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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sicherlich, worauf du dich einlässt.«
    Nein. Ich wusste es nicht. Ich legte die ganze Hoffnung in meine Intuition.
    Ein Sog entstand. Er war an keinem Messgerät abzulesen, wurde jedoch von Sekunde zu Sekunde deutlicher spürbar. Etwas zog uns auf eine der breitesten Faltebenen zu. In irrwitzigem Tempo gingen dort Entfaltungen vor sich. Kristallin wirkende Blöcke entstanden, verwirbelten, wurden gleich darauf zu planen Flächen, die sich endlos weit zu erstrecken schienen.
    Ich fühlte mich hinab- und hineingepresst. Von Dampfwalzen plattgemacht, durch winzige Perforationslöcher in einen Raum gequetscht, wie Masse, die durch eine Raspel gedrückt wurde, um schlussendlich aus Myriaden von atomaren Bestandteilen wieder zu einem Ganzen zusammengesetzt zu werden.
    Die Landung in Camouflage erfolgt im Ansatz wie ein Transmittertransport , dachte der Logiksektor. Dein genetischer Imprint wird in Nullzeit durch ein unbekanntes Medium versetzt; allerdings klommst du nicht auf der anderen Seite des Mediums wieder heraus, sondern bleibst darin stecken.
    Landung? Ich verstand nicht. Wir waren doch noch immer unterwegs …
    Ich blinzelte gegen violettes Licht, das aus dem Boden drang. Die Raumlinse parkte auf einer eisglatten Fläche. Darüber war Schwärze, von keinem Sternbild durchbrochen. Unweit von unserem Schiff lag jene Ortungssonde, die vor uns in Camouflage aufgegangen war. In Entfernungen, die ich nicht abschätzen konnte, befanden sich weitere Objekte. Kugelrunde, eiförmige, walzenförmige. Raumschiffe, die irgendwann hier gestrandet waren.
    »Ist das eine Art Friedhof?«, fragte mich Ohm. Er hatte den Schock der Landung bemerkenswert gut überstanden.
    »Die wichtigere Frage lautet eher, was wir sind .«
    Der Boden der Raumlinse war auffallend nah; ebenso die Decke. Meine Hände wirkten wie dünne Striche, deren Vertikalbewegungen kaum wahrnehmbar blieben.
    Ich schüttelte meine geistige Benommenheit ab und testete mit wenigen Handgriffen die Betriebstüchtigkeit der Raumlinse – und erzielte kaum ein Ergebnis. Die Rechenkerne der Positroniken sprachen an, ebenso die Luftaufbereitung, die Neutralisatoren und die Notbeleuchtung. Der Rest unseres Gefährts war energetisch tot.
    Ich stemmte mich hoch, kroch durch den schmalen Schlauch des Steuerraums nach hinten und öffnete per Hand die einzige Schleuse der Linse. Ein leises Zischen ertönte, ein Druckausgleich fand statt.
    »Atembare Luft«, sagte Ohm, der sich hinter mir aus der Schleuse stemmte und blinzelnd auf sein Armband-Multigerät starrte. Es funktionierte völlig normal, wie auch mein Anzug volle Betriebsbereitschaft meldete.
    »Wir haben Atmosphäre und Gravitation«, fuhr mein Partner fort. »Eine keimfreie, sterile Umgebung. Ungewohnt hohe Konzentration an Edelgasen. Die Lebensbedingungen wären akzeptabel; solange wir uns nicht über Wochen hinaus in Camouflage aufhalten. Wir könnten die Helme öffnen.«
    Mein junger Landsmann nahm die geänderten Umstände mit erstaunlicher Gelassenheit hin. Er sagte kein Wort zur veränderten optischen Wahrnehmung, der wir unterlagen. Auch wunderte er sich nicht darüber, dass wir ohne einen Ruck hier gelandet waren, dass ein Teil der Gerätschaften ordnungsgemäß funktionierte, dass wir eine atembare Atmosphäre vorfanden …
    Realitätsverweigerung , meinte der Extrasinn. Er steht unter Schock und filtert diejenigen Eindrücke weg, die ihm nicht ins geänderte Weltbild passen.
    Das mochte sein. Ich tat gut daran, ihn vorerst nicht aus seinem »Tagtraum« zu wecken.
    Ich ging ein paar Schritte. Die optisch spiegelglatte Ebene bot ausreichend Halt. Erst jetzt bemerkte ich das leise Knistern und Klappern, das mir über die Außenmikrofone zugetragen wurde. Es schwoll plötzlich an, wurde zu einem Geräuschorkan.
    »Achtung!«, warnte mich Ohm. Er deutete nach oben, warf sich gleichzeitig beiseite, rutschte unter die Raumlinse.
    Ich folgte seinen Blicken.
    Eine Faltebene, messerscharf, so lang und so breit wie das Landefeld eines Ultraschlachtschiffes, fiel, sich mehrfach drehend, auf uns zu. Unsere verzerrten, in die Länge gezogenen Spiegelbilder wurden für einen Moment sichtbar – dann traf die Fläche in rechtem Winkel auf. Ein markerschütterndes Geräusch erklang. Wir wurden entzweigeschnitten.

 
Kapitel 31
     
    Destin fand keine Worte für die Enttäuschung, die er erlebt hatte.
    Wohin auch immer sie geflogen waren und sich zu erkennen gegeben hatten, waren sie nach dem Hintergrund ihrer Reisen, nach

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