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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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durch höherdimensionale Abschirmung geschützt waren, konnte man einigermaßen zufriedenstellende Ergebnisse mit den Positroniken erzielen.
    Staunend hatte der desertierte Anführer der Schwarzen Garde die holografischen Aufbereitungen Opryn da Onurs verfolgt, die ihm die Funktionsweise der Falttechniken vermitteln sollten. Die Aufzeichnungen, die er den wenigen Wissenschaftlern seiner Truppen weitergereicht hatte, hatten nicht in verständliche Sprache umgewandelt werden können. Offenbar erforderte es besonderer geistiger Fähigkeiten, um die theoretischen Erkenntnisse in praktische Anwendungen umzusetzen. Und insgeheim vermutete Artemio, dass selbst die Tyarez-Häute bloß Verwalter eines Erfahrungsschatzes waren, den sie irgendwann von irgendwem übertragen bekommen hatten.
    Seine Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Er musste den Kampf gegen Corus da Onur beenden. Immer, wenn er sich in die Kabinenflucht seines Kriegsraumers zurückzog und für wenige Stunden zu unruhigem Schlaf fand, träumte er von der lebensverlängernden Wirkung, die er als Teil der Symbiose mit einer Tyarez-Haut geschenkt bekam. Er hatte keinerlei Zweifel daran, dass er es schaffen würde, ein Hautwesen kraft seiner psychischen Stärke zu unterdrücken. Schließlich hatte er ein Ziel, eine Vision vor Augen. Eine Vision, die er Imperator Dabrifa verdankte. Der Herrscher über Hunderte Welten hatte ihm den Weg gewiesen, den er gehen musste.
    »Deine Robot-Armeen scheinen es diesmal zu schaffen«, sagte Opryn da Onur. »Sie dringen allmählich in die innersten Bereiche Camouflages vor und sorgen für erhebliche Unruhe. Irgendwann werden Corus' Verteidigungslinien nachgeben, die Faltebenen inaktiv werden und die Energieversorgung zusammenbrechen.«
    »So war es auch geplant.« Artemio Hoffins rief die neuesten Meldungen der Schwarzen Gardisten ab und baute sie in das Schlachtbild ein.
    Erneut musste Opryn ihm zur Hand gehen. Camouflage mochte äußerlich einem kristallinen Objekt entsprechen. Tatsächlich aber waren die einzelnen Bewegungsebenen viel zu komplex, um ohne die Unterstützung eines Hautträgers visuell und räumlich erfasst werden zu können.
    »Warum ist es dir und deinen beiden … Kollegen nicht gelungen, Camouflage alleine zu erobern? Warum steht Corus an den Schalthebeln der Macht und nicht du?« Artemio war sich bewusst, welche Brisanz diese Frage barg. Doch angesichts der psychischen Ausgelaugtheit, der Opryn unterlag, würde es ihm ein Leichtes sein, Heimtücke oder Verrat im Ansatz zu erkennen.
    »Corus und ich sind uns sehr ähnlich«, gab der Hautträger mit seltener Offenheit zur Antwort. »Als wir, die acht Namenlosen, die Leitung Camouflages übernahmen, war jedem von uns ein bestimmter Aufgabenbereich zugeordnet. Corus sollte die interne Struktur der Zuflucht verwalten, ich hingegen die ›Außenverteidigung‹.« Opryn da Onur brach kurz ab, öffnete den Mund, zögerte, als müsste er mit seinem Symbionten ringen, um mit seiner Rede fortfahren zu können. Schließlich sagte er: »Die Tyarez sind einerseits schwache Geschöpfe. Sie sind kaum dazu in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Eine moralische Wertung zwischen Richtig und Falsch gelingt ihnen meist nicht. Sie verlassen sich all zu gerne auf das Urteilsvermögen anderer. Irgendwann kristallisierte sich heraus, dass Corus' und Zewayns Ansichten romantisch verklärt waren und auf ewigem Stillhalten basierten. Dies konnten ich und einige meiner Partner nicht mehr länger akzeptieren. Also forderten wir eine strategische Änderung. In den Traumfalten nahe der Steuerzentrale warten, wie du weißt, mehrere hundert Tyarez darauf, wiedererweckt zu werden. Wenn wir passende Symbiosepartner für sie fanden, würden sie selbst steuern und entscheiden können, welchen Einfluss sie auf die Geschehnisse in der Milchstraße nehmen wollten.«
    Artemio Hoffins nickte und unterdrückte ein Lächeln. Opryn schwebte tatsächlich in einem Graubereich zwischen Unvernunft und Wahnsinn. Eintausend Jahre, die er gemeinsam mit der Tyarez-Haut verbracht hatte – Stunde für Stunde, Jahrzehnt für Jahrzehnt – hatten seinen Verstand und wahrscheinlich auch den seines Symbionten beeinträchtigt.
    Corus da Onur war wohl der Einzige, der sich nach wie vor auf den ursprünglichen Auftrag besann. Er war in dieser Geschichte der »Gute«. Opryn und seine beiden schwachsinnigen Partner hingegen hatten längst vergessen, dass Camouflage die letzte Zuflucht eines leidgeplagten Volkes

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