Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Tod nahte mit Riesenschritten. Der Hautkörper des Tyarez wurde spröde und rissig. Gewebeklumpen fielen von Destin ab und gaben die Sicht auf das verfaulende Fleisch des Gavivi frei.
Der körperliche Schmerz war kaum noch zu ertragen; Stunde für Stunde, Tag für Tag vernebelte er ihrer beider Bewusstseine. Und dennoch suchten sie von ihrem geparkten Schiff aus mit allen zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmitteln den Heimatplaneten ab. Nirgendwo waren mehr Häuser und Gebäude der Gavivis zu finden, und den See der Tyarez hatte man … hatte man …
»Lepso« nannte man ihre Heimat.
Was für eine banale Bezeichnung für etwas, das keinen Namen erhalten durfte! Die sakrosankte Bedeutung der Heimat wurde mit jedem Schritt und jeder Handlung, die die Arkoniden taten, beschmutzt. Nichts schien sie aufhalten zu können. Sie errichteten seltsame Kelchbauten, rodeten wunderbares Land, nahmen Ozean, Berge, Ebenen und Dschungelgegenden in Besitz.
Und wozu? Um ihre Großkotzigkeit zu zeigen.
Das Verständnis der Arkoniden von Pracht und Schönheit stand demjenigen der Gavivis diametral entgegen. Es umfasste Umgestaltung und Künstlichkeit, während die Ausgewogenheit zwischen Pflanzen, Tieren und Intelligenzwesen brutal gestört wurde.
Einen Mond lang hielt Destin seinen hinfälligen Körper am Leben.
Wenn er nicht gerade kleine Faltschirme über die Oberfläche der Heimat gleiten ließ, um nach seinen Landsleuten zu suchen, diktierte er die Geschichte seines Lebens in die Aufnahmegeräte des Schiffs. Die Gavivis, so sie noch existierten, sollten erfahren, dass sie im Weltraum und auf anderen Planeten nichts zu suchen hatten. Dass ihre Illusionen von Frieden und Zusammenarbeit mit anderen Völkern Schimären bleiben würden.
»… die Gavivis und die Tyarez sind schlecht beraten, wenn sie den Kontakt zu anderen Intelligenzwesen suchen«, schloss Destin. »Sie werden betrogen, ausgenützt und beraubt werden.« Er atmete tief durch. »Befolgt meinen Rat und bleibt stets in euren Verstecken.«
Suwjush zerbröckelte mit den letzten Worten, fiel wie matschiges Pappmaché von ihm ab. Destins letzter Gedanke galt der Freiheit, die er niemals gefunden hatte. Dann starb auch er.
Das Schiff hingegen blieb bestehen, während ringsum ein weiterer Raumhafen aus dem Boden gestampft wurde.
Kapitel 35
Die kleinere Falte saugte uns auf, zog uns von unserem bisherigen Standort fort. Ich musste die Augen schließen. Lichtreflexe fanden ihren Weg durch die Abschirmung meines Schutzanzugs, bohrten sich hinter meine Sehnerven …
Irgendwann endete der Transport. Wir landeten, wurden erneut emporgehoben, wurden von einer Falte zur nächsten »weitergereicht«.
Meine Beine versagten mir den Dienst, genauso wie die Stützstruktur des Anzugs. Ich fiel zu Boden, konnte den Schmerzschrei nicht unterdrücken. Das verletzte Sprunggelenk wurde einmal mehr in Mitleidenschaft gezogen.
Ohm Santarin schob sich aus einem Nebel roter und weißer Pünktchen. Er richtete meinen Oberkörper auf und schob die Beine in eine Ruhelage. Ein leises Zischen verdeutlichte, dass er seine Anzugpositronik an die meine koppelte.
»Das sieht schlecht aus«, hörte ich nach einer Weile seine Stimme. »Dein Anzug zeigt immer mehr Fehlfunktionen. Und wir müssen dein Bein behandeln.«
»Ein … Schmerzmittel reicht.« Ich wollte mich aufrichten. Meine Kräfte reichten nicht aus.
»Tut es eben nicht . Ich werde dich ausziehen.«
»Auf keinen Fall!«, keuchte ich.
Ich löste den Kontakt, hieb um mich, drehte meinen Kopf beiseite, wollte wegkriechen. Was hatte Ohm mit mir vor? Wollte er mich etwa töten? Mir den Zellaktivator nehmen? Zusehen, wie ich an Altersschwäche starb?
Halt gefälligst still! , mahnte mich der Extrasinn. Ohm will nur dein Bestes.
Ich kroch weiter, zog mich mit der Kraft meiner Finger weg von meinem Feind.
Plötzlich durchschaute ich Ohm. Hinter der Maske eines Biedermanns verbarg sich ein ganz anderer. Mein Erzfeind. Perry Rhodan. Der Terraner, der mich bereits einmal bei einem Wettkriechen um eine Nasenlänge geschlagen hatte …
Das Helmvisier schnappte ohne mein Dazutun in die Höhe. Kalte Luft drang in meine Lungen. Ich hustete, spuckte Auswurf zur Seite, robbte weiter.
»Deine Anzugpositronik dreht durch«, hörte ich Rhodans Stimme so nah und doch so fern. »Sie hat dir ein Aufputschmittel vermischt mit Halluzinogenen gespritzt; noch dazu war der Sauerstoffgehalt deines Luftvorrats viel zu gering.«
Ich drehte mich
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