyarez-Träger Camouflage derart lange gegen uns verteidigen konnte, werden wir uns gegen die USO-Einheiten erst recht durchsetzen.«
Ein akustisches Signal ertönte. Ein weiterer Offizier geriet ins Blickfeld. Im Hintergrund war das Wummern schwerer Schiffsartillerie zu hören.
»Fünfzig Schiffseinheiten sind gelandet!«, keuchte er. »Die gegnerischen Truppen, mehr als zehntausend Mann, sind uns himmelhoch überlegen. Sie attackieren uns mit … hm … äußerst unkonventionellen Mitteln. Wenn sie nicht die Kennung der USO ausstrahlten, würde ich glauben, dass wir es mit Marodeuren oder Glücksrittern zu tun hätten.«
»Status?«, fragte Artemio Hoffins unbeeindruckt.
»Wir müssen in den nächsten Minuten kapitulieren oder uns weiter zurückziehen«, sagte der Offizier. Sein rechtes Auge zuckte nervös.
»Kommt nicht infrage!«, bestimmte Hoffins. »Sie halten die Stellung unter allen Umständen.«
»Aber …«
»Es gibt kein Aber, Mann! Der Erfolg der gesamten Mission hängt vom Durchhaltevermögen Ihrer Truppen ab. Eine jede Minute, die Sie die USO-Soldateska aufhalten können, verbessert unsere Erfolgsaussichten. Seien Sie sich gewiss, dass die Belohnung für die Überlebenden unermesslich hoch sein wird.« Hoffins nickte kurz und unterbrach die Verbindung. Wahrscheinlich hatte er den Mann das letzte Mal gesehen. Seine Überlebenschancen tendierten Richtung null.
Er überprüfte die Markierungen der Standorte jener Truppeneinheiten, die sich am weitesten in Richtung der
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