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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Derius einen Wutanfall. Nur mühsam konnte sein Vater ihn beruhigen; ihn zu besänftigen vermochte er nicht.
    Er sorge dafür, hatte Gregor an jenem Abend dem kleinen enttäuschten Derius immer wieder erklärt, dass die wahren Helden der Union genug zu essen, genug zu trinken und immer frische Unterhosen und Strümpfe vorfänden, sobald sie von ihren gefährlichen Missionen im Dienst der ZGU in ihre Schiffe zurückkehrten.
    »Gemeinsam sind wir alles«, hatte sein Vater lahm hinzugefügt. Derius kannte alle diese Doktrinen zur Genüge aus den TriVids. An diesem Abend zweifelte er zum ersten Mal an ihrer Richtigkeit.
    In der folgenden Nacht weinte er sich in den Schlaf. Immer wieder schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, hart und stechend wie ein Eiszapfen auf Enmelen, dem nördlichen Polkontinent, und er krampfte sich zusammen, während er vor Wut in sein Kissen biss: Mein Vater ist ein Unterhosenpilot!
    In dieser Nacht schwor er sich einen heiligen Eid: »Eines Tages werde ich, Derius Manitzke, etwas darstellen, worauf mein eigenes Kind stolz sein wird, so wahr mir die Union helfe!«
    Was er seinem kleinen Sohn damals nicht hatte verständlich machen können und auch in den späteren Jahren nicht schaffte – in Wahrheit verzehrte sich Gregor Manitzke geradezu nach dem aktiven Raumdienst. Nur zu gern wäre er die Art Held gewesen, als den Derius ihn angesehen hatte. Nur zu gern hätte er ein eigenes Kommando gehabt, vielleicht einen Kreuzer befehligt oder wenigstens eine Space-Jet. Nur zu gern … Aber als er vom Flottenhauptamt das Angebot bekam, die Raumakademie besuchen zu dürfen, war er auf den ebenso unerwarteten wie erbitterten Widerstand seiner Frau Esarja gestoßen.
    »Das – oder ich!«, hatte sie ihn die halbe Nacht angeschrien. »Du willst zu den Sternen fliegen? Vergiss es! Die Raumakademie? Ha! Sie – oder ich.«
    Gregor tat am Ende das, was er beim Flottennachschub bis zum Überdruss immer wieder durchexerziert hatte: Atmen. Atmen und die Schnauze halten.
    Er bedauerte, das Angebot ablehnen zu müssen. Das Flottenhauptamt nahm es zur Kenntnis. Seine Personaldatei erhielt einen negativen Vermerk.
    Als Derius heranwuchs, sah er den Kummer in den Augen seines Vaters. Häufig kam Gregor spät von seinen Schichten nach Hause, und wo er gewesen war, verriet er nicht. Esarja nörgelte etwas von Raumhafenschlampen, mit denen sich ihr Mann rumtrieb, aber das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Es hätte eher zum Bild des Helden gepasst, sich mit strahlenden Schönheiten abzugeben, und ein Held – nicht einmal so ein Held – war Gregor Manitzke definitiv nicht.
    Doch Derius’ Neugierde war geweckt. So ging er seinem Vater eines Tages unbemerkt nach, als dieser seine Dienststelle abends verließ; und er beobachtete ihn heimlich dabei, wie er stundenlang auf einer Aussichtsterrasse stand und ohne sich zu bewegen den von Moltov aus startenden und landenden Schiffen zusah. Ephelegon ging längst blutrot an jenem Abend unter, doch die einsame Gestalt in der grauen Uniform blieb stehen, regungslos, freudlos – und hoffnungslos. Die Positionslichter der Raumer stiegen in einen immer dunkler werdenden Himmel hinauf, bis die Schiffe, hoch droben, ihre Antigravs abschalteten und die Impulstriebwerke zündeten. Leuchtspuren durchzuckten das sternenübersäte Firmament, letzte Grüße, ehe die Schiffe Rudyn verließen.
    Als Gregor Manitzke endlich von der Terrasse fortging, verbarg sich Derius hinter einem Pflanzenkübel.
    Esarja spürte den stummen Vorwurf, den ihr Gregor Manitzke machte, und sie litt darunter und fühlte sich ihrerseits missverstanden: Sie hatte doch nichts anderes gewollt als eine harmonische Familie, in der alle am Abend friedlich zusammensaßen, eine Familie, in der sie für ihren Sohn, besonders aber für ihren Mann sorgen konnte, ohne auf ihn monatelang warten zu müssen.
    Seine Mutter, erkannte Derius eines Tages, war in fast unterwürfiger Weise obrigkeitshörig. Sie ging einer stupiden Tätigkeit als Robotikerin in einer Lebensmittelverteilerstelle nach. Und sie trug eine tiefsitzende Angst in sich, die sich auf alles erstreckte, was mit einer Behörde zu tun hatte. Da auf Rudyn jeder zweite irgendeine Art von Uniform trug, ging sie Tag für Tag erneut durch ihre ganz private Hölle. Sie grüßte selbst den Haustechniker 3. Klasse des Wohnblocks in seiner blauen Arbeitsmontur ehrfürchtig, wenn er unversehens aus einer Nische trat.
    Mit nur etwas mehr Ehrgeiz und einem

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