Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
rechten Fuß zu, traf den einen Mann am Oberschenkel. Erschöpft fiel ich auf den Rücken zurück. Ich war müde und ausgelaugt. Trotz Zellaktivator.
    »Scheißkerl!«, schimpfte der Getroffene und humpelte näher. Kurz blickte ich in das Profil genagelter Kunstplexstiefel, dann traf mich der Tritt im Gesicht. Haut platzte auf, Blut spritzte.
    »Bring ihn bloß nicht um!«, sagte der andere in aller Gemütsruhe.
    »Das nicht – aber er wird sich noch lange an mich erinnern.«
    Erneut wurde ich getroffen, diesmal unter dem linken Arm. Flammen loderten rotgelb auf, knapp neben mir. Dort, wo Camara gelegen hatte. Die Frau, mit der ich die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht hatte, verbrannte.
    Ein letztes, verzweifeltes Mal wollte ich mich aufrichten, ihr zu Hilfe kommen, sie retten – dann traf mich der dritte Hieb, diesmal am Hinterkopf, und ich stürzte in die Dunkelheit.

 
Kapitel 13
     
    Nein – dies war nicht der Tod.
    Jonstar sank wie ein Stein hinab, sank immer tiefer in die gallertartige Flüssigkeit. Letzte, trübe Lichtstrahlen tänzelten durch die Dunkelheit und erreichten ihn, dann erlosch auch diese Sinneswahrnehmung.
    Warum spürte er keine Kälte, warum zitterte er nicht?
    Warum starb er nicht?
    Irgendetwas umhüllte ihn; pumpte Sauerstoff durch seinen Körper und übernahm die Kontrolle über sein Dasein.
    Müdigkeit und Lethargie fielen von ihm ab. Von irgendwoher gelangten neue Zuversicht und neuer Lebensgeist in seinen Geist. Jonstar bekam Wärme zugeführt, wie er sie seit vielen Jahren nicht mehr gespürt hatte.
    Er sah wieder. Spuren von Licht, wie er sie in seinem fortgeschrittenen Alter niemals hätte wahrnehmen dürfen. Spuren von Schwebekörperchen, die dahintrieben und winzigste Reflexe erzeugten. Oder waren es feine Bläschen, die hochströmten? Lebte dort unten irgendetwas?
    Das Bild eines Gefäßes, mit den vagen Umrissen einer Amphore, tauchte vor ihm auf. Dinge sprudelten überschäumend daraus hervor und nährten das Wasser des Sees; es waren solche, die in ihm die Assoziationen von Leben und Intelligenz bildeten.
    Träumte er? Bewegte er sich in einem schmalen Bereich zwischen bewusster Existenz und Tod, fantasierte er? Sah er diese Dinge tatsächlich?
    Es wurde heller, immer heller. Es trieb ihn nach oben.
    Jonstar durchbrach die Oberfläche des Sees. Zähes Tropfenwerk spritzte behäbig beiseite, platschte in Zeitlupentempo auf die Wasseroberfläche zurück. Automatisch begann er sich zu bewegen, Wasser zu treten. Er schwamm zurück zum Uferrand.
    Er vernahm Stöhnen, Wehklagen, Staunen, Gemurre. Greise, die wie er zum Sterben hierhergekommen waren, wichen panisch vor ihm zurück. Auch jene hinter der Absperrung reagierten verstört auf sein erneutes Auftauchen. Noch niemand, so ging die Legende, war jemals von einem Bad im See zurückgekehrt.
    Jonstar erreichte das Ufer, zog sich ruckartig empor und streckte seinen Körper.
    Kraft, so ungewohnt, dass er kaum wusste, wohin damit, durchströmte ihn. Mit einer blitzschnellen Handbewegung erhaschte er eine Fliege, fing sie, ließ sie eine Weile im Hohlraum zwischen den Fingern zornig vor sich hin brummen, bevor er sie wieder in die Freiheit entließ.
    Er blickte an sich hinab. Der Körper glänzte vor Feuchtigkeit; er war derselbe geblieben. Optisch wirkte er welk und hinfällig.
    »Ich leide an … Wiedergeburt«, sagte Jonstar verwirrt. Die Worte hörten sich seltsam hohl an, als hätte sich ein pelziger Belag über seine Stimmbänder gelegt.
    Was sollte er tun? Warum war er zurückgekehrt? Was wurde von ihm erwartet?
    Mit hölzernen Schritten marschierte er zur Absperrung. Problemlos konnte er Nada in der Masse der Zuschauer ausmachen. Sie wirkte älter; tiefe Falten der Gram hatten sich in ihr Gesicht gegraben. Rötliche Schwitztränen tropften entlang der eingekerbten Haut hinab zum furchtsam vorgereckten Kinn.
    »Ich lebe«, sagte er zu ihr, »und es geht mir gut. Ich habe das Gefühl, dass mir soeben die Gnade eines weiteren Lebens zuteilwurde.«
    Von wem? Warum gerade er? Gab es eine Besonderheit an ihm, oder spielte das Schicksal mit ihm? Schicksal – beziehungsweise jene Macht, die dort unten im See im Halbschlaf lag und geringe Mengen ihrer selbst nach oben sprudeln ließ?
    Er übersprang die Absperrung. Die Beobachter traten angstvoll zurück. Nada blieb stehen. Unsicher, unbeholfen, kam sie schließlich auf ihn zu.
    Jonstar streckte den Arm aus, verschränkte seine Finger mit den ihren.
    »Ich verstehe das

Weitere Kostenlose Bücher