Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
und den Leib »meines« Pikast aus einer Höhe von etwa fünfzig Metern begutachtete. Die Pflöcke waren biegsam. Viele von ihnen staken nach wie vor im Leib des Weibchens.
Konnte ich sie zünden?
Nein. Mir blieb nicht genügend Zeit dazu, um ausreichend viele zu aktivieren.
»Hier«, hörte ich eine männliche Stimme; wenige Augenblicke später erhielt ich die Bestätigung Ylves aus dem Marschbot.
Sechs von dreißig meiner Mitstreiter hatten im Rausch des Pikast-Liebesspiels schlussendlich überlebt.
Ich war es leid, alles erschien mir in diesen Momenten schrecklich sinnlos.
»Habt ihr das Monster?«, fragte Ezio.
»Hast du nicht mitbekommen, was hier passiert ist?«, schrie ich ins Mikro des Funkgerätes.
Ezio antwortete nicht. Entweder wollte mir der Sklaventreiber keine Antwort geben, oder aber die Funkverbindung zur Oberfläche war durch Auswirkungen der herrschenden Bedingungen erneut unterbrochen worden.
Einmal mehr wurde mir die Aussichtslosigkeit unserer Situation bewusst. Wir befanden uns im größten Gefängnis, das man sich nur vorstellen konnte, und hatten dennoch keine Chance, zu entrinnen. Ezio würde uns nicht an die Oberfläche lassen, solange wir nicht einen der Pikaste erlegt hatten.
Die nächste Welle naht! , informierte mich der Extrasinn.
Ich musste wieder hinab, mich irgendwo festkrallen.
»Wir treffen uns in der Höhle!«, sagte ich und tauchte selbst hinab.
Ich kam rechtzeitig an, bevor ein neuer Sturm losbrach. Drei müde Gestalten erwarteten mich dort, ebenso wie der Marschbot, dessen rechter Arm abgerissen war. In der Kopfkonsole, in der Ylve und ihr namenloser Mitstreiter saßen, gingen die Lichter aus und an. Ein einfacher elektrischer Schaden schien den Personenroboter zum Teil außer Gefecht gesetzt zu haben.
Wir besprachen uns leise, während der Wassersturm draußen tobte. Alle hatten wir ein Stoßgebet auf den Lippen, als wir uns schließlich wieder hinauswagten.
»Wir zünden so viele Pflöcke so schnell wie möglich«, kommandierte ich. »Die Zündung muss aus einer Entfernung von fünfzig Metern oder weniger erfolgen.«
Dann kehrten wir zu unserer riesigen Beute zurück. Ich ortete immer mehr Signalimpulse der zündbereiten Pflöcke.
»Verteilt euch!«, befahl ich und gab Anweisungen, wer wohin am Leib des dröge dahintreibenden Pikast steuern sollte.
Ich zündete den ersten Pflock. Explosionsartig stieß ein hochverdichtetes Luftgemisch aus dem Stiel nach hinten weg, wurde in einen speziellen Sack gepumpt, der selbst unter den hiesigen Druckbedingungen für Auftrieb sorgte.
Zwei, dann drei der Pflöcke explodierten, zerrten kaum an dem Giganten. Der nächste funktionierte nicht, vier weitere sprangen an, dann folgte wieder ein Rohrkrepierer. 45 der Treibanker brachte ich selbst zur Zündung, knapp 150 waren es insgesamt.
Leichter Auftrieb zerrte am Pikast. Das riesige Geschöpf wirkte irritiert, aber stark genug, um den Treibankern zu widerstehen. Vorerst. Denn sobald das Tier anfing, Höhe zu gewinnen, würde sich das Volumen der Luftpolster vergrößern und den Auftrieb verstärken, bis der Pikast schließlich hilflos an der Wasseroberfläche treiben würde.
Sieben Minuten waren vergangen; ich durfte den Zeitfaktor keinesfalls außer Acht lassen.
»Komm schon!«, flüsterte ich, und ich hörte meine wenigen übrig gebliebenen Begleiter Ähnliches murmeln.
Endlich zog es den Pikast nach oben, immer schneller. Er begann nun, sich zu wehren; immer verzweifelter, immer heftiger, immer intensiver. Sein Schicksal war besiegelt.
»Er kommt«, sagte ich auf der Funkfrequenz unserer Wächter, »er gehört euch. Und jetzt holt uns gefälligst ab.«
Ich hieß meine letzten verbliebenen Begleiter, den Weg nach oben zu suchen. Die Jagd war beendet. Es blieb den Wächtern ausreichend Zeit, uns in Sicherheit zu bringen. Wir mussten uns darauf verlassen, dass sie gierig genug waren, um uns aufzunehmen. Auch morgen, so wussten sie, war noch ein guter Tag für die Jagd. Sie behielten hoffentlich einen weiteren Prämiengewinn im Auge.
Ein Etwas trudelte an mir vorbei. Es war einmal ein Arkonide gewesen. Ich konnte in diesem zusammengebackenen Etwas aus Kunststoff, Fleisch und Metall nichts Arkonoides mehr sehen.
»Dank dir, mein Freund«, murmelte ich bei ausgeschaltetem Funkgerät. Ich griff nach dem Klumpen, tastete ihn ab, suchte nach allem, was ich brauchen und aus dem Konvolut lösen konnte. Schließlich war mein Werk vollendet. Ich folgte den Überlebenden nach
Weitere Kostenlose Bücher