Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Nur die in unregelmäßigen Abständen auf uns herabkippenden Faltflächen produzierten für mehrere Augenblicke seltsame Dunkelflächen.
»Da kommen wir ohne Flugaggregate nicht ran«, sagte ich. Die Fläche des Schiffs wirkte auffällig glatt, sah man von kleinen Einschüssen ab, die auf Treffer durch winzige Asteroiden hinwiesen. Möglicherweise stand der Kugelraumer schon seit Jahrhunderten hier und wartete auf die Rückkehr seiner Besatzung, die sich irgendwo zwischen den Faltflächen verloren hatte.
»Soll ich es riskieren?«, fragte mich Ohm und deutete auf die Flugsteuerdüsen seines Anzugs.
Ich winkte ab. Das Risiko erschien mir als zu groß. »Ich glaube nicht, dass dort drin noch irgendwer oder irgendetwas lebt; Tyarez sind es gewiss nicht. Es handelte sich wohl um Gäste, die wie wir ihre Neugierde nicht bezwingen konnten und auf Camouflage eine Havarie erlitten.«
»Macht es denn einen Sinn, wenn wir von einem Schiff zum anderen wandern und nach Spuren suchen, von denen wir nicht einmal wissen, wie sie aussehen könnten?« Zweifel an meiner Vorgehensweise klangen in Ohms Stimme durch. »Diese Umgebung ist so fremdartig wie ihre Erbauer.«
»Du schätzt die Hautwesen falsch ein«, sagte ich. »Ihre arkonidischen Symbiosepartner halten sie fest in einem körperlichen Leben verankert. Und es muss gute Grunde geben, warum Zewayn meine Hilfe oder die der USO gesucht hat. Vor allem frage ich mich, warum er dies ausgerechnet auf Lepso und nicht auf Terra oder einem ruhigeren USO-Stützpunkt tat.« Ich drehte mich im Kreis, sah, wie eine weitere Spiegelfalte auf unsere Ebene herabgestürzt kam. Weit entfernt schlug sie auf, irrlichterte kurz, verschmolz mit dem »Boden«.
»Wir werden so deutlich wie möglich auf uns aufmerksam machen«, sagte ich schließlich und atmete tief durch. »Wer auch immer mich hierher bestellt hat – er weiß noch nicht, dass ich angekommen bin.«
Bevor Ohm irgendetwas unternehmen konnte, zog ich meinen Strahler, richtete ihn auf die Bodenfläche und feuerte im Impulstakt.
»Nein!«, schrie mein Partner entsetzt, wollte sich auf mich werfen, mir die Waffe aus der Hand schlagen.
Der Spiegelboden brach ein. Tiefe, graue Spalten taten sich auf und erlaubten den Blick auf das, was sich darunter befand.
Es war schrecklich, mit einem arkonidischen Verstand nicht zu erfassen. Ohm schrie. Ich schrie. Und der Extrasinn verfiel in Stasis. So standen wir da, unfähig, uns zu bewegen, während die Faltfläche bis zum Horizont hin aufriss.
Ein irrlichterndes Feld, eine weitere Falte, näherte sich uns von unterhalb . Sie wirbelte umher, sandte stroboskopische Blitze aus, schien wegbrechende Splitter in sich aufzunehmen. Das Ding wuchs und wuchs, wurde immer bedrohlicher. Dieses Teil würde nicht durch uns hindurchgleiten, dessen war ich mir plötzlich sicher. Es würde uns … würde uns …
Es erreichte mich, durchschnitt meinen Körper von unten nach oben, sog mich in sich auf. Ich schrie meinen Schmerz hinaus, während wir ins Nichts davontrudelten.
Kapitel 33
Corus da Onur war erschöpft. Die Müdigkeit hatte eine derart schmerzhafte Intensität erreicht, dass er den Tod als eine Erleichterung angesehen hätte, wenn er denn gekommen wäre.
Sonda, sein Tyarez, hielt ihn erbarmungslos am Leben.
Du darfst nicht aufgeben , flüsterte er. Hilfe wird kommen. Es muss so sein.
Nein. Sonda wollte ihn mithilfe von Trugbildern und Versprechungen bei der Stange halten. Sein Optimismus beruhte auf keinerlei Grundlage. Zewayn hatte versagt und sein Leben gelassen.
Umso schlimmer erschien ihm, dass Opryn und die beiden anderen Verräter Unterstützung erhalten hatten. Hilfe von Wesen, die skrupellos und zu allem fähig waren; die von der Gier getrieben wurden, die Technik der Tyarez in Besitz zu nehmen und sich eine der Häute des Schlafreservoirs überzustreifen.
Roboter der sogenannten ›Schwarzen Garde‹ drangen in die noch unter seiner Kontrolle stehenden Tiefenfalten Camouflages vor. Sie konnten ihm lediglich Nadelstiche versetzen, ohne großen Schaden anzurichten. Aber sie banden seine Aufmerksamkeit. Und das war es wohl, was Opryn und sein Verbündeter Artemio Hoffins im Sinn hatten.
Iss! , forderte ihn Sonda auf. Du musst unbedingt bei Kräften bleiben.
Längst schon führte sich Corus keine herkömmliche Nahrung mehr zu. Er trank und aß über seinen Haut-Symbionten gefilterte und auf seinen Metabolismus abgestimmte Energie.
Was an ihm war noch arkonoid? War er denn
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