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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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oben.
    Erschöpfung und Verzweiflung, wie ich sie selten zuvor gespürt hatte, übermannten mich. Dieses anmutige und gleichmütige Tier namens Pikast, dessen Rasse auf Sadik wohl schon seit Jahrhunderttausenden durch die Ozeane jagte und dessen Großartigkeit mir erst allmählich bewusst wurde, würde sterben. Wir durften leben.
    Für einen weiteren Tag.
     
     
    »Ich habe alles«, flüsterte ich Ylve zu.
    Wir hatten uns nahe den Latrinen verabredet. Es stank wie immer erbärmlich, aber dieser abgedunkelte Winkel war vom Tor her nicht einsehbar. Bei einer Überprüfung, wie sie während der letzten beiden Nächte immer wieder vorgekommen war, hätten wir ein paar Sekunden, um all die Dinge wieder zu verstecken, die ich mühsam zusammengetragen hatte.
    Ich hieß Ylve, sich auf ein ausgebreitetes Tuch zu setzen und es sich so bequem wie möglich zu machen. Dann griff ich mit einem weiteren Stoffrest in das Kloakenloch und brachte jene Dinge hervor, die ich dort mithilfe eines Klebebandstreifens aus meinen Anzugbeständen versteckt hatte.
    »Wir haben, wenn alles gut geht, eine Stunde Zeit«, sagte ich zur Schwangeren. »Ich gebe dir ein Schmerzmittel, das bald zu wirken beginnen wird. Ich war mal Geburtshelfer … auf Lepso, bei einer Ara, aber das muss in einem anderen Leben gewesen sein.«
    Oder in einem anderen Lager, und es liegt gerade mal …
    Vielen Dank, Logiksektor , und zu Ylve gewandt: »Mag sein, dass du Schmerzen verspürst.«
    »Glaube ich nicht«, erwiderte Ylve. »Du weißt, ich kann nichts empfinden«
    »… zumindest glaubst du das, Mädchen. Ich bin mir allerdings sicher, dass viele Nervenrezeptoren noch arbeiten. Solche, von denen du nicht einmal eine Ahnung hast, dass sie existieren.«
    Ylve erwiderte nichts. Sie schluckte die beiden Tabletten, die ich ihr reichte und die ebenfalls aus den Beständen meines Anzugs stammten.
    Ich griff nach dem metallenen Arm, dachte mich in die Vielzahl seiner Funktionen, erschauderte. Mit diesem Ding konnte man anderen unglaubliche Schmerzen zufügen – und manchen Wesen ebenso unglaubliche Wonnen bereiten.
    Ich folgte den offen liegenden Verbindungsgestängen, den Metallschnüren und Führungsrollen, den winzigen Motoren, suchte nach den energetischen Knotenpunkten. Das Zupfen an einem Faden im Beugegelenk brachte einen als Kralle ausgearbeiteten Finger dazu, sich zu krümmen. Hinter dem Gelenk entdeckte ich den Platz, der für das Notfall-Energiepak reserviert war. Die Steuerung des Arms konnte von hier aus mithilfe eines Reserveaggregats von außen aktiviert und damit zum Leben erweckt werden. Selbstverständlich hatte man das Teil entfernt, als Ylve hierher gebracht worden war, und gleichzeitig einen Teil der peripheren Umgebung beschädigt.
    Ich beobachtete die junge Frau. Sie verdrehte die Augen, glitt allmählich in einen ohnmachtähnlichen Schlaf. Ich tastete nach Herzschlag und Puls. Ihr und dem Kind schien es gut zu gehen. Ich legte die »Panikpille« neben mich, mit deren Hilfe die Sklaven während ihrer Unterwasserarbeit in einen Zustand erhöhter Leistungsfähigkeit gebracht werden konnten. Im Fall des Falles würde ich sie damit in die Realität zurückholen.
    Ich betrachtete Kleinteile, Werkzeug und das Energiepak; all jene Dinge, die ich zusammengestohlen hatte.
    Natürlich wurden wir jeden Morgen und jeden Abend gefilzt. Aber die Wärter arbeiteten schlampig. Sie machten vor gewissen Körperöffnungen halt, und sie hatten auch nicht auf jenen Schwerverletzten geachtet, dessen Körper ich für den Transport der wichtigsten Fundstücke verwendet hatte.
    Der Arkonide war mittlerweile verstorben und lag in einem Leichensack neben dem Eingang. Er hatte mir unendlich Leid getan und das schlechte Gewissen plagte mich, weil ich ihn für meine Zwecke missbraucht hatte. Aber meine Gefühle mussten hintanstehen, wollte ich den Überlebenden eine Chance geben, das Lager heil zu verlassen.
    Das Energiepak war zu groß für die Öffnung in der Armbeuge. Ich hatte damit gerechnet. Ich suchte nach den Anschlüssen und verband die Kontakte mithilfe mehrerer Metalldrähte. Wiederum half mir Klebeband, um abzuisolieren und das Aggregat außen am Arm zu fixieren.
    Es war eine behelfsmäßige Konstruktion, für die mich die Innung der Positroniktechniker an den Galgen gebracht hätte; aber sie würde, so hoffte ich, zumindest für eine gewisse Zeitspanne die Funktion des Arms gewährleisten.
    Noch getraute ich mich nicht, den Aktivierungsvorgang zu initiieren. Da

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