Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Kommandozentrale zu gehen.
»Wie geht es Ylve?«, fragte ich ihn.
»Gut. Sie fühlt sich nach der Entbindung noch etwas schwach, ist aber gesund, genauso wie ihr Baby. Sie hat übrigens mehrmals nach dir gefragt.«
Ich zog den Kopf ein. Während der letzten vierundzwanzig Stunden hatte ich keine Zeit gefunden, mich um die vom Schicksal so sehr gebeutelte Frau zu kümmern.
Vielleicht würde es mir guttun, Ablenkung von meinen Sorgen zu finden? Unsere Mission stand zwar auf des Messers Schneide – aber derzeit konnte ich nichts, absolut nichts tun, um die Dinge irgendwie zu beeinflussen.
»Du übernimmst das Kommando«, befahl ich Ohm Santarin. »Sollte sich etwas an der Situation ändern, erreichst du mich in der Krankenstation.«
Der junge Arkonide lächelte mir kurz zu, bevor er an seinem Arbeitsplatz ein Holo öffnete und mehrere Datenkolonnen durch einen Suchraster laufen ließ. Es handelte sich um jene Daten, die ich selbst erst vor kurzem zum x-ten Mal überprüft hatte.
Ich stand auf, verließ die Kommandozentrale, tat die paar Schritte zur kleinen, aber gut ausgestatteten Krankenstation.
Drei menschenähnliche Robotschwestern hatten sich um eine blasse, von den Anstrengungen gezeichnete Ylve geschart.
»Dir geht es gut?«, fragte ich unbeholfen.
»Die letzten Stunden waren anstrengender als alles davor.« Das Lächeln wollte ihr nicht so recht gelingen.
»Wo ist das Kind?«
»Nebenan. Gaumarol durchläuft soeben die üblichen Durchleuchtungsroutinen.«
»Gaumarol?«
»Ja.« Sie wollte sichtlich keine weiteren Erklärungen abgeben.
»Warum möchtest du unbedingt an Bord der REVENGE bleiben? An Bord der DREADFUL Tipa Riordans würden sich richtige Ärzte um dich kümmern.«
»Ich fühle mich in deiner Nähe am sichersten.« Ylve sagte es mit einem Selbstverständnis, das keinen Spielraum für Interpretationen ließ.
»Für mich ist die … Arbeit noch lange nicht zu Ende. Die Geschehnisse auf Sadik waren lediglich das Vorspiel zu dem, was nun kommen soll.«
»Die Suche nach Camouflage. Ich weiß.«
Die ehemalige Prostituierte nahm alles mit erstaunlicher Gelassenheit hin. Selbst als ich mich auf Sadik als Atlan da Gonozal zu erkennen gegeben hatte, schien sie nicht sonderlich überrascht gewesen zu sein.
»Ich war damit einverstanden, dass die Niederkunft hier an Bord der REVENGE erfolgte«, sagte ich. »Ich konnte deine Beweggründe irgendwie nachvollziehen und wollte deine psychische Belastung nicht noch weiter steigern.«
»Welche psychische Belastung?«
Sie spielte ihre Rolle gut. Zu gut. Und genau das ließ sie unglaubwürdig erscheinen.
»Du bist von nun an für dein Kind verantwortlich. Du wirst dich damit auseinandersetzen müssen. Einerlei, ob du den Vater hasstest …«
»Das Thema ist für mich erledigt.«
»Was soll mit Gaumarol geschehen? Was soll mit dir geschehen?«
»Ich werde das Kind zur Adoption freigeben. Und ich werde, sobald es geht, in meinen alten Beruf zurückkehren.«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein!« Ich starrte Ylve an, konnte es nicht fassen. »Die USO wird für dich und dein Kind aufkommen. Wir finanzieren deine Umschulung. Wir sorgen für psychotherapeutische Behandlung. Die besten Arzte der Milchstraße werden sich um deinen Arm kümmern. Ich persönlich garantiere dafür, dass …«
»Gib dir keine Mühe, Atlan.« Sie richtete sich auf »Die Dinge, die ich gesehen und erlebt habe, werden für immer in mir bleiben. Einzig eine Hypno-Behandlung könnte Abhilfe leisten.«
Sie spuckte das Wort voller Verachtung aus. Ich verstand sie. Kaum ein Intelligenzwesen mochte es, wenn von Fachleuten im Kopf und an der Gedächtnisleistung herumgedoktert wurde.
Wir blickten uns an und schwiegen. Eine lange Pause entstand, während wir beide unseren eigenen Gedanken nachhingen.
»Was willst du wirklich ?«, fragte ich schließlich. »Was erwartest du von mir?«
Eine steile Zornesfalte erschien auf Ylves Stirn, verschwand gleich darauf wieder hinter ihrer Maske aus Gleichgültigkeit. »Du magst zehntausend und mehr Jahre an Lebenserfahrung besitzen – aber das typisch männliche Gehabe wirst du wahrscheinlich niemals ablegen. Ich möchte nicht, dass du irgendetwas für mich in die Wege leitest oder tust. Auf Mitleid kann ich gut und gerne verzichten …«
»Ich helfe dir nicht aus Mitleid!«, unterbrach ich Ylve. »Ich möchte dich unterstützen, weil du es dir verdient hast.«
»Du bist ein merkwürdiger Mann«, sagte sie kopfschüttelnd. »Die Zeit
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