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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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»Ist das alles?«, fragte er schließlich.
    »Es gibt noch mehr, aber ich habe beschlossen, dich in Ruhe zu lassen.« Cymbal griff langsam in die Hosentasche, brachte einen Schokoriegel hervor und biss herzhaft hinein.
    »Sehr großzügig von dir.«
    »Also: Was willst du? Ich hatte … mjam … nicht damit gerechnet, dich jemals wiederzusehen.«
    »Unter normalen Umständen hättest du Recht gehabt. Während der letzten Jahre spürte ich nicht unbedingt Sehnsucht nach der Heimat. Aber die Dinge haben sich geändert.«
    »Alles ändert sich, nur Gantador bleibt immer gleich«, zitierte Cymbal einen der beliebtesten Sprüche des Landstrichs. »Mach's kurz: Um was geht es?«
    »Was würdest du sagen, wenn ich die Möglichkeit besäße, Sadik von Grund auf umzukrempeln?«
    »Das riecht verdammt nach einer Revolution, mein Junge. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass unser letzter Versuch gut gegangen wäre. Kraft und seine Schergen erhöhten seitdem ihre Anforderungen an die Minenarbeiter, die Schichten werden immer beschwerlicher, die da Tromin sitzen fester denn je im Sattel.«
    »Soviel ich weiß, haben wir es dir zu verdanken, dass der Aufstand in die Hosen ging. Warst nicht du derjenige, der alle verpfiffen hat?«
    »Ich tat lediglich, was mir nutzte. Seitdem lässt man mich in Ruhe, und ich kann ein friedliches Leben genießen.« Cymbal schmiss die Verpackung des Schokoriegels achtlos in Richtung des Müllkonverters. »Ich hätte es gerne gesehen, wenn auch du ein wenig mehr auf dich selbst geachtet hättest, statt den Märtyrer und Frontkämpfer zu spielen.«
    »Ich habe nun mal ein Gewissen – im Gegensatz zu dir.«
    »Besäße ich kein Gewissen, würdest du mir heute nicht gegenüber sitzen. Ich ließ dich leben. Hundertmal, tausendmal dachte ich schon daran, dich zu töten. Dir den Hals umzudrehen, dich zu ertränken, dich zu filetieren und den Tieren zum Fraß vorzuwerfen. Aber ich tat es nicht. Auch wenn es mir noch so dreckig ging, brachte ich es nicht übers Herz.«
    »Aus dir spricht wahre Liebe.« Ohm schüttelte den Kopf. Er hatte geglaubt, gegen die Worte Cymbals immun zu sein. Doch er musste feststellen, dass ihn die Gefühllosigkeit des Dicken einmal mehr im Innersten verletzte. Manche Wunden verheilten eben niemals.
    »Also – spuck's endlich aus, was du von mir willst«, fuhr Cymbal fort, »ich möchte so rasch wie möglich zurück zum Abendessen.«
    »Wie ich es bereits sagte: Ich vertrete eine … Macht, die sehr daran interessiert ist, die Dinge auf Sadik zu ändern.«
    »Mach dich nicht lächerlich!« Cymbal kicherte. »Niemand würde es wagen, gegen die da Tromin anzugehen. Jedermann weiß, dass Revolutionäre die Macht des vereinten arkonidischen Hochadels gegen sich hätten. Die Blutsbande der Aristokratie ist das Letzte, was die bescheidenen Reste des Großen Imperiums zusammenhält. Weder Terraner noch Blues, noch Akonen und schon gar nicht die von Larsaf abgefallenen Kolonialreiche würden in der derzeitigen kosmopolitischen Situation einen offenen Konflikt riskieren.«
    »Ich sagte niemals etwas von einer offenen Auseinandersetzung. Die Veränderung müsste im Inneren beginnen.«
    Cymbal kicherte erneut. »Es gibt kein ›Innen‹. Die wenigen Häuser und Sippen, die gegen die da Tromin bestehen, sind froh, ihren Status quo erhalten zu können. Das Scheitern der Revolution vor zehn Jahren machte jegliche Hoffnung zunichte.«
    Ohm schwieg. Lange, fast zu lange. Schließlich sagte er mit schwacher Stimme: »Warum hast du uns verraten? Es hätte alles gut gehen können …«
    »Ganz einfach: Als es darauf ankam, habe ich die Chancen abgewogen und meine Zukunftsaussichten berechnet. Das Pendel neigte sich zugunsten der da Tromin. Also verriet ich euch.«
    Ohm presste die Zähne aufeinander, so fest, dass die Kieferknochen knirschten. »Du hast Hunderte in den Tod geschickt. Du hast damit deinen Mann umgebracht. Du hast mich verraten. Mich! «
    Tiefrote Augen, fröhlich aufblitzend, starrten ihn an. »Ich war wohl niemals eine gute Mutter, nicht wahr?«

 
Kapitel 8
     
    Die rostenden Dächer der Zimbulian-Universität glänzten stumpf in der Ferne. Da und dort waren Stützwände an den ursprünglichen Bau angebracht worden, um den Verfall dieser legendären Stätte, wenn schon nicht zu verhindern, zumindest zu bremsen.
    Apetlon marschierte am Seeufer entlang. Weiße Glückskrähen glitten darüber hinweg und hielten vergebens nach Nahrung Ausschau. Hier würden sie nicht fündig

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