Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
nicht«, murmelte sie verwirrt.
»Ich auch nicht.« Er presste Nada an sich. Zögerlich gab sie nach, ließ sich von ihm liebkosen. So, wie er es mit dem kleinen, so fantasievollen und an allem interessierten Mädchen vor vielen, vielen Jahren getan hatte.
Sie weinte. War es Glück, Verzweiflung oder Erleichterung?
»Ich hab dich nicht mehr ernst genommen«, schluchzte Nada. »Ich hab alles vergessen, was du mich gelehrt hast. Ich hab mich selbst vergessen …«
»Wir werden unsere Erinnerungen auffrischen«, sagte Jonstar und liebkoste die Frau.
Ein nie gekanntes Glücksgefühl wuchs in ihm. Eines, das nicht nur von ihm selbst ausging.
Ich war noch nicht bereit für den Tod , sagte sich Jonstar. Das Ding im See spürte meine enge Beziehung zu Nada. Bevor es mir den Tod gewähren wollte, sollte ich mit meiner Enkelin ins Reine kommen.
Vielleicht stimmte das, vielleicht brauchte er diese gedankliche Hilfskonstruktion, um angesichts des Wunders nicht den Verstand zu verlieren. Was spielte es letztendlich für eine Rolle, warum er noch lebte? Der Tod konnte warten.
»Du fühlst dich so kalt und feucht an«, meinte Nada. »Das Wasser will einfach nicht mehr von dir abtropfen.«
»Ich weiß.« Jonstar blickte an sich hinab, tastete über seinen alten Körper. »Dies ist kein Wasser, sondern ein Teil des Sees. Anscheinend eine Art Haut. Sie schützt mich vor dem Tod. Und sie redet ein wenig mit mir. Sie sagt, sie heiße Tyarez.«
Kapitel 14
Die Luft war erfüllt von giftigen Dämpfen. Nur langsam wurden sie vom schwach aufkommenden Wind zerteilt.
Kühlflüssigkeit schwappte über den Rand eines losgesprengten Flügelteils und versickerte im dunklen Boden. Kleine Seen übel riechender Ölmelasse bildeten sich am Ende jener Schneise, die sie mit der Raumlinse geschlagen hatten. Überall knisterte es, blank liegende, Strom führende Kabel bewegten sich träge.
»Ob der Absturz irgendwo registriert wurde?«, fragte Aizela. Mit einem Korb voll wichtiger technischer Gerätschaften sprang sie aus der Kanzel herab, landete neben Ohm Santarin auf dem Boden. Die internen Reparaturmechanismen ihrer Anzugpositronik arbeiteten derzeit an mehreren Schäden, die während des ruppigen Landemanövers verursacht wurden.
»Ich meine, dass wir gute Chancen haben«, sagte Ohm im Brustton der Überzeugung. Er hatte schon immer gut lügen können. »Die Einheiten der sadikschen Raumflotten haben sicherlich nichts mitbekommen. Sie konzentrierten sich auf die REVENGE. Für sie waren wir lediglich ein kurzer Reflex auf den Ortungsgeräten.«
»Und die Bodenortung?«, bohrte Aizela nach.
»Wir sind in nahezu unbesiedeltem Gebiet runtergegangen. Überwachungseinheiten sind hier spärlich gesät. Weder weckt das Gebiet irgendwelche Begehrlichkeiten bei möglichen Invasoren, noch besitzt es eine strategische Bedeutung.«
Sie glaubte ihm nicht. Aizela besaß, wie er während des Absturzes mit Verwunderung hatte feststellen müssen, eine gediegene taktische Ausbildung und handelte mit einer Kaltblütigkeit, die er bei weitem nicht aufbrachte.
»Wir sollten dennoch schauen, dass wir so schnell wie möglich von hier verschwinden«, fuhr Ohm fort. »In dem Gehöft dort vorne hat man wahrscheinlich Alarm geschlagen.«
Er legte mehrere Mikro-Thermitbomben aus. Auf Knopfdruck würden sie Metalle und Plaste bis zur Unkenntlichkeit miteinander verschmelzen.
»Haben wir alles?«, fragte er schließlich.
Aizela nickte. Ihr Schutzanzug zeigte bereits wieder mehr grüne als rote Lichter. Sie erhob sich mehrere Meter in die Höhe und raste davon, ohne auf ihn zu warten. Sie bewegte sich in Richtung jener Gebirgsausläufer, die sie überflogen hatten.
Ohm folgte ihr, hielt sich dabei wie seine Partnerin knapp über dem Erdboden. In einer Entfernung von mehreren Kilometern betätigte er die Fernzündung der Bomben. Seine Geräte zeigten heftige thermische Tätigkeit an; außer an den Messgeräten ließ sich durch nichts erkennen, welche Gewalten im Absturzbereich Metalle, Erdreich und Kunststoffe zu einer undefinierbaren Masse verschmolzen.
Nach mehr als einer Stunde Flugzeit gingen sie inmitten eines hochgebirgigen Felslabyrinths zu Boden. Sommerstürme peitschten Regen heran. Sie verbargen sich in einer halbwegs vor den Witterungsverhältnissen geschützten Kuhle.
Ohm öffnete das Helmvisier, atmete erleichtert tief durch.
»Wir sind in Sicherheit!«, rief er Aizela zu. »Zumindest vorerst.«
Sie streifte den Helm ganz ab. Ein
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