Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit
linientreuen Gleichrichter.
Ein späterer Dienst auf der ZUIM kam damit für Derius nicht mehr in Frage, dort verrichteten nur Elitetechniker und -soldaten ihren Dienst; gleichwohl sprachen seine Kenntnisse für ihn, und er wurde zur Arbeit an unkritischen Fertigungsmodulen, vorwiegend im späteren Freizeitbereich des Sphärenrades eingesetzt. Sein Wunsch, irgendwann aus der Masse herauszutreten und eine wie auch immer geartete Bedeutung zu erlangen, wurde durch diese Zurückweisung erneut entfacht und brannte drängender denn je zuvor.
Aber seiner Frau und seinem Kind zuliebe schluckte er allen Ärger hinunter. In stillen Momenten fragte er sich allerdings, ob er nicht in Wahrheit nur das Schicksal seines Vaters wiederholte.
Zehn weitere zermürbende Jahre vergingen, in denen er sich mit subalternen Servokomponenten, Holosteuerungen, Blickschaltungen und Ähnlichem beschäftigen musste, alles zum Wohle des Volkes und der Glorie der Union.
Am 4. Dezember 3092, dem Todestag seines Vaters, der zwei Jahre zuvor völlig unerwartet gestorben war, verfiel Derius in eine tiefe Depression. Er schickte Zemla eine Nachricht, dass er erst später nach Hause kommen würde, und suchte den Kneipengürtel des Raumhafens auf.
Vitali fand ihn schließlich, am schwebenden Tresen des Ephangs Shadow sitzend, den Kopf schwer in der Hand und die Stirn düster umwölkt.
Ein besorgter Anruf von Zemla, die sich Derius’ Verhalten nicht erklären konnte, hatte den Mediker zwar nicht alarmiert, aber doch beunruhigt. Er kannte die Stimmungsschwankungen seines Freundes nur zu gut.
Vitali ließ sich auf den Hocker neben Derius gleiten und winkte den Barmann herbei.
»Whiskey.«
»Terra? Lepso? Rudyn?«
»Rudyn. Den besten«, sagte Vitali und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »So, wie’s aussieht, haben wir heute guten Grund zum Weinen.«
Der Barmann nickte verstehend und stellte eine bernsteinfarbene Flasche Ephelegon’s Tears vor sie hin. Sie tranken und sahen eine Weile gemeinsam der sinkenden Pegelmarke zu. Nebenbei verfolgten sie die Nachrichten, als der Barmann auf einen weiteren Wink Vitalis hin den TriVid-Kanal wechselte und ihnen, natürlich gegen Gebühr, ein Akustikdämpfungsfeld offerierte.
OMN sendete. Olymp Mega Net. Nicht verboten, aber auch nicht wirklich gern gesehen auf Rudyn.
Derius und Vitali grinsten sich an und tranken auf des fernen Kaisers Wohl.
News aus der Milchstraße.
Ein politisches Gipfeltreffen auf Plophos war das Tagesgespräch. Der olympische Berichterstatter hielt sich wohltuend zurück und ließ die Prominenz zu Wort kommen.
Der Großadministrator des Solaren Imperiums war – selbstverständlich – zugegen. Davor ein Haufen Journalisten. Kamerabots zoomten Perry Rhodans Gesicht heran. Die berühmteste kleine weiße Narbe der Galaxis kam groß ins Bild.
Der potenziell Unsterbliche äußerte Besorgnis über die zunehmende Militarisierung der menschlichen Sternenreiche, allen voran die des Imperium Dabrifas, aber natürlich auch die des Carsualschen Bundes, die der Ross-Koalition, die der ZGU und einiger anderer. Er verwies gezielt auf Plophos und wusste sich auf historischem Boden; er ging kurz auf das unsägliche Leid ein, das etwa mit dem Jahr 2326 in der Person des plophosischen Diktators und Zellaktivatorträgers, des Obmanns Iratio Hondro, seinen Anfang eben hier genommen und zwei Jahre später in einen Aufstand gegen das Solare Imperium gemündet habe. »Terraner schossen auf Terraner! Das, meine Damen und Herren, ist keine Phrase aus den Geschichtsbüchern – ich war dabei.« Gleiches, schloss Rhodan, gelte es für die Zukunft zu verhüten, wolle die Menschheit, an der Schwelle zu kosmischer Größe, nicht an sich selber scheitern. Verhaltener Applaus.
Szenenwechsel.
Der gerade zum zweiten Mal gewählte Kalfaktor für Wissenschaften. Vor der Botschaft der ZGU auf Plophos. Ein noch relativ unbekanntes Gesicht. Eines aus der zweiten Reihe. Ein hässliches obendrein. Die Regie hätte besser die Nahaufnahme unterlassen. Zu deutlich sah man mehrere bläulichviolette Flecken im Gesicht des Politikers. Sein Name wurde eingeblendet: Ponter Nastase. Der Kalfaktor zeigte sich seinerseits besorgt über Rhodans Besorgnis und verwies ebendiese ins Reich solarimperialer Großmachtsphantasien, wenn nicht gar in das der böswilligen, aber leider nur allzu gut bekannten terranischen Unterdrückungspropaganda. Er, Nastase, wolle Rhodans Machtgelüste und vor allem dessen skrupelloses
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