Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
ihm?«
»Genauso wenig wie du.« Erikon wandte sich ab, blickte an Ohm vorbei, auf das sich öffnende Tal hinaus. Eine Buckeleidechse zog in der Ferne vorbei. Groß wie ein Haus war sie, kräftig wie hundert Lastentiere und dumm wie ein Stein. »Bist du bloß hierhergekommen, um alte Erinnerungen aufzufrischen und dich über einen alten Revolutionär lustig zu machen? Oder bringst du mir Nachrichten, die von irgendeiner Bedeutung sind?«
Ohm atmete tief durch. »Ich habe nie sonderlich viel von dir gehalten, Erikon. Damals warst du ein Blender, ein Schönredner. Du führtest uns in den Kampf und hast falsche Hoffnungen erweckt. Bessere Taktiker wie mein Vater kamen gegen deine Wortgewandtheit nicht an. Hunderte Sadiker sind wegen dir gestorben … Aber das tut jetzt alles nichts zur Sache.
Ich benötige deine Hilfe, und ich möchte dir ein Angebot unterbreiten.«
»Du bietest mir einen Pakt an?« Erikon lachte bitter. »Hast du etwa auf Lepso ein Vermögen gemacht, um nunmehr in deiner Generosität eine Söldnerarmee zu finanzieren, die die da Tromin hinwegfegen kann? Besitzt du Kampfraumschiffe, die du mir zur Verfügung stellen willst? Technisches Material? Waffen?«
»Dies alles und noch viel mehr. Ich kann dir die Unterstützung einer der stärksten Mächte der Milchstraße in Aussicht stellen.«
»Wer sollte sich gerade jetzt um das kleine Sadik kümmern?«
»Die legitimen Lehnsherren? Das Geschlecht der da Onur, das vor langer Zeit von den da Tromin vertrieben wurde?« Ohm schob Aizela neben sich.
»Eine da Onur …« Erikon rieb sich nachdenklich über die Narbe und musterte die junge Frau von oben bis unten. »Ich kenne die alten Geschichten. Es ging um Ehre und Verrat. Ihr Khasurn spielte keine besonders vorteilhafte Rolle, edle Zhdopandel.«
»Es gibt Beweise, dass die da Tromin bereits vor elfhundert Jahren falsch gespielt haben«, fuhr Ohm rasch fort, bevor Aizela aufbrausen konnte. »Diese Beweise müssen im Khasurn unserer gemeinsamen Feinde versteckt sein. Finden wir die notwendigen Informationen, erhalten wir Rückendeckung durch die USO.«
»Was haben die Terraner mit Sadik zu tun?«, fragte Erikon voll Verachtung.
»Ich bin Arkonide, und ich bin ebenfalls USO-Mitglied«, erwiderte Ohm Santarin heftig. Er begegnete einem häufig gepflegten Vorurteil, dass die USO bloß den Terranern zu Nutzen war. »Und Lordadmiral Atlan steht dieser Organisation vor.«
»Ein Unsterblicher, mehr Larsafer als Arkonide. Verlangst du von mir, dass ich dem Wort des da Gonozal vertraue?«
»Ich verlange noch viel mehr von dir. Atlan befindet sich hier auf Sadik.«
Ohm hatte beschlossen, aufs Ganze zu gehen und jegliche Tarnung fallen zu lassen. Er beobachtete, wie Erikon zusammenzuckte, wie er den Kopf beiseiteneigte und zu überlegen begann. Mit seinem zweifelsohne scharfen Verstand setzte er sich mit der neuen Situation auseinander und wägte die Gelegenheiten ab, die sich für die seit langem angeschlagenen Revolutionskräfte auftaten.
Ohm verschwieg geflissentlich, dass der Lordadmiral längst tot sein mochte. »Atlan ist Gefangener der da Tromin«, fuhr er fort, »oder er ist auf der Flucht. Finden wir ihn und die notwendigen Unterlagen, um die da Onur zu entlasten, haben wir gewonnen. Wenn nicht …«
»… verlieren wir alles. Zuerst selbstverständlich unser Leben.« Das erste Mal zeigte Erikon ein ehrlich gemeintes Lächeln.
Ein Pakt war schnell geschlossen. Sie zogen sich in einen der wenigen noch funktionsfähigen Bunker unter ihren Füßen zurück. Zu ihrer aller Überraschung ließ sich die Positronik ohne Schwierigkeiten reaktivieren und der Bau in passive Bereitschaft versetzen.
Während der nächsten Stunden landeten mehrere Gleiter. Alte Haudegen mit wettergegerbten Gesichtern, Veteranen der Revolution, entstiegen ihnen ebenso wie junge Frauen und Männer, denen die Unzufriedenheit über die herrschenden Zustände deutlich anzumerken war. Ohm hielt eine kurze Ansprache und verriet den Neuankömmlingen so viel wie unbedingt notwendig. Weitere Koordinationsaufgaben überließ er Erikon.
Überlebende der Revolutionskämpfe hatten sich während der Jahre über beide Kontinente Sadiks verstreut und unter Decknamen neue Existenzen aufgebaut. Manche von ihnen hatten der Idee eines Umsturzes längst den Rücken gekehrt, manche träumten nach wie vor davon. Erikon kannte sie alle. Er wusste, auf wen er sich verlassen und wer ihm hilfreich sein konnte. Namen wurden ausgetauscht,
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