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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Da! Ein kaum merkliches Zittern der völlig entkräfteten Finger in den ihren. Lalia hatte ihre Hand bewegt! Sie hatte auf den Druck reagiert. Sie hatte geantwortet! Sie war dabei, aus dem Koma zu erwachen.
    Trilith ließ sich zurück in ihr Kissen sinken und spürte ein ihr ganz und gar fremdes Gefühl. Es war, als würde ihre Kehle enger und enger werden. Sie schluckte krampfhaft, schluckte abermals, doch die aufsteigenden Tränen waren stärker. Sie schluchzte vor Dankbarkeit; dann weinte sie still, und die Tränen liefen ihr die Wangen herab und am Hinterkopf entlang bis in ihren Nacken.
    Lalia Bir würde genesen! Ihr sehnlichster Wunsch ging in Erfüllung. Sie beide würden gesund werden, und alles würde gut sein. Was immer dann kam, es würde ihr willkommen sein. Gemeinsam mit Lalia würde sie ihre Rache an dem Unbekannten erleben , der sie und Lalia seit ihrer Geburt manipulierte, quälte, verspottete und ihres freien Willens beraubte.
    Tief atmete sie ein, ehe sie rief: »He, GAHENTEPE! Bist du blind und taub oder was? Lalia hat es geschafft! Hörst du? Lalia hat es geschafft!« Dann lachte sie und wischte sich die Tränen fort. Wann hatte sie beides zum letzten Mal getan? Gelacht? Geweint? Vor grenzenloser Erleichterung beides geschehen lassen und es nicht gewaltsam unterdrückt? Sie hätte tanzen mögen, mit zwei gesunden Beinen!
    Es lag soweit zurück, dass sie sich nicht daran erinnerte.
    Sie schlief erschöpft ein.
    Die GAHENTEPE drosselte die Zufuhr des komastabilisierenden Sedativs weiter und regelte die übrigen Biowerte Lalia Birs so, dass deren Erwachen aus dem Koma kontrolliert erfolgen konnte.
     
     
    Eine Woche später ging es beiden Frauen bedeutend besser. Die Haut an Triliths Bein beruhigte sich zusehends, die Schmerzen verschwanden, und die Verfärbungen der lebenden Prothese gingen zurück. Lalia Bir blieb schwach und völlig immobil, aber sie erkannte ihre Freundin und nickte, wenn Trilith mit ihr sprach.
    Am Ende der zweiten Woche humpelte Trilith schon durch die GAHENTEPE. Die Abstoßungsreaktion ihres Körpers wandelte sich in ein allmähliches Akzeptieren der fremden Gliedmaße. Nach drei Wochen begann sie ein leichtes Training. Nach der fünften Woche nahm sie ihre früheren All-Kampf-Übungen wieder auf. Der neue Unterschenkel gehorchte ihr inzwischen so, wie es der leibhaftige getan hatte. Einzig ein ab und zu auftretender Juckreiz störte sie; das Kratzen an ihrer linken Wade wurde zu einer zigfach am Tag erfolgenden Zwangshandlung. Sie würde sich daran gewöhnen.
    In jeder freien Minute saß sie geduldig am Bett ihrer Gefährtin, hielt deren Hand und sprach der immer noch sehr geschwächten Lalia Mut und Zuversicht zu. Gemeinsam schmiedeten die beiden Frauen Pläne, Trilith voller Eifer, Lalia verhalten lächelnd.
    Am Tag, als Trilith ihre frühere Topform wieder erreicht hatte, stoppte die GAHENTEPE die Entwicklung. Ohne dass Trilith dies äußerlich erkennen konnte, änderte das Schiffsgehirn abermals die Zusammensetzung der Medikamentation.
    Lalia Bir fiel von einem Moment zum anderen ins Koma zurück.
    Als Trilith nach einer anstrengenden Trainingssequenz duschte, sich neu ankleidete und in die Medostation ging, wo sie die Freundin in ihrem früheren Zustand vorfand, umgeben von der Wolke der unermüdlichen Mikrobots, eingehüllt in ein schwachleuchtendes Diagnostikfeld, ohne Bewusstsein, während sich ihre Brust im Takt des Atemspenders hob und senkte, da begriff Trilith Okt, was schon so oft geschehen war und jetzt abermals geschah: Der Unbekannte nahm – über das Schiffsgehirn – sein altes Spiel wieder auf. Die GAHENTEPE hielt Lalia Bir aus ihr unbekannten Gründen im Koma gefangen. Nur um ihre eigene Selbstheilungskräfte und ihren Überlebenswillen zu aktivieren, hatte das Schiff Lalia aus ihrem passiven Zustand geholt.
    Sie hat mich angefüttert! , dachte Trilith schockiert. Sie hat mich wie ein zu dressierendes Tier genau dahin gelockt, wohin sie mich haben wollte.
    Der Wutanfall, der sie daraufhin ansprang wie ein waidwundes Wild, das in die äußerste Enge getrieben die größten Kräfte entfesselt, war noch stärker als jener, den sie am ersten Tag ihrer Anwesenheit an Bord der GAHENTEPE erlitten hatte. Stundenlang fuhr sie durch das Schiff wie eine Furie. Sie schlug mit bloßen Fäusten auf alles ein, was in ihre Reichweite geriet. Sie stieß und stach mit dem Vibromesser um sich, sie trat und tobte, und ihr alter Freund, der Zorn, er war an ihrer Seite, und

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