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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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…«
    »Ich zitierte ein terranisches Sprichwort. Es bezeichnet einen falschen Freund.«
    Sie zögerte. »Einen, der lügt?«
    »Ja.«
    »Die Männer aus den Städten lügen leicht«, sagte sie mit unmissverständlichem Unterton. Sie meinte mich.
    »Ti Sun, manchmal ist eine kleine Lüge ein geringeres Übel als die Wahrheit.«
    »Sie bleibt ein Übel. Auch eine kleine Lüge zerstört das Vertrauen.«
    »Die Wahrheit kann das Leben kosten.«
    »Ist das so bei dir?« Sie bemerkte nicht, dass sie in die vertrauliche Anrede verfallen war. »Kostet es dich dein Leben, wenn du denen, die es gut mit dir meinen, deinen wahren Namen nennst?«
    Das Brennen ließ etwas nach.
    »Nicht überall«, antwortete ich tapfer lächelnd. »Auf Rudyn schon.«
    »Nicht überall auf Rudyn«, sagte sie und zeigte wieder ihr unnachahmliches Eurasierinnenlächeln.
    Sie ergriff meine Hand und führte meine Fingerspitzen an ihre Stirn. »Hier nicht«, sagte sie. Dann nahm sie meine Hand und zog sie an ihr Herz. »Und nicht hier.« Sie legte beide Hände über die meine und drückte sie für einen Moment fest an ihre Brust. Ihre mandelförmigen Augen schwebten dicht vor meinem Gesicht. Ich erblickte mein Spiegelbild in ihren Pupillen.
    »Mein Name ist …«, setzte ich an.
    »Nein«, flüsterte sie. »Nicht jetzt.« Sie verschloss mir die Lippen mit dem Zeigefinger. »Es sind zu viele Leute hier. Später. Wenn es ein Später gibt. Wenn du … Koramal nicht mehr brauchst. Und wenn du – endlich vertraust.«
    Sie drehte sich um und lief mit wehenden Haaren davon.
    Keine drei Minuten später landete der Gleiter.
    Es handelte sich um einen kleinen, altersschwachen, zivilen Lastentransporter. Er ging mitten auf dem Dorfplatz nieder.
    Der Pilot stieg langsam aus und sah sich erschüttert um.
    Der Mann war um die siebzig. Kurze dunkelbraune Strubbelhaare über einem breiten, fast kantigen Gesicht, in dem ein dichter Vollbart und winzige, zu Schlitzen gekniffene Augen dominierten. Er war größer als ich und doppelt so breit. Mit seinen mächtigen Schultern, den an Schaufeln erinnernden Händen und dem beinahe quadratischen Rumpf passte er nach Gympmost wie einer der vielen Felsklötze.
    Ti Sun lief ihm entgegen und umarmte ihn. Er schüttelte Hände, nahm nacheinander ein paar Kinder auf den Arm, herzte sie; aber immer wieder glitt sein Blick über das zerstörte Dorf.
    Dann sah er mich und die regungslose Trilith neben mir. Seine Brauen zogen sich noch mehr zusammen. Er fragte. Ti Sun antwortete. Dann kamen beide auf uns zu. Ich stand auf.
    Der Pilot streckte mir seine Hand entgegen. Meine verschwand fast vollständig darin. »Sie sind also Koramal«, sagte er anstelle einer Begrüßung.
    »Und Sie müssen Artur Lokwenadse sein.«
    Er brummte zustimmend in seinen Bart. »Ich hörte von dem Sturm und flog sofort los. Ich war in großer Sorge, aber … Aber ich hätte nicht gedacht …« Er machte eine hilflose Geste.
    »Es war kein natürlicher Sturm.« Ich schilderte ihm unsere Beobachtungen des Schlachtkreuzers.
    Er drehte sich zu seinem Gleiter um, den einige Frauen zu entladen begannen. Die Frachtzelle war bis zum Anschlag mit Lebensmitteln, Decken und Medoboxen beladen. »Mehr habe ich in der Eile nicht besorgen können«, sagte er fast entschuldigend.
    »Es ist mehr, als wir hoffen konnten, Vater.« Ti Sun lehnte sich an seinen mächtigen Oberarm.
    »Nach dem, was ich in Genzez hörte, hatte ich kaum Hoffnung, auch nur einen von euch lebend wieder zu sehen. Dass meine Tochter noch lebt, habe ich allein Ihnen zu verdanken, erzählte sie mir.«
    Lokwenadse legte mir die Pranke auf die Schulter. Seine Hand war schwer wie ein Stein.
    »Wir hatten immenses Glück«, sagte ich.
    »Sie sind sich sicher, es war ein Schiff der EPHANG-Klasse?«
    Ich bejahte.
    »Dann hat er es veranlasst. Die Flotte steht leider hinter ihm.«
    In kurzen Worten berichtete Lokwenadse von der Auflösung des Rates der 21 Kalfaktoren und von Nastases Ernennung zum Außerordentlichen Generalkalfaktor, was faktisch der Stellung und der Machtkonzentration eines Diktators gleichkam.
    »Die Auflösung war ein schlechter Witz«, schimpfte Lokwenadse. »Zu diesem Zeitpunkt lebten schon acht Regierungsmitglieder nicht mehr; der Rest flüchtete oder befand sich in Haft. Erst war angeblich Neife Varidis an allem Schuld, und er brüstete sich, sie gestellt und ausgeschaltet zu haben. Dann jedoch …«
    Lokwenadse lachte bitter. »Seit gestern steht die Stadt völlig Kopf. Plötzlich

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