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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Kalter Schweiß drang aus allen Poren; und erst, als das Zittern abebbte und Trilith die klebenden Haare aus dem Gesicht streichen wollte, merkte sie, dass sie mit Händen und Füßen an das Bett gefesselt war.
    Mit Händen und Füßen ! Der Schock vertrieb die letzten Spasmen. Schwer atmend lag sie minutenlang bewegungslos da und starrte in die Dunkelheit der Medostation. Natürlich glaubte sie nur, an ihrem linken Bein einen Fuß zu spüren, wo in Wirklichkeit keiner war, wo in Wahrheit dicht unter ihrem Knie jene Zone begann, die vor kurzer Zeit noch zu ihrem Körper gehört hatte. Trilith hatte in den vergangenen vier Tagen reichlich Gelegenheit gehabt, mit den sogenannten Phantomschmerzen Bekanntschaft zu schließen, mit Schmerzen, die dort brandeten, wo einst ihr Bein gewesen war.
    Ohne es zu wollen, sah sie ihn wieder vor sich liegen. Ihren abgetrennten Unterschenkel, die Haut wässrig braun und schrumpelig, Stunden nach der gewaltsamen Amputation; und auf und in ihm glitzernde Larven, Käfer oder Würmer, die sich an ihm gütlich taten. Plötzlich war der Ekel wieder da, nur um vieles stärker als vor vier Tagen, als sie mit dem Vibromesser das Hosenbein und den Stiefel entfernt hatte, sie hatte entfernen müssen, um daraus einen Verband zu improvisieren. Jetzt schaffte sie es nicht mehr, diesen Ekel hinunterzuschlucken. Sie warf den Kopf zur Seite und erbrach sich auf das Kissen.
    Licht flimmerte auf und vertrieb die Schatten aus der Krankenstation. Ein Medobot schwebte summend herbei. Er desaktivierte die Kraftfeld-Manschetten an ihren Armen, half ihr, sich in eine sitzende Stellung aufzurichten, stützte sie mit einem seiner acht Greifarme und entfernte mit den übrigen das Erbrochene und die besudelte Kopfunterlage. Anschließend deponierte er ein neues Kissen und ließ den Oberkörper der Frau behutsam darauf zurücksinken.
    »Danke«, sagte Trilith ermattet. Das Wort war nicht an den Medobot, sondern an die Schiffspositronik der GAHENTEPE gerichtet.
    »Gern geschehen«, kam die prompte Antwort aus unsichtbaren Lautsprechern. »Dir geht es, den Umständen entsprechend, zufriedenstellend. Allerdings nicht gut, wie ich gezwungen bin zu bemerken. Insofern hast du deine Prüfung bestanden, aber mit Einschränkungen. Ein bisschen besser als durchschnittlich, könnte man sagen. Ehrlich gesagt, hätte ich dich erstens viel früher am Treffpunkt und zweitens in besserer Verfassung erwartet. Du hast sicher getan, was du konntest, nehme ich an. Und völlig versagt hast du ja nicht.«
    Trilith spürte, wie ihr alter Freund, der unbändige Zorn, sich wieder bei ihr einfand. Sie schloss die Augen und hieß ihn willkommen.
    Noch nicht, mein Lieber , dachte sie. Noch ist es nicht so weit. Dabei galt ihr Zorn nicht der Schiffspositronik. Das war eine Maschine, die nur tat, was man sie programmiert hatte. Doch irgendjemand hatte es getan, hatte dafür gesorgt, dass das Schiff ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Bein abschießen und sie so verstümmeln würde.
    Irgendjemand, der sie zeit ihres Lebens, seitdem sie denken konnte, immerfort gängelte, beeinflusste, unterwies, der sie absurden und fragwürdigen Situationen aussetzte und der sie Tag für Tag und Stück um Stück eben dieses Lebens beraubte, der sie in ihrer Ohnmacht – es gab nur dieses Wort – verhöhnte.
    Diesem Unbekannten galt ihr ganzer Zorn. Wer immer ihr und Lalia Bir und den anderen dies antat, war bereits auf die grausamste und erschreckendste Weise tot, hingerichtet von ihrer, Triliths, eigener Hand und auf eine Art, die ihresgleichen im Universum suchte; er wusste es nur noch nicht. Man würde ein neues Wort für das erfinden müssen, was ihm Trilith Okt als Strafe zukommen lassen würde …
    Die junge Frau lächelte, als sie die Wut an ihrer Seite wusste und das Versprechen hörte, das er ihr gab. Ja , dachte sie.
    »Die Leistung des Schülers«, gab sie kalt zurück, »ist der Spiegel der Leistungsfähigkeit des Lehrers.«
    Es war eine der Phrasen, die ihr alter Lehrmeister Romeus Abrom, der legendäre Assassine, nicht müde geworden war zu zitieren.
    »Mein ›durchschnittlich‹«, fuhr sie fort, »ist dein ›durchschnittlich‹, könnte man sagen. Warst nicht du für meine Ausbildung verantwortlich? Oder irre ich da? Vielleicht hätte es eine Hypnoschulung mehr in Sachen einbeinigem Hüpfen durch unwegsamen Dschungel ja getan, du Ausbund an positronischer Klugheit. Wenn du also enttäuscht bist, dann freue dich darüber, dass die

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