Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Achse. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich den Arkoniden gefunden hatte. Er trug eine gazeähnliche Überhaut, die ihn beinahe vollends mit dem Hintergrund verschmelzen ließ.
»Ein einfacher, aber sehr wirkungsvoller Bluescreen-Effekt«, sagte ich.
»Ihre Auffassungsgabe ist bemerkenswert.« Da Tromin warf den Umhang von sich, ordnete sein wallendes Gewand und beendete das Blaulicht mit einem Fingerschnipsen. »Viele meiner Gäste sind schier verzweifelt, weil sie sich der Bilder nicht erwehren konnten.«
»Ich bin Händler und Raumfahrer. Sowohl im All als auch im Berufsleben begegne ich immer wieder verwirrenden Effekten. Mit ein wenig Logik und Intuition entdeckt man rasch, was hinter einer Tarnung steckt. Meist entpuppt sich das Ergebnis als ein aufgeblasenes Nichts.«
Ulja da Tromin nickte verständnislos. Er war dumm genug, nicht zu bemerken, was ich ihm gegenüber eigentlich andeutete.
»Treten Sie näher«, forderte er mich auf, ohne mit einem einzigen Wort auf Camara Zaintz' Anwesenheit einzugehen.
Ein Tor öffnete sich neben dem inaktiv wartenden Rob. Der Raum dahinter war in helles Licht gebadet. Grell leuchtende Lampen verbargen sich hinter protzigem Kristallglas. Ein sanfter Luftzug brachte filigrane Schwebeplättchen, die sich beständig im Kreis drehten, zum Klingeln. Sie erzeugten eine freundliche, wohl modulierte Melodie.
»Diese Plättchen, Fabristas genannt, sind zugleich schön und gefährlich«, sagte Ulja da Tromin in gemütlichem Plauderton. »Es gibt einen einzig begehbaren Weg. Ich bitte Sie, ganz genau auf meine Schrittfolge zu achten. Sollten Sie davon abweichen, bringen Sie Unruhe in die Ausgewogenheit des Windspiels. Auch wenn die Fabristas noch so fragil ausschauen mögen – ihre angeschliffenen Ränder durchschneiden Fleisch in Sekundenschnelle.«
Ich beobachtete, welchen Weg Ulja quer durch den Raum nahm. Er tänzelte elegant von einer Seite der Wand zur anderen, drehte sich um die eigene Achse, marschierte weiter, verschwand schließlich zwischen den Fabristas. Ich konnte lediglich noch seine Beine erkennen.
»Jetzt Sie!«, forderte mich da Tromin mit fröhlicher Stimme auf. Er stand bloß wenige Meter von mir entfernt.
Was sollten diese Spielchen? Prüfte er jedermann, der in seine Geschäftsräumlichkeiten gelangen wollte? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Sollte ich mich einfach weigern und umkehren? Aber wohin? Hinter mir wartete das Abstrahlfeld des Transmitters. Ich hatte keine Ahnung, wie er justiert worden war. Auch wollte ich mich nicht ernsthaft auf Diskussionen mit unserem robotischen Begleiter einlassen.
»Halt dich an mir fest«, sagte ich zu Camara Zaintz.
Das Mädchen schlang folgsam seine Arme um meinen Hals und drückte den Kopf fest an meine Brust. Ich packte sie am Po, rückte sie ein wenig höher; sie kreuzte ihre Beine hinter meinem Leib.
Camara war leicht wie eine Feder. Ihre fahlen Haare fielen glatt über meine Oberarme, der Körper fühlte sich knochig und untrainiert an.
Sie roch nach nichts, nach gar nichts.
»Haben Sie es sich nochmals überlegt?«, fragte Ulja da Tromin mit spöttischem Unterton. »Ist Ihnen ein potenzielles Geschäft nicht ein klein wenig Gefahr wert?«
»Ich komme.«
Ich dachte an Sex, während ich die ersten Schritte tat. An unbändige, unkontrollierte Ekstase mit diesem langweilig wirkenden, charakterlosen Geschöpf in meinen Armen.
Ich hätte schwören können, dass das sonst so seelenlose Ding in meinem Kopf einen Hauch von Gelangweiltheit ausstrahlte.
Ich wich bewusst ein wenig vom Weg ab. Da Tromin brauchte nicht zu wissen, dass ich ihm dank meines fotografischen Gedächtnisses auf den Zentimeter genau hätte folgen können.
Die Fabristas klingelten leicht, der Luftzug wurde stärker. Mehrere Plättchen drehten und wendeten sich, eines schwang knapp neben meiner rechten Wange vorbei.
»Gut gemacht«, sagte Ulja, während ich neben ihm zum Stehen kam. Er wandte sich ab, marschierte in den nächsten Raum hinein. »Sie müssen mir diese kleine … Prüfung verzeihen. Ich suche mir bei meinen Geschäften gerne Partner aus, die wissen, was sie wollen.«
»Dann bin ich wohl Ihr Mann.«
»Nehmen Sie Platz.«
Aus dem schlecht ausgeleuchteten Zimmer, dessen Größe ich nur erahnen konnte, tauchte ein Schwebesessel auf. Ich streifte Camara ab und setzte mich nieder. Sie löste sich nur unwillig von mir.
»Ich hätte gedacht, dass Sie dieses Geschöpf beim Eingang warten lassen.« Ulja, der sich mir gegenüber
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