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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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bewegen.
    »Alles gut gegangen«, sagte Aizela da Onur nach einer Weile. Ihre Stimme zitterte. »Willkommen zurück auf Sadik.«
    Ohm nickte ihr erschöpft zu.

 
Kapitel 12
     
    Camara Zaintz leitete mich mit ihrer Stimme, ihren Gesten, ihrem Geruch. Sie füllte mich aus, sorgte dafür, dass ich glücklich war …
    Du Narr! , zeterte der Extrasinn. Wehr dich endlich gegen die Kräfte der Frau!
    Für einen Moment erwachte ich aus diesem Traum voll unbändiger Freude und kaum erträglichem Schmerz.
    Wir saßen auf einer Plastbetonfläche zwischen den stählernen Skelettstützen eines Hochbaus, der niemals fertiggestellt worden war. Ein böiger Wind pfiff uns um die Ohren. Ich hatte beide Arme schützend um Camara gelegt und wiegte meinen Oberkörper hin und her, als hielte ich ein Neugeborenes.
    Wo war ich? Wann war ich? Wie viel Zeit war seit unserer Flucht aus dem Büro der da Tromin vergangen?
    Zwei Sadik-Tage , antwortete mein Logiksektor. Dieser weibliche Vampir hat dich noch während der Flucht im Gleiter übernommen. Von da an drang ich nicht mehr zu dir durch, konnte lediglich beobachten.
    Das Mädchen saugte mich physisch und psychisch aus; so viel stand fest. Wie diese Mutantenfähigkeit genau funktionierte, tat derzeit nichts zur Sache. Ich musste mich von ihr lösen; körperliche Distanz zwischen uns bringen und in einer ruhigen Ecke wieder zu mir finden.
    Ich blickte an mir hinab. Meine Kombination war staubverschmutzt. Auf meiner Brust klebte zähe, eingedickte Flüssigkeit. Blut. Einen Stiefel hatte ich ausgezogen und achtlos von mir geschleudert. Er lag nahe jenem riesigen Loch in der Wand, durch das ich einen Blick auf die Slums von Meotan ›genießen‹ konnte.
    Von irgendwoher dröhnten arkonidische Stimmen zu uns hoch. Angetrunkene Burschen lachten und erzählten sich schmutzige Zoten. Das Geräusch eines heftigen Schlags wehte zu uns herauf; ein Schrei, ein Wimmern.
    Schwach ballte ich die Hände, Tränen der Erregung tropften auf meine Jacke hinab. Ich konnte nicht helfen, konnte nicht einmal mir selbst helfen.
    Steh auf! , forderte der Extrasinn. Mach ein paar Schritte! Wenn du nicht gehen kannst, kriech weg, nur weg von ihr …
    »Hm?«, murmelte Camara Zaintz verschlafen.
    Sie fühlte meine Bewegung, schmiegte sich noch enger an mich. Ich spürte eine ihrer flachen, schlaffen Brüste unter meiner Rechten, streichelte ohne bewusstes Verlangen darüber.
    Flieh! , forderte mich der Logiksektor mit leiser werdender Stimme auf.
    Ich war schläfrig, wollte nur noch dieses wunderbare Geschöpf in meinen Armen liebkosen und ihm alles geben, was in mir steckte. Der Gedanke an ein eigenständiges Leben schien zu erlöschen. Ein letztes Mal wehrte ich mich, sandte ein Signal an den Extrasinn. Wenn ich das nächste Mal aufwache, werde ich stärker sein , versicherte ich ihm. Dann wird mir die Flucht gelingen.
    Du Narr! Die mentale Stimme meines inneren Ratgebers war kaum noch zu vernehmen. Das versprichst du mir bereits zum achten Mal …
     
     
    Wir jagten durch die Straßen der großen Stadt.
    Ich fühlte mich frei, frei wie der Wind, ungebunden, ein Tropfen im ewigen Regen des Lebens.
    Du denkst, was sie denkt! , murmelte diese unbekannte Stimme im Hintergrund meines Kopfes.
    Meines Kopfes?
    Ihres Kopfes!
    Camara Zaintz war mein Leben. Ich hatte versprochen, für immer bei ihr zu bleiben. So lange, bis ich aufgebraucht war, bis sie einen anderen benötigte, um ihren unbändigen Hunger zu stillen.
    »Wir werden durch das Leben tanzen, Spaß haben, uns laben an der unglaublichen Energie, die deinen Körper durchströmt«, sagte Camara. »Wir sind eins, Bestandteil eines riesigen Etwas, das das ganze Universum durchströmt …«
    Sinnloses Gebrabbel! , rief dieser stumme, lästige Mahner, der sich nicht aus meinen/unseren Gedanken verbannen ließ. Ich hasste ihn, weil Camara seine Gegenwart spürte und ihn ebenfalls hasste.
    »Wir brauchen etwas zu essen«, sagte sie.
    Sie hatte Recht. Sie hatte immer Recht.
    »Du bist so stark, so schön, so … alles«, murmelte das Mädchen. Ungelenk streichelte sie über meinen Hals, während ich sie huckepack trug.
    Die Leute auf den Straßen starrten uns an. Sie wussten nichts. Sie hatten keine Ahnung. Die Bewohner Sadiks – so hieß dieser Planet, oder? – kannten nicht die wahre Bedeutung einer Liebe, die so tief und intensiv war, dass mich allein der Gedanke an ein Ende unserer Beziehung in den Wahnsinn zu treiben drohte.
    Essen. Irgendwoher nehmen.

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